Re: [AG-Gesundheit] Diskussion über KVen

[haarbrandt <haarbrandt AT googlemail.com>]

Wir hatten bei dem Thema die Feststellung, dass Ärzte eventuell auf
ihren Rechnung sitzen bleiben. Das Forderungsmanagement würde sich
dadurch dramatisch erhöhen. Vielleicht könnte man dieses ja in dem
Fall an die KVen übertragen. Keine Ahnung, ob das zu einer
Gesundheits-Inkasso führt...

Birger



Am 8. Dezember 2011 10:20 schrieb Marc <marcgpirat AT gmail.com>:
> Hallo liebe AGler,
>
> die Abschaffung der Kassenärztlichen Vereinigungen ist ein spannendes Thema,
> wenngleich man auf den ersten Blick nicht viel substanzielles im Internet zu
> finden gibt.
> Selbst die vorhandenen Proteste aus der Ärzteschaft versanden derzeit immer
> wieder  (z.B. Rückgabe der Kassenzulassung) oder köcheln vor sich hin,
> wenngleich die KV-Chefs den Reformbedarf erkennen. Aber welche Institution
> würde sich denn schon selber abschaffen?
>
> Kurz zur Historie der Kassenärztlichen Vereinigung:
> Bis Ende des 19. Jahrhunderts schlossen die Krankenkassen direkte Verträge
> mit den Ärzten. Dies führte zu großen Unruhen (Generalstreik) in der
> Ärzteschaft, da nur die Krankenkassen die Konditionen bestimmten.
> Es musste also eine teils unabhängige Institution geschaffen werden, die
> nach einigen Zwischenschritten letztlich die Kassenärztlichen Vereinigungen
> ergaben bzw. es diese bis heute immer noch sind.
>
> Die Aufgabe der der KVen ergibt sich aus dem SGB V §75. Nein ich werde
> diesen jetzt einfügen :-) Als Mediziner sind ist man in der
> Paragraphenreiterei eh nicht der Beste.
> Zusammengefasst sollen die KVen die ambulante Versorgung sicherstellen und
> die Rechte der Ärzte gegenüber den Krankenkassen vertreten. Hierfür
> schließen KVen mit den Krankenkassen Kollektivverträge hinsichtlich der
> Vergütung. Dort wird letztlich auch dann pro Bezirk eine Gesamtsumme mit
> ausgehandelt, die aber nicht den tatsächlichen Bedarf darstellt
> (demographische Entwicklung, med. Fortschritt usw. finden keine Beachtung).
> Die Gesamtsumme wird nun über ein Punktesystem an die Leistungserbringer
> verteilt.
>
> Nun zu meinem Kommentar dazu.
> Im Zuge einer etwaigen Bürgerversicherung ist ein Systemwechsel auch
> hinsichtlich den KVen sinnvoll kann aber auch unabhängig davon erfolgen.
> Die Kontrollinstanz, die den KVen derzeit zukommt, soll durch ein
> staatliches neutrales (geht überhaupt neutral? :-)) sichergestellt werden.
>
> Meiner Meinung nach sollte die Arzt-Patient Beziehung auch viel klarer durch
> vertragsähnliche Bestandteile ergänzt werden. Ich finde es nicht
> verwerflich, wenn Patienten in Zukunft direkt die Rechnung vom Arzt bekommen
> und diese dann weiterreichen. Dies hat ja letztlich auch eine starke
> Kontrollwirkung.  Da, wo Verträge nur die zweitbeste Lösung sein mögen, wird
> man sicherlich eine Lösung finden. Dies würde auch m.E. nicht im Widerspruch
> zu einer Bürgerversicherung stehen.
> Wenn ich beim Bäcker ein Brötchen kaufe, kann ich auch die Leistung sofort
> kontrollieren und ggf. weniger zahlen oder garnicht wenn ich statt einem
> Brötchen eine Brezel bekomm. Sicher gibt es hier auch schwierige Fälle, aber
> dieses System (Vertrag, Geld gegen Leistung) funktioniert überall auf der
> Welt seit Jahrhunderten.
> Wenn genau zwischen mir als Patienten und dem Arzt ein Vertrag
> zustandekommt, kann ich als Patient auch viel mehr beeinflussen.
>
> Die Kammern würde ich weiter bestehen lassen. Diese sollen gerne auch weiter
> die Fortbildung der Ärzte sichern und hier selbst geeignete Regelungen, was
> z.B. Inhalte der Facharztweiterbildung angeht, umsetzen dürfen. Auch hier
> werden ja jetzt schon Qualitätssicherungsmaßnahmen umgesetzt. Dies wäre bei
> einer Abschaffung der KVen sicherlich noch auszubauen.
>
> Mein Diskussionbeitrag also, Abschaffung der KVen und mehr Selbstbestimmung
> der Patienten am Besten durch eine Art Vertrag zwischen Arzt-Patient, die
> Abrechnung foglt dann direkt zwischen Patient und Versicherung.
> Das würde die Vorteile eines Marktes verbinden mit einer Grundsicherung
> (z.B. durch Bürgerversicherung).
>
> Viele Grüße aus Stuttgart
> Marc
>
>
>
> Am 8. Dezember 2011 07:49 schrieb haarbrandt <haarbrandt AT googlemail.com>:
>>
>> Hallo liebe AGler,
>>
>> mit einem piratigen Konzept zur Sicherstellung der Finanzierung des
>> Gesundheitswesen kommt es unweigerlich zu der Frage nach der Rolle der
>> kassenärztlichen Vereinigungen. Ich habe schon häufig die Kritik
>> gehört, dass diese eigentlich überflüssig sind. Bisher habe ich aber
>> leider nie konstruktive Vorschläge vernommen, wie das System besser
>> gemacht werden kann.
>>
>> Daher die bitte: wenn ihr ein Interesse an diesem Thema habt,
>> diskutiert darüber. Möglicherweise kann man dort mit einem klugen
>> Vorschlag wirkliche Probleme beseitigen. Freue mich auf Feedback und
>> eine spannende Diskussion,
>>
>> Birger
>> --
>> AG-Gesundheitswesen mailing list
>> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
>
>
>
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