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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen


Chronologisch Thread 
  • From: Dietmar Kuhl <piraten AT diekuhls.de>
  • To: Bernd Riensch <briensch27 AT yahoo.de>, AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen
  • Date: Wed, 18 Apr 2012 08:33:29 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ahoj Bernd,

vielen Dank für Ergänzung.
Ich denke, wir widersprechen uns da in keinem einzigen Punkt und die zusätzlichen Punkte von Dir sind eine sehr gute Ergänzung.

Viele Grüße

Dietmar

Am 17.04.2012 22:58, schrieb Bernd Riensch:
Ahoi zusammen,

zur bestehenden Diskussion,
wir erinnern uns...damals vor der Öffnung der Betriebskrankenkassen für alle Bürger, hatten wir eigentlich nur die AOK, Barmer, DAK, Techniker KK und vielleicht noch ein paar wenige andere. Ziel der Öffnung war mehr Wettbewerb und somit Kostensenkung. Was ist daraus geworden?
Nichts.
Im Gegenteil, die Kosten explodieren auf allen Gebieten. Somit machen die ca. 150 KK keinen Sinn. Versicherte zahlen für einen risigen Verwaltungsapparat.
Natürlich besteht auch bei einer Bürgerversicherung, in der aller Bürger versichert sein müssen, die Gefahr eines "Wasserkopfes". Bestes Beispiel ist dafür die AOK oder die anderen o.g.. In jeder Kleinstadt steht ein KK-"Villa" mit den entsprechenden Betriebs- und Unterhaltsskosten. Wir erinnern uns auch an die Skandale über "dicke" Mercedes die es "Gratis" zum Job dazu gab, was auch heute noch der Fall ist.
Solange es bei einer "Selbstverwaltung" und somit "Selbstkontrolle" bleibt, werden auch die Verwaltungs- und Betriebskosten weiter steigen. Wir wollen auch nicht vergessen das die allein die AOK für ihre vergangenen Jahre bis 2002 noch insgesamt 1,4 Mrd. Rentenzahlungen (Zusatzversorgungskasse) für ihre Mitabreiter (ca. 54000) zu zahlen hatte. Und wenn man dann in diesem Zusammenhang noch die vor Jahren insgeheim durchgedrückte Verdoppelung der Gehälter berücksichtigt.

Wichtig sind mehr:
1. Transparenz und Kontrolle, unabhängig ob Bürgerversicherung oder Mischform.
2. Abrechnungstransparenz gegenüber Versicherten und KK.
3. bessere Kontrolle der KK 
4. Kostenteilung sollte unbedingt bei 50/50 bestehen bleiben, Unternehmen verabschieden sich sonst komplett aus ihrer Verantwortung der Gesundheit der 
    Mitarbeiter gegenüber, im Gegenteil sie sollten verpflichtet werden Prävention zu betreiben und das BEM umzusetzen. Auch wird damit dem
    Witschaftlobbyismus vorgebeugt.
5. Blacklist für Arzneimittel deren med. Nutzen nicht nachgewiesen wurde
6. Überarbeitung der Kontroll- und Aufgabenfunktionen aller Beteiligten im Gesundheitswesen (Entflechtung = Transparenz)
7. Beendigung der Einflußnahme der Pharmaindusterie auf Kontrollgremien z.B. (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
8. Neuregelung des Gemeinsamen Bundesauschusses (jetzt: Richtlinienkompetenz oh. mit Parteivertretern OHNE Stimmrecht)
9. Abschaffung der KVen (Lobbyistmus)
10. Absolute Durchsetzung des Wirtschaftlichkeitsgebotes
11. Neutralität des IQWIG sicherstellen: Aufgabe: z.B: Nutzenbewertung von Medikamenten)
12. rechtliche Kontrolle und Prüfung von pharmafinanzierten Arzneimittelstudien

Das IQWiG wird komplett aus den Beiträgen der Mitglieder aller Gesetzlichen Krankenversicherungen finanziert, im Vorstand (GKV, KBV, DKG).


