Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten


Chronologisch Thread 
  • From: David <davidweb426 AT googlemail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten
  • Date: Sun, 08 Apr 2012 12:09:02 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ich weiß ja nicht was dir deine Berufserfahrung sagt, aber der Patient kann
sich an zwei Stellen mit Ärzten unterhalten: Aufnahme und
OP-/Therapiegespräch. Irgendwann sollte sich der Arzt mehr als 15min Zeit
nehmen.

Eigenlob riecht immer ein wenig. Und es sollte mich nicht herausstellen. Ich
habe damit ausdrücken wollen, dass wahrscheinlich die Mehrzahl der angehenden
Ärzte über die nötigen Eigenschaften verfügt.

Wenn ich den Chefarzt zitiert habe, dann deshalb weil von "oben" anscheinend
keine Visionen kommen.

Wenn ich für ein nicht näher benanntes Patientenkontakt 45min angesetzt habe,
dann weil es einerseits meinem noch nicht runden
Untersuchungs/Anamnese/Aufklärungsablauf geschuldet ist und andererseits dem
Empfinden, dass sich der Patient mit einem Angebot/einer Frage
auseinandersetzen können muss.
Ich habe viele Gespräche beobachtet und getätigt. Dabei habe ich einen
wichtigen Effekt wahrgenommen: Je häufiger wir eine Operation schildern, umso
flüssiger wird die Sprache und der Aufklärer vergisst weniger Einzelheiten
und kann die 10min hervorragend füllen.
"Haben Sie noch Fragen?" - Nein, weil die Aufklärung so umfassend war, dass
dem Patienten der Kopf brummt. Er weiß, dass jede Nachfrage dazu führt, dass
der Arzt sich wiederholen muss.
Von einer inhaltlich perfekten Aufklärung bleiben wohl 10% hängen.
"Aktzentuierte" Aufklärungen umfassen wesentlich weniger, sind daher
angreifbar, bleiben beim Patienten aber hängen und finden sich im Alltag
meistens.
-> Das ist das Dilemma der schnellen Aufklärung.
Tut mir Leid, aber im Klinikalltag waren die meisten Aufklärungen weniger
oder mehr von Mängeln durchsetzt. Es wurde nicht richtig (s. Lehrbuch)
aufgeklärt.

Kurzum: Ich kann die Kritik am Aufklärungsverhalten nachvollziehen. In der
Praxis ist der Patient aus unterschiedlichen Gründen nicht zum "informed
consent" bereit. Er kann es von sich selber her nicht (Alter,
Verständnis...), es klappt strukturell (Zeit..) oder vom Arzt her
(Fähigkeit...) nicht.
Mit einem gewissen Maß an Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit muss
wohl gelebt werden.

Meiner Ansicht nach ist die "ausreichende" Aufklärung bereits genügend
definiert. Die gemachten Fehler lassen sich durch einen von Piraten
initiierten kleinteiligen Vorstoß nicht beheben. Die Stichworte sind eher
Arbeitszeitverdichtung/Personalmangel und Vergütungssystem.

David

P.S.: Für nicht-Erfahrende (und aus Frust) ist der Text länger geworden, sry.

K K <klk_op AT yahoo.de> schrieb:

>Gute Morgen!
>
>> In meinem PJ (Praktisches Jahr) wurde ich stets vom Patienten gelobt.
>> Auch von anderen Studenten habe ich das gehört. Ein Krebspatient der
>> aufgrund seiner Therapiezyklen alle Wochen/Monate ins Krankenhaus
>> kommt hat einige Erfahrung.
>
>Hm ja schön das dich alle gelobt haben. Um es mal so zu sagne, es gibt
>Leute die können mit Leuten, haben Fach- und Handwerkskills und es gibt
>Leute die sollten besser in die Patho oder Forschung...
>
>> Die Ärzte schauten eher neidisch zu uns. Die meisten haben aber
>> niemals die Zeit 45 Minuten mit dem Patienten zu sprechen oder (back
>> to topic:) aufzuklären. Ich kenne die Regelungen
>> (Nicht-Delegierbarkeit dieser Aufgabe), aber man MUSS es üben. Niemand
>> vom ärztlichen Personal saß neben den Sterbenden.
>
>Ja, weil der "normale" Arzt auch mehr zu tun hat als zu kommen, Blut
>abzunehmen, etwas Anamnese zu machen und dann bei ner OP dabei zustehen?
>Aufklähren muss ich auch keine 45 Minuten. Auf dem zettel steht eh das
>wichtigste. Das soll der Patient lesen, sich dabei Fragen aufschreiben.
>Wenn ich dann komme/er zu mir erzähl ich ihm nochmal alles was drauf
>steht, unterstreiche, male und schreibe Extrazeug. Und er kann noch
>fragen. Vielleicht Untersuche ich als Anästhesist nochmal extra...
>
>Und im ernst, warum sollte der Arzt neben einem sterbenden sitzen? Wenn
>er alles für ihm getan hat, ist ein Pfarrer/seine Familie das wichtigste
>für den Sterbenden...
>
>> Aufklärungen und Anamnesen sind keine Tätigkeiten um sich die
>> Assistenzärzte gerissen haben. Aber Ultraschall. Das will man statt
>> dessen seine 500 Aufnahmen erfüllen.
>
>Katalog anyone? Dann müsste man da was ändern...
>
>> Und dann bekomme ich vom Chefarzt gesagt, dass eine Anamnese mit
>> Untersuchung in deutlich unter 30min laufen muss. So sollte kein
>> Patient im Krankenhaus ankommen.
>
>Ja? hallo realität? Wenn man X Ärzte für n Patienten auf Station hätte,
>könnte man sich 1h mit Ihnen unterhalten. Bedenke die zeit die man
>vorher schon zum Akten herrichten bei elektiven/geplanten Patienten
>verbringt. Dann das wichtigste Untersuchen, Blut abnehmen und ab in die
>FktEinheiten. Danach wird dann oft nochmal geredet wegen weiteren
>Ergebnissen. Aber wenn du 12h und länger machen willst weil du jeden Pat
>mindestens 1h sehen willst?
>
>> @Waelsch: Ich kenne genügend Kommilitonen denen ich weniger
>> Kompetenzen zutraue. So ist das eben.
>
>Denke das kommt immer daher, wo man sich selber in der Nahrungskette
>einordnet. Ich kenne Mitstudenten denen würde ich ohne zu Zögern meinen
>KH-Besuch anvertrauen, es gibt aber auch welche, die bitte bitte in die
>Forschung sollen...
>
>Bye
>klaus
>--
>AG-Gesundheitswesen mailing list
>AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
>https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen


Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang