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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen


Chronologisch Thread 
  • From: Dietmar Kuhl <piraten AT diekuhls.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen
  • Date: Tue, 17 Apr 2012 15:59:27 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Rainer,

die Wortfindung ist da sicher nicht in meinen Betrachtungen abgeschlossen :-)
Es geht um eine Grundversorgung, die jeder Bürger hat und haben muss. Ob ich das GKV für gesetzl. Krankenversicherung oder gesetzl. Grundversorgung nenne...

Klar: PKV ist hier nur ein Wort für eine privatwirtschaftlich angebotene Versicherung.
Das "Rosinenpicken" wie bislang kann dann natürlich nicht mehr sein.

Genau aus diesem Grund ist mir ja die Idee einer Pflicht-GKV für alle so wichtig. Das funktioniert aber nur, wenn wirklich alle Bürger - unabhängig ob Angestellt oder Selbständig/Freiberufler- in dieser GKV sind.

Klar kann man das auch über ein privatwirtschaftliches Angebot regeln, die Frage stellt sich ob ein Versicherungsunternehmen dies machen möchte...

Viele Grüße

Dietmar

Am 17.04.2012 14:46, schrieb Rainer Hotter:
Hallo Dietmar!

Und auch alle Andren.

Die Bezeichnung "- Grundverorgungskasse (GKV)" ist entweder versehentlich
falsch geschrieben oder gefährlich.
Es sollte doch sicher (oder besser) GVK heißen, da GKV "noch" für Gesetzliche
Krankenversicherung steht.

Ansonsten stimme ich Dir vollumfänglich zu.

Ein wichtiges Argument fehlt jedoch noch. Hauptgrund für die Abkehr von den PKV's
sollte die klare Benachteiligung (durch Ausschluss) von chronisch Kranken sein. Mich
hat es sowieso schon immer etwas verwundert, dass dies möglich ist, da es sehr stark
gegen den Gleichheitsgrundsatz "verstößt". Außerdem ist eine Versicherung
per Definition die Verteilung von Risiken oder Lasten von Wenigen (oder eines
Einzelnen) auf Viele dar.

Lg
BayernPK

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
Dietmar Kuhl
Gesendet: Dienstag, 17. April 2012 13:23
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

Ahoj,

als rechte neuer Pirat mit Fokus auf unser marodes Gesundheitswesen habe ich mich etwas
in den Thread "Neuregelung Gesundheitswesen" eingelesen.
Sehr unterschiedliche Meinungen, die auch mehr oder weniger "hart"
diskutiert werden.

Ich möchte kurz auf die Thematik Einsparung von Verwaltungskosten und auf die
PKV eingehen und freue mich auf Euer Feedback.

GKV:
Die Anzahl der GKVs in Deutschland nimmt zwar stark ab, das bedeutet jedoch
nicht zwangsläufig das damit auch die Verwaltungskosten sinken.
"Bestandswahrung" gilt auch hier und ehemalige Vorstände und leitende
Funktionen einer fusionierten GKV behalten im Normalfall weiterhin ihre
festgeschriebenen Gehälter und Goodies. Meist werden aus ehemaligen Hauptsitzen der
aufgegangenen GKVs dann Niederlassungen oder Sachgebiets-Direktionen (oder wie immer
das dann auch genannt wird).

Und auch nach allen aktuellen Fusionen liegt die Zahl der GKVs in Deutschland
noch bei knapp 150.

Zwischendurch konnte ich lesen, das die Gehälter bei den GKVs gar nicht so
hoch wären und 100.000 € Jahresgehalt die Ausnahme sei....
Naja... das ist leicht nachzuprüfen, denn die GKVs sind verpflichtet die
Gehälter ihrer Vorstände offenzulegen.
Auf der Seite "http://www.krankenkassen.de/ref/vorstandsgehaelter/"; kann
jeder einmal einsehen, wie die Lage ist...

Kleiner Auszug (Werte aus 2009):
Die Spitzenverdiener liegen weit über den Durchschnittsgehältern der
Krankenkassen-Chefs in Deutschland. Die Grundvergütung lag im Durchschnitt
der Krankenkassen bei etwa 115.000 Euro, die Höchstvergütung lag im
Durchschnitt bei etwa 129.000 Euro. Das ist etwas mehr als im Vorjahr: Für
2008 wurde ein durchschnittliches Höchstgehalt von 123.000 Euro ermittelt.
Der durchschnittliche Kassenchef konnte 2009 demnach eine Steigerung von 4,8
Prozent erzielen.