Die PKV wird aufgrund der domographischen Entwicklung immer mehr mit Exsistenzproblemen zu kämpfen haben. Die bisherige Tarifform unter Berücksichtigung des Risikoausgleichs wird nicht mehr lange durchzuhalten sein.
Die PKV als Zusatzversicherung für "Luxus"-Behandlungen, Extras usw. ist sicher angebracht und wünschenswert, s.u. (Dietmar)
ansonsten stimme ich Diemar zu (PKV)

Das IQWiG wird komplett aus den Beiträgen der Mitglieder aller Gesetzlichen Krankenversicherungen finanziert.

HG
Bernd




Von: Rainer Hotter <phantomg4 AT live.de>
An: 'AG Gesundheit' <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Gesendet: 14:46 Dienstag, 17.April 2012
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

Hallo Dietmar!

Und auch alle Andren.

Die Bezeichnung "- Grundverorgungskasse (GKV)" ist entweder versehentlich falsch geschrieben oder gefährlich.
Es sollte doch sicher (oder besser) GVK heißen, da GKV "noch" für Gesetzliche Krankenversicherung steht.

Ansonsten stimme ich Dir vollumfänglich zu.

Ein wichtiges Argument fehlt jedoch noch. Hauptgrund für die Abkehr von den PKV's sollte die klare Benachteiligung (durch Ausschluss) von chronisch Kranken sein. Mich hat es sowieso schon immer etwas verwundert, dass dies möglich ist, da es sehr stark gegen den Gleichheitsgrundsatz "verstößt". Außerdem ist eine  Versicherung per Definition die Verteilung von Risiken oder Lasten von Wenigen (oder eines Einzelnen) auf Viele dar.

Lg
BayernPK

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Dietmar Kuhl
Gesendet: Dienstag, 17. April 2012 13:23
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

Ahoj,

als rechte neuer Pirat mit Fokus auf unser marodes Gesundheitswesen habe ich mich etwas in den Thread "Neuregelung Gesundheitswesen" eingelesen.
Sehr unterschiedliche Meinungen, die auch mehr oder weniger "hart"
diskutiert werden.

Ich möchte kurz auf die Thematik Einsparung von Verwaltungskosten und auf die PKV eingehen und freue mich auf Euer Feedback.

GKV:
Die Anzahl der GKVs in Deutschland nimmt zwar stark ab, das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig das damit auch die Verwaltungskosten sinken.
"Bestandswahrung" gilt auch hier und ehemalige Vorstände und leitende Funktionen einer fusionierten GKV behalten im Normalfall weiterhin ihre festgeschriebenen Gehälter und Goodies. Meist werden aus ehemaligen Hauptsitzen der aufgegangenen GKVs dann Niederlassungen oder Sachgebiets-Direktionen (oder wie immer das dann auch genannt wird).

Und auch nach allen aktuellen Fusionen liegt die Zahl der GKVs in Deutschland noch bei knapp 150.

Zwischendurch konnte ich lesen, das die Gehälter bei den GKVs gar nicht so hoch wären und 100.000 € Jahresgehalt die Ausnahme sei....
Naja... das ist leicht nachzuprüfen, denn die GKVs sind verpflichtet die Gehälter ihrer Vorstände offenzulegen.
Auf der Seite "http://www.krankenkassen.de/ref/vorstandsgehaelter/" kann jeder einmal einsehen, wie die Lage ist...

Kleiner Auszug (Werte aus 2009):
Die Spitzenverdiener liegen weit über den Durchschnittsgehältern der Krankenkassen-Chefs in Deutschland. Die Grundvergütung lag im Durchschnitt der Krankenkassen bei etwa 115.000 Euro, die Höchstvergütung lag im Durchschnitt bei etwa 129.000 Euro. Das ist etwas mehr als im Vorjahr: Für 2008 wurde ein durchschnittliches Höchstgehalt von 123.000 Euro ermittelt. Der durchschnittliche Kassenchef konnte 2009 demnach eine Steigerung von 4,8 Prozent erzielen.

