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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] eGK

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] eGK


Chronologisch Thread 
  • From: "Pirat-Fredi" <Pirat-Fredi AT t-online.de>
  • To: <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-Gesundheit] eGK
  • Date: Thu, 13 Oct 2011 16:42:50 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Pirat-Fredi

 

Hallo, liebe Diskussionsteilnehmer/-Leser!

 

Die eGK ist für viele Bürger/-innen im Allgemeinen und PP-Mitgliedern im Besonderen ein wichtiges Thema. Daher ist es gut, dass hier Informationen und Standpunkte ausgetauscht werden. Und bisher habe ich den Eindruck, dass alle Beteiligten sich bemühen, fair und sachlich zu posten. Schließlich sind wir nicht hier um uns gegenseitig zu schmeicheln!

 

Die Möglichkeiten bzw. die Zielsetzung zur eGK in den offiziellen Publikationen sind einleuchtend und werden, so glaube ich, von einer breiten Bevölkerungsschicht getragen.

 

·         Erfassung der Stammdaten des Versicherten

·         Vermeidung von Missbrauch der Versichertenkarte

·         Selbstbestimmung des Versicherten mit dem Umgang der Karte

·         Elektronisches Rezept

·         Möglichkeit des Transportes von Gesundheits(Krankheits-)informationen an andere behandelnde Ärzte, Krankenhäuser, therapeutische Einrichtungen und ähnliches.

·         Zugriff auf wichtige Informationen bei einem Notfall

·         Vermerk von Verfügungen (Organspende, Abschalten von Lebenserhaltenden Maschinen)

 

Status Quo, die ersten eGK werden ausgeliefert.

 

·         Die Krankenkassen sind verpflichtet, in 2011 mindestens 10 % ihrer Versicherten mit der eGK auszustatten. Wird diese Quote unterschritten, wird der Verwaltungsbudget in 2012 um 2 % im Vergleich zu 2011 gekürzt.

·         Im Vergleich zur bisherigen Versichertenkarte hat die eGK ein Foto (im Idealfall vom Versicherten). Die Karte kann zurzeit nur offline verwendet werden. Somit keine Anbindung ans Internet.

·         Datensicherheit wie mit der alten Versichertenkarte.

 

Aussichten, die oben erwähnten Funktionen sollen schrittweise eingeführt werden.

 

·         Als erstes wird wohl das Versichertenstammdatenmanagement, beschlossen Juni 2010 im Bundestag, umgesetzt werden. Jedes Mal, wenn der Versicherte die Karte benutzt, werden die Stammdaten online mit denen der Krankenkasse abgeglichen. Änderungen werden direkt auf die Karte geschrieben. Ist der Inhaber der eGK vermeintlich nicht mehr berechtigt, diese Karte zu benutzen, wird sie gesperrt. Behandlungen können dann nur privat abgerechnet werden. Die Ärzte und Zahnärzte wurden von ihren Standesorganisationen angehalten, die Terminals für die Arztpraxis anzuschaffen und bis zum 30.09.2011 online zu stellen. Die Krankenkassen zahlen bei Einhaltung der Frist Zuschüsse an die Ärzte für die Anschaffung und Installation (stationäres Terminal 355 €, Installation 215 €).

·         Als nächstes ist geplant, die Notfalldaten auf die Karte zu schreiben (notwendige Medikamente, Unverträglichkeiten, Vorerkrankungen, u.ä.). Diese Daten sind offline abrufbar und ohne (?) Eingabe der PIN verfügbar (wie sollte der verletzte und/oder bewusstlose Patient die Eingabe vornehmen?).

·         Das elektronische Rezept soll danach ermöglicht werden. Für die Erfassung sind Strukturen für online und offline Versionen vorgesehen.

·         Danach sollen Arztberichte, Röntgenunterlagen eingepflegt werden. Auf Grund der Datenmenge ist das nur online möglich.

·         Das Endausbaustadium sieht die elektronische Patientenakte vor. Auch diese ist nur online verfügbar.

Datensicherheit ist in vollem Umfang gegeben – durch unterschiedliche Verfahren, die ich hier nicht näher erörtern möchte, weil irrelevant!

 

 

Probleme sehe ich in der Interessenlage der Beteiligten.

 

Wir haben auf der einen Seite die Industrie, die erhebliches wirtschaftliches Interesse daran hat, umfängliche, kostenintensive Produkte zu vermarkten und die einer dauerhaften Pflege und Weiterentwicklung bedürfen. Hier stehen in vorderster Linie IBM, ORGA, SAP und InterComponentWare (ICW – Hauptgesellschafter Dietmar Hopp).

Auf der nächsten Seite haben wir den Staat. Dieser hat ein dauerndes und stetig wachsendes Informationsbedürfnis für mehr Sicherheit und Freiheit (?).  Hier nur angekratzt die Regelungen beim BaFin, die lebenslange ID Nummer vom Finanzamt, das begrabene ELENA, Personalausweis.

Dann gibt es noch die gesetzlichen Krankenkassen. Diese benötigen immer mehr Informationen um die Effizienz der Behandlung zu steigern, das Abrechnungsverhalten der Leistungserbringer (Ärzte, ZÄ, Apotheker, usw.) zu kontrollieren und das Verhalten der Versicherten zu lenken.

Ach ja, und dann gibt es noch den, der alles bezahlt, den Versicherten/Patienten/Kunden. Der steht als schwächstes Glied der Kette an letzter Stelle.

Vermeintliche Rechtssicherheit wird durch faktische Gegebenheiten ausgehebelt. Stichwort Hausarztmodell, Arbeitnehmer/Arbeitgeber, Personenversicherer, eigene Schusseligkeit!

 

Fakten

Die Datensicherheit ist u.a. bedroht durch die Tatsache, dass die Verschlüsselung der Daten jährlich überprüft und spätestens alle 6 Jahre angepasst werden muss. Um die alten Daten neu zu verschlüsseln, müssen diese erst wieder entschlüsselt werden. Somit stellt sich die Frage wo die Kopie des Patientenschlüssels abgelegt wird oder ob es eine Art Zentralschlüssel geben wird.

Andererseits, was passiert, wenn die Karte verloren geht, zerstört wird? Muss der Versicherte dann mit seiner Karte alle Stationen seiner bisherigen Versichertenlaufbahn aufsuchen um die Daten auf seine neue Karte abzulegen oder gibt es doch wieder einen anderen Weg, diese Daten zu erhalten. Wer hat dann diesen Schlüssel?

Diese Fragen konnten mir bisher nicht beantwortet werden.

Und noch etwas ist bemerkenswert. Anfang dieses Jahres wurde beschlossen, dass die Ansprüche an die Testreihen drastisch reduziert werden, da es zu viele Hemmnisse gab und man die Auslieferung der eGK nicht weiter verzögern wollte.

 

Mein Anliegen

Es gibt viele Vorteile einer Versichertenkarte, egal wie sie aussieht, die man nutzen sollte. Aber wir müssen nicht die Mängel und Nachteile in Kauf nehmen! Die meisten Dinge, wie der Datenaustausch unter den Ärzten und Krankenhäuser kann mit einer Punkt zu Punkt Telematik erledigt werden. Hierfür müssen keine zentralen (dezentralen) Speicherstellen eingerichtet werden. Gespeichert sind die Daten dann nur beim Absender und Empfänger.

Vielleicht ist das ein Punkt, für den wir uns, neben der Aufklärung, einsetzen können!

 

Herzliche Grüße

Manfred Jablonski

 

 




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