Re: [AG-Gesundheit] Die GKV muss abgeschafft werden

[Rick <Rick AT news.piratenpartei.de>]

Moin Alien !

Wann bitte gab es jemals in Deutschland *eine* (zentrale) Krankenkasse ??? 
An solche "AOK-Zeiten", wie Du sie nennst, kann ICH mich nicht erinnern.

TheAlien schrieb:

> Die Verwaltungskosten der GKV sind deswegen so hoch, weil sie ja - de 
> facto - bereits "verprivatisiert" wurden. Wo früher ein 
> Verwaltungsapparat bestand (zu AOK Zeiten), gibt es heute für die 
> gleiche Anzahl an Versicherten zwanzig oder noch mehr, weil jede 
> Versicherungsgesellschaft ihren eigenen Verwaltungsapparat haben muß.

Allein bei den AOK'n gab es vor 20 Jahren 1991 noch *276* unabhängige 
Krankenkassen, heute sind es noch ganze *12*. Quelle: AOK Bundesverband 
http://www.aok-bv.de/zahlen/aok/index.html - dritter Abschnitt: "Zahl der 
Krankenkassen deutlich gesunken".

Diese zwölf kann man auch noch zusammenfassen --- per Gesetz ??! 
(Übrigens: AOK Rheinland-Pfalz und AOK Saarland wollen noch im 1. Quartal 
2012 ganz freiwillig fusionieren. Ursprünglich sollte auch die IKK 
Südwest mit ins Boot, ist aber am Schluss wieder ausgestiegen.)

Es würde aber keine IMHO leider nicht die Riesen-Einsparungen bringen, 
die sich viele hier davon versprechen. Natürlich kann man dann die 
Buchhaltungen und die Pressestäbe zusammenlegen. Aber damit lässt sich 
Zahl der Buchhalter eben nicht nennenswert vermindern, solange die 
Beleganzahl unverändert bleibt ! Und die Leistungsabteilungen brauchen 
auch eine gleich hohe Personaldecke, solange die Zahl der Versicherten und 
ihrer Leistungsfälle konstant bleibt.

Die wahrscheinlichste Konsequenz wäre stattdessen nach meiner 
Einschätzung nur: Eine weitere Hierachieebene "Landesdirektion" müsste 
eingezogen werden mit "Landesgeschäftsführern" anstelle der bishierigen 
eigenen "Vorstände".

Insgesamt gibt es heute (31.12.2011) genau *153* gesetzliche Krankenkassen 
(Quelle: GKV-Spitzenverband 
http://www.gkv-spitzenverband.de/upload/Krankenkassen_Fusionenverlauf_1970-2011_15401.pdf. 
Im Jahr 2011 gab es eine Pleite und zwei Fusionen, daher die Minderung auf 
153 Kassen gegenüber den 156 Kassen laut Stand vom 1.1.2011 in der Grafik.

In dieser Zahl enthalten sind eben die besagten 12 AOK'n, obwohl sie nicht 
untereinander konkurrieren und (nach meiner Kenntnis) auch für nur 
Mitglieder aus dem eigenen Geschäftsgebiet wählbar sind. Weiterhin 
enthalten sind die 9 landwirtschaftliche Krankenkassen, die ebenfalls 
getrennte Geschäftsgebiete bedienen und ohnehin nur für Landwirte und 
den Gartenbau geöffnet sind.

Die weitaus größte Gruppe stellen aber die Betriebskrankenkassen (BKKn) 
dar. Hier gilt, dass viele von ihnen sehr klein sind (unter 50.000 
Mitglieder), weil sie nur regional tätig sind oder sogar nur für 
Beschäftigte eines einzigen Unternehmens offen stehen --- daher ja der 
"traditionelle" Name: "Betriebskrankenkasse".
Überflüssig ? Kann sein. Verschwendung ? Nicht zwangsläufig, denn sie 
erhalten ja auch nur dieselben Beiträge aus dem Gesundheitsfonds 
zugeteilt wie die ganz großen Kassen auch, entsprechend der 
Versichertenzahl und -struktur. Flache Hierarchien und kurze 
Entscheidungswege scheinen kostensparend zu wirken, andersherum natürlich 
auch: weniger Beratungsstellen für die Kunden.

Die besten Grüße und einen guten Rutsch

Euer Rick

P.S.: Und wenn wir um Mitternacht die Silvesterraketen zünden, hat sich 
die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen auf *147* verringert, wenn ich 
richtig mitgezählt habe. Aber "Kopfrechnen" ist für mich als 
Informatiker ja bekanntlich nicht meine größte Stärke --- "Dafür haben 
wir ja die Computer erfunden !" ;)