Re: [AG-Gesundheit] 10.000 Festgehalt nicht genug?

[DS Lawfox <dslawfox AT googlemail.com>]

Harry,

es liegt wohl nicht ausschließlich am Geld. 

Ich erinnere mich an Anzeigen um 2005/2006 herum, wo die KVen Sachsen, Sachsen-Anhalt Antrittsgelder von um die 60T€ + Praxisräumlichkeiten (zur Anmietung) incl. Einrichtung ausschrieben, um Allgemeinmediziner als Hausärzte zu verpflichten. Seinerzeit fragte ich mir bekannte Ärzte, ob sie das machen würden. Die Resonanz war eher negativ. Die Ergebnisse der Ausschreibungen selbst sind mir nicht bekannt.

Es muss wohl an der fehlenden Attraktivität in kultureller und infrastruktureller Hinsicht liegen und damit der Unattraktivität der Lebens- und Berufsaussichten, weshalb insbesondere in den sog. unterversorgten Gebieten Ärzte keinen Bock haben, sich anzusiedeln.

Aber wenn man bedenkt, dass ein Arzt in einem unterversorgten, ländlichen und insbesondere bevölkerungsschwachen Gebiet  praktisch 24/7 im Einsatz sein muss, ist es letztlich keine Frage von Gier irgendwelcher Ärzte, sondern ein Anspruch, den man durchaus nachvollziehen kann, wenn man überdies bedenkt, dass selbst in solchen Gebieten, RLV gedeckelt sind und bei irgendwas um 30 € / Patient / Quartal Schluss ist und Hausbesuchsvergütungen im Schnitt ein Minus! von 100 % zeitigen.

Du meinst, an den KVen liegt es nicht? Das mag insofern richtig sein, als die sämtlichen Gesundheitsreförmchen der letzten 20 Jahre ein Griff ins Klo waren und im Prinzip eine Mangelverwaltung mit völlig falscher Gewichtung zu Lasten der Leistungserbringer im Gesundheitswesen erfolgt. Es gab zahlreiche Möglichkeiten - auch für die Menschen / Patienten - dagegen aufzustehen, zu protestieren und zu demonstrieren. Niemand ging hin !
 
Auch die Einrichtung von MVZ in größeren Kommunen hilft da nicht weiter, wenn man bedenkt, dass Patienten bis zu 100 km oder mehr zu "ihrem Arzt" fahren müssten und die erforderlichen Präsenzen z.b. Hausbesuche eher unmöglich machen.

Aber all das soll ja jetzt durch das Versorgungsstrukturgesetz besser werden ;-) Man darf gespannt sein. Ich möchte beinahe wetten, dass sich nichts wesentlich ändert. Und natürlich wette ich nicht, weil es a) ne Wette auf die Zukunft wäre und zudem b) eine auf dem Rücken der Menschen; also knicken. Profitieren werden die Kassen, die bis heute ihre Finanzen nicht offenlegen müssen. Das ist der eigentliche Skandal.

Grüße
Dietmar aka DSLawFox (kein Arzt;))

Am 9. Dezember 2011 18:37 schrieb Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>:

Mal eine Frage an unsere Reformer:

Ich diskutiere in einem Forum mit Ärzten darüber, wie es auf dem Land weitergehen könnte. Da meint einer, der anscheinend noch studiert, dass ihn selbst 10.000 Euro Festgehalt nicht bewegen könnten, eine Landarztpraxis zu übernehmen. Das Landleben hätte keine Perspektiven, keine Infrastruktur, die NPD hätte vielfach Hochburgen und überhaupt.....

Als ich mich entrüste, bläst ein Augenarzt ins gleiche Horn, obwohl er gleichzeitig darüber jammert, dass er nur 18 Euro/Patient/Quartal bekäme.

Kann mir mal einer sagen:

Was wollen die Ärzte eigentlich??? Dass man ihnen die Füße küsst und rund um die Uhr bestätigt, wie toll sie doch sind??

Ehrlich, das ist jetzt noch der richtige Wochenabschluss für mich! Ich habe eine Sauwut, dass man stets die Berufsethik hochhält und dann offenbar selbst ein fürstliches Festgehalt noch nicht bereit ist, die Versorgung der Landbevölkerung zu übernehmen.

Da reißen sich die Kommunen finanziell den Arsch auf, um die Unfähigkeit der KVen auszubügeln, die es nicht fertig bringt, eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten.

Und es ist immer noch nicht genug.....! >:o

Echt..., für heute reicht ´s mir. Sind solche Typen wie die oben geschilderten eine aussterbende Spezies? Oder denkt Ihr alle so wie die?

Bitte um Statements.

Frustrierte Grüße
Harry
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