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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] Verbot von Anwendungsbeobachtungen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] Verbot von Anwendungsbeobachtungen


Chronologisch Thread 
  • From: Sayyadina <sayyadina AT gmx.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-Gesundheit] Verbot von Anwendungsbeobachtungen
  • Date: Fri, 03 Dec 2010 23:58:07 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ein herzliches Hallo von einem Neuling in der Gruppe!

Da sich da draußen im Augenblick alles um AMNOG und seine Folgen zu drehen scheint, ist die Forderung von Transparency Deutschland nach einem Verbot von Anwendungsbeobachtungen ziemlich in den Hintergrund gerutscht.

Originalwortlaut der Pressemitteilung:
Berlin, 04.11.2010 - Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland fordert das Verbot von "Anwendungsbeobachtungen". "Anwendungsbeobachtungen" bezeichnen die Honorierung von Ärzten für die Verordnung von zugelassenen Produkten durch Arzneimittelhersteller. Sie haben nichts mit klinischen Prüfungen von Arzneimitteln zu tun. Pharmavertreter bieten Anwendungsbeobachtungen vor allem niedergelassenen Ärzten an, um diesen - gegen Entgelt - die Verschreibung von Medikamenten ihres Auftraggebers nahezulegen. Bisher wurden sie aufgrund des Drucks der Arzneimittelhersteller noch nicht verboten.
Wolfgang Wodarg, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland: "Anwendungsbeobachtungen sind ein nutzloses Marketing-Instrument der Pharmaindustrie, das zur kontinuierlich steigenden Unwirtschaftlichkeit und Unzweckmäßigkeit medikamentöser Behandlungen in Deutschland beiträgt. Anwendungsbeobachtungen sind eine legalisierte Form der Bestechung von Ärzten, mit der der Warenanbieter durch Therapiewechsel seinem Produkt Absatzvorteile verschafft."
Anwendungsbeobachtungen gewährleisten keinen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und sind eine Gefahr für Patienten. Sie belasten die Beitragszahler der Krankenkassen mit nutzlosen Arzneimittelkosten in Milliardenhöhe und sind für mehr als 0,1 Beitragspunkte der Versicherten verantwortlich.
(http://www.transparency.de/2010-11-04-Anwendungsbeobachtu.1757.0.html)

Der VfA hat selbstverständlich sofort dagegengehalten, wie unverzichtbar AWBs doch sind.
http://www.vfa.de/embed/pm-060-2010.pdf


Meine persönliche Erfahrung dazu ist, dass man mit AWBs bestimmte Fragestellungen aus der Versorgungspraxis sehr gut untersuchen könnte, die aus RCTs (randomisierten kontrollierten Studien) nicht ermittelbar sind. In der Praxis muss man die guten AWBs aber mit der Lupe suchen. Bei den vom Sponsor selbst initiierten (nicht behördlich angeordneten) AWBs ist es doch eher so, dass wenn sich die Forschungsabteilung das Budget von oben absegenen lassen muss, die Frage nach dem durch die AWB generierten Umsatz / Verordnungsvolumen doch wieder in den Mittelpunkt rückt. (Oft genug ist nicht einmal das der Fall, da werden die AWBs direkt aus der Marketingabteilung lanciert....)

Wie man damit umgehen sollte? Ich denke, das ein komplettes Verbot von AWBs über's Ziel hinausschießt und auch gegen die bekannten Lobbykräfte nicht durchsetzbar wäre.
Warum nicht für AWBs eine Genehmigung des Beobachtungsplans durch die lokalen Ethikkommissionen zur Verpflichtung machen? Die Ethikkommissionen sind für diese Aufgabe hervorragend geeignet. Sie sind fest etabliert und damit ergeben sich keine großen Umsetzungskosten für den Gesetzgeber. Die reinen Marketing-AWBs könnten so abgeschossen werden. Der zusätzliche Zeitaufwand für das Genehmigunsverfahren beträgt wenige Wochen und ist mit schätzungsweise zwei- bis dreitausend € Mehrkosten für den Sponsor absolut überschaubar. Damit wäre es auch schwer für die Verbände, dagegen zu wettern...

Viele Grüße

Sayyadina






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