Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!

[syna <syna AT news.piratenpartei.de>]

Guido Heymann schrieb:
>  
>>  >Michaela schrieb u.a.:   >Wie kommt Ihr eigentlich auf die Idee, 
>> dass Ärzte Privatpatienten besser versorgen als GKV-Patienten,  oder 
>> dass diejenigen Privatärzte, die keine GKV-Patienten behandeln, 
>> grundsätzlich oder überwiegend besser sind?...   
>   Volle Zustimmung zu allem Gesagten hier!!
> Guido (MaHe Berlin) 


 *Pauschal kann man nicht sagen,*  dass Ärzte PKV-Patienten besser 
behandeln als Kassenpatienten. Solches einfach so zu behaupten wäre 
unangebracht und grob falsch.

 *Das Problem ist subtiler: * 

Jeder Arzt hat ja den hippokratischen Eid geleistet - und ich denke mal, 
dass sich jeder Arzt diesem auch wirklich verpflichtet fühlt - zumindest 
in 
 
Sinne einer humanistischen Ethik des Heilens. Diese Ethik unterscheidet 
nicht nach PKV oder GKV. 

 *Jedoch in der Praxis ... * 

... hat der Arzt lange studiert, und hat sich eventuell durch den Kauf 
einer Praxis in Schulden gestürzt. Er wird mit der 
kommerziell-finanziellen 
 
Seite dieser Welt konfrontiert. Da macht es schon einen Unterschied, ob 
man viele Privatpatienten behandelt und nach GÖÄ abrechnen kann - 
oder ob arme GKV-Patienten das Wartezimmer bevölkern. 

Genau das stößt viele Ärzte in einen * inneren Konflikt* : Einerseits 
wollen sie 
 
alle Patienten gleich gut behandeln - ganz im ethisch-humanistischen 
Sinne. Andererseits müssen die die Kredite abzahlen und müssen die 
Praxiskosten irgendwie tragen. 

Manche denken sich alle möglichen "Zwischenlösungen" wie getrennte 
Wartezimmer und Eingänge, getrennte Wartelisten, mehr IGEL-Leistungen 
usw. aus. Es bleibt oft eine schizophrene Situation. Durch Kostendruck 
und die finanzielle Situation im Hinterkopf ist es sicher nicht 
auszuschließen, dass manche Ärzte ihren Privatpatienten einfach 
wohlwollender gegenüberstehen, ihnen mehr Zeit widmen und mit ihnen 
ausführlicher über die Diagnose und die möglichen 
Behandlungsmöglichkeiten reden. Es kann auch sein, dass sich diese 
Präferenzmuster verfestigen - und sich in vielen Kleinigkeiten 
ausdrücken. 
 

Insofern werden dann PKV-Patienten bevorzugt.


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Man sieht dabei gut: Das Problem sind nicht die Ärzte - ihr 
Verantwortungsbewusstsein oder ihre ethische Gesinnung. Das Problem 
sind die  *unterschiedlichen Vergütungssysteme*  für PKV- und 
GKV-Patienten. Und genau das sollte bereinigt werden.


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 *Zweiter Punkt: Privatärzte sind nicht überwiegend besser. * 

Das ist meistens wohl so. Die Praxis sieht sehr unterschiedlich aus - so 
unterschiedlich, wie wir Menschen nun mal sind. Es gibt viele 
privat-liquidierende, die sind wirklich gut - tendenziell besser als ihre 

 
Kollegen. Es gibt aber auch liquidierende Chefärzte, die mangels Übung, 

 
da sie sich überwiegend mit administrativen Dingen beschäftigen, nicht 
mehr so gut wie ihre Kollegen sind. 

 *Bei den "Spezialisten"* , also Chirurgen, die sich auf spezielle 
Eingriffe 
 
(Beispiele Bauchspeicheldrüsenkrebs, zerebrale Tumore, Prostatakrebs 
usw.) in ihrer Karriere konzentriert haben, sieht es ganz anders aus: 
Diese 
 
werden von ihrer Krankenhausleitung sanft dazu angehalten, möglichst 
kosteneffizient zu arbeiten. D.h. teuere Spezialisten-OPs nur bei 
Privatpatienten, und auch sonst möglichst nur Privatpatienten operieren, 

 
auch wenn diese nur eine "Trivial"-OP benötigen. Denn: Operiert er einen 

 
Bauchspeicheldrüsenkrebspatienten der AOK, dann steigt sein 
persönliches Einkommen (und das des Krankenhauses) nicht um einen 
einzigen Euro. Operiert er stattdessen in der gleichen Zeit 5 
Privatpatienten mit Leistenbruch, hat er zusätzlichen 3000 Euro verdient 

 
(und das Krankenhaus - unter hohem Kostendruck - kann seine Bilanz 
verbessern).  

Das bedeutet: Die Zeit der Superspezialisten wird oft für 
Trivialeinsätze 
 
verschwendet, damit Kosten des Krankenhauses stimmen. Dies ist kein 
Einzelphänomen, sondern Praxis in allen (größeren) Krankenhäusern.

Und es ist keine Marginalie: Wenn es (in den oben genannten Bereichen) 
um Leben und Tod geht, dann haben nur PKV-Patienten gute Karten!  


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Was ich deutlich machen will: Nicht die Ärzte, die i.d.R. mit hohem 
Idealismus studiert haben, sind an den Fehlentwicklungen schuld. Auch 
nicht die Mitarbeiter der PKV-Unternehmen. 

Das Problem ist die  *duale Vergütung* , die zur 2-Klassenmedizin führt 
- 
 
und die extreme Verwerfungen in einigen, aber wichtigen Bereichen 
herbeiführt. Die duale Vergütung entspringt der dualen Struktur aus 
GKVen und PKVen, die ganz unterschiedliche Philosophien verkörpern: Die 
eine steht für solidarische Gesundheitsabsicherung aller, die andere ist 
ein 
 
profitorientiertes Versicherungsunternehmen. 

 Die Überwindung dieser Probleme - der dualen Vergütung und der daraus 
resultierenden Ungerechtigkeiten - liegt in der  *Abschaffung der PKVen!* 
 
 


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Man sollte sich auch vor Augen halten: Würden sich die privat 
Versicherten genauso wie gleich gut verdienende gesetzlich Versicherte 
an der Finanzierung der Versorgung der Einkommensschwachen beteiligen, 
wären die Beitragssätze der gesetzlichen Kassen deutlich niedriger, die 

 
Privaten Krankenversicherungen aber wesentlich teurer. Und alle Ärzte 
könnten nach einem (einzigen) Katalog, der höher liegt als der jetzige 
EBM, vergütet werden. 

Die Private Krankenversicherung kann ihre Tarife nur attraktiv gestalten, 

 
weil die dort Versicherten das Solidarsystem in keiner Weise mitbezahlen. 

 
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