Die Hitliste führ die Techniker Krankenkasse an, deren Vorstand satte
270.000 € Jahresgehalt erhält.

Und das sind nur die Vorstände!

Und der GEZ-ähnliche Einzug der Beiträge über eine staatliche Stelle und Weiterverteilung nach komplizierten Schlüsseln an die GKVs dient auch nicht wirklich zur Verwaltungskosten-Einsparung.

PKV:
Natürlich spüren auch die PKV die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen und die "alles-wird-bezahlt" Mentalität der PKV nimmt stark ab.
Aber - und da stimme ich den gelesenen Aussagen zu - sie haben den Steuerzahler bislang noch keinen Euro gekostet, da die PKV - wie jede private Versicherung - kostendeckend arbeiten und für die Aktionäre auch noch Gewinn abwerfen muss.
Es wäre also m.E. nach unsinnig, die PKV abzuschaffen.

Meine Idee und Grundeinstellung zum Thema Krankenkassen und Beiträge:

Es gibt eine gesetzliche Krankenkasse bei der jeder Bürger versichert sein muss und die eine Grundsicherung (amulante und stationäre Behandlung, Heilmittel, Zahnbehandlung und Zahnersatz) garantiert.
Auch Selbständige und Freiberufler werden bei dieser Versicherungspflicht nicht ausgenommen - sonst funktioniert das System nicht.
Die Kostenteilung Arbeitnehmer/Arbeitgeber bleibt weiterhin bestehen.
Für Arbeits-/Ewerbslose Bürger übernimmt die Arbeitsagentur/Jobcenter die Beiträge der Grundsicherung.
Die Familien-Mitversicherung gilt hierbei selbstverständlich weiterhin.

Dazu gibt es - angeboten von den GKV wie auch den PKV - Zusatzversicherungen, die z.B. höhere Kostenbeteiligung oder Kostenübernahme bei Zahnersatz, stationäre Unterbringung im Einzel-/Zweibettzimmer, Heilmittel (z.B. Brille), aber auch Kuren, Massagen, Heilpraktiker und Ähnliches übernimmt.
Man kennt diese Zusatzversicherungen in verschiedenen Ausprägungen ja schon heute für GKV-Mitglieder.
Die Beiträge für diese Zusatzversicherungen zahlt der Versicherte selbst.

Behandlungskosten werden als Rechnung in dreifacher Ausfertigung an den Patienten gestellt.
- Grundverorgungskasse (GKV)
- Zusatzversicherung (PKV)
- Patient
Nur so ist gewährleistet, das der Patient selbst die Rechnung und die Korrektheit der aufgeführten Leistungen kontrolliert.
Nach "OK"-Vermerk des Patienten gibt dieser die Rechnung(en) an die Grundversorgungskasse und ggf. an die Zusatzversicherung weiter.
Von dort werden die Rechnungsbeträge an den Leistungsträger (Arzt, Klinik usw.) direkt gezahlt.

Mit diesem System können die Kosten für die Grundversorgung pro Versicherten gesenkt werden, da erstmals alle Versicherten in einer Kasse versichert sind.
Für Versicherungsunternehmen bleibt weiterhin die Möglichkeit bestehen, auch private Krankenversicherungen in Form der Zusatzversicherungen anzubieten.
Mit der Grundversorgung ist die medizinische Behandlung für jeden Bürger in ausreichendem Maße gesichert, Zusatzversicherungen sind keine Notwendigkeit. Sie können aber zur Absicherung und als "Luxus"
abgeschlossen werden.


Das Schwierigste an jedem Konzept für eine Neustrukturierung des Gesundheitswesens ist natürlich der Übergang von dem gängigen System wie wir es heute haben zu dem neuen System.
Und die Zeit, die ein solcher Übergang dauert.
Und die Lobby, die diesen Übergang natürlich zu verhindern versucht.
Aber jede Reise beginnt nun mal mit dem ersten Schritt - und der muss gemacht werden.

Ich freue mich auf Eure Kommentare

Dietmar

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