Die Hitliste führ die Techniker Krankenkasse an, deren Vorstand satte
270.000 € Jahresgehalt erhält.

Und das sind nur die Vorstände!

Und der GEZ-ähnliche Einzug der Beiträge über eine staatliche Stelle und
Weiterverteilung nach komplizierten Schlüsseln an die GKVs dient auch nicht
wirklich zur Verwaltungskosten-Einsparung.

PKV:
Natürlich spüren auch die PKV die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen und die
"alles-wird-bezahlt" Mentalität der PKV nimmt stark ab.
Aber - und da stimme ich den gelesenen Aussagen zu - sie haben den
Steuerzahler bislang noch keinen Euro gekostet, da die PKV - wie jede private
Versicherung - kostendeckend arbeiten und für die Aktionäre auch noch Gewinn
abwerfen muss.
Es wäre also m.E. nach unsinnig, die PKV abzuschaffen.

Meine Idee und Grundeinstellung zum Thema Krankenkassen und Beiträge:

Es gibt eine gesetzliche Krankenkasse bei der jeder Bürger versichert sein
muss und die eine Grundsicherung (amulante und stationäre Behandlung,
Heilmittel, Zahnbehandlung und Zahnersatz) garantiert.
Auch Selbständige und Freiberufler werden bei dieser Versicherungspflicht
nicht ausgenommen - sonst funktioniert das System nicht.
Die Kostenteilung Arbeitnehmer/Arbeitgeber bleibt weiterhin bestehen.
Für Arbeits-/Ewerbslose Bürger übernimmt die Arbeitsagentur/Jobcenter die
Beiträge der Grundsicherung.
Die Familien-Mitversicherung gilt hierbei selbstverständlich weiterhin.

Dazu gibt es - angeboten von den GKV wie auch den PKV - Zusatzversicherungen,
die z.B. höhere Kostenbeteiligung oder Kostenübernahme bei Zahnersatz,
stationäre Unterbringung im Einzel-/Zweibettzimmer, Heilmittel (z.B. Brille),
aber auch Kuren, Massagen, Heilpraktiker und Ähnliches übernimmt.
Man kennt diese Zusatzversicherungen in verschiedenen Ausprägungen ja schon
heute für GKV-Mitglieder.
Die Beiträge für diese Zusatzversicherungen zahlt der Versicherte selbst.

Behandlungskosten werden als Rechnung in dreifacher Ausfertigung an den
Patienten gestellt.
- Grundverorgungskasse (GKV)
- Zusatzversicherung (PKV)
- Patient
Nur so ist gewährleistet, das der Patient selbst die Rechnung und die
Korrektheit der aufgeführten Leistungen kontrolliert.
Nach "OK"-Vermerk des Patienten gibt dieser die Rechnung(en) an die
Grundversorgungskasse und ggf. an die Zusatzversicherung weiter.
Von dort werden die Rechnungsbeträge an den Leistungsträger (Arzt, Klinik
usw.) direkt gezahlt.

Mit diesem System können die Kosten für die Grundversorgung pro Versicherten
gesenkt werden, da erstmals alle Versicherten in einer Kasse versichert sind.
Für Versicherungsunternehmen bleibt weiterhin die Möglichkeit bestehen, auch
private Krankenversicherungen in Form der Zusatzversicherungen anzubieten.
Mit der Grundversorgung ist die medizinische Behandlung für jeden Bürger in
ausreichendem Maße gesichert, Zusatzversicherungen sind keine Notwendigkeit. Sie können
aber zur Absicherung und als "Luxus"
abgeschlossen werden.


Das Schwierigste an jedem Konzept für eine Neustrukturierung des
Gesundheitswesens ist natürlich der Übergang von dem gängigen System wie wir
es heute haben zu dem neuen System.
Und die Zeit, die ein solcher Übergang dauert.
Und die Lobby, die diesen Übergang natürlich zu verhindern versucht.
Aber jede Reise beginnt nun mal mit dem ersten Schritt - und der muss gemacht
werden.

Ich freue mich auf Eure Kommentare

Dietmar

--
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