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ag-gesundheit-solidarier - Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Stand der Debatte?

ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland

Listenarchiv

Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Stand der Debatte?


Chronologisch Thread 
  • From: "Dr. Pabst" <dr.pabst AT anaesthesie-nord.de>
  • To: "Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland" <ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Stand der Debatte?
  • Date: Sun, 27 May 2012 10:40:41 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheit-solidarier>
  • List-id: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland <ag-gesundheit-solidarier.lists.piratenpartei.de>


Hallo Georg,
 
ich schreib' mal meine Kommentare in Deinen Text in Blau rein.
 
 
Grüße aus dem sonnigen Norden
 
Birgit
 
 
----- Original Message -----
From: "Actuarius01" <Actuarius01 AT news.piratenpartei.de>
To: <ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Sunday, May 27, 2012 1:03 AM
Subject: Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Stand der Debatte?

>
> Hallo Birger,
>
> mit den 8,3% für England, die Syna noch ergänzt hat, ist das eine
> schöne Tabelle.
>
> Anzumerken ist, daß viele viele Millionen Leute in den USA nicht
> krankenversichert waren/sind und trotzdem die USA den Spitzenwert
> einnehmen. Vor der Immobilienkrise waren Arzt/Krankenhausrechnungen der
> Nr. 1 Grund für Privatinsolvenzen in den USA.
>
> Meines Wissens schneiden in dem Index der Lebenserwartung modifiziert um
> den Gesundheitszustand/Lebensqualität die USA auch nicht so gut ab. Und
> daß bei den statistisch höchsten Gesundheitsausgaben.
>
> Die Engländer wiederum schneiden bei diesem Index recht gut ab (meiner
> Erinnerung nach, ich muß die Zahlen mal zusammen suchen).
>
> Entscheidend für niedrige Gesundheitskosten ist, daß der Patient das
> kriegt was er (zum Überleben) braucht und nicht innerhalb des Systems
> das, was er will oder denkt, was er braucht. Letzteres muß er privat
> zukaufen oder es lassen.
 
Klar hast Du recht, daß der Patient nicht alles kriegen sollte, was er will oder glaubt zu brauchen. Und daß er den Rest zukaufen muß. Sonst schrauben sich die Ansprüche ins Unendliche und die Prävention, Mitarbeit und Therapietreue bleiben auf der Strecke.
 
Es ist aber innerhalb des Systems mehr möglich zu bezahlen, als das, was der Patient "zum Überleben" braucht, wenn man nicht die ganzen Lobbyisten mitfüttert und die für die Gesundheitsversorgung unnötigen Verwaltungskosten cancelt (z.B. Werbeetat der Krankenkassen um neue Mitglieder).
 
Ich bin nach wie vor der Ansciht, daß es nur dann gelingen kann, ein auf Patientennutzen ausgerichtetes Gesundheitswesen zu schaffen, wenn zunächst einmal alle Daten denen zugänglich gemacht werden, die an einem solchen System Interessen haben. Das muß ein von den bisherigen Playern unabhängiges Gremium sein. Sonst versackt der Ansatz wieder im Pründekampf der Lobbyisten.
 
> Die Frage ist, wie rigoros man hier sein will, wenn man ein staatliches
> System so aufbaut. Das englische System ist schließlich auch berüchtigt.
> Statistisch sieht es natürlich super aus.
>
> Aus einem Seminar in Versicherungsökonomie erinnere ich mich daran, daß
> theoretisch das optimale Gesundheitssystem eines ist, welches eine
> Pflichtversicherung/ein staatliches System für Basisleistungen vorsieht
> und darüber hinaus die Möglichkeit privater Zusatzversicherungen läßt.
 
Die Private Vollversicherung in Deutschland ist ein System, das vorwiegend darauf aufbaut, daß sich relativ gesunde Gutverdiener der Solidarität entziehen können. Und sogar dieses System stößt jetzt an seine Grenzen und kämpft mit massiven Beitragssteigerungen, weil es nicht -- wie in der Vergangenheit -- die Alten und Kranken loswird, sobald die nicht mehr lukrativ sind.
 
So lange es die PKV gibt, wird auch die Beitragsbemessungsgrenze bestehen bleiben. Ich bin eindeutig für schnellstmögliche Eingliederung der PKV in die GKV. Und für die Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze. Und damit es dabei keine verfassungsrechtlichen Hakeleien geben kann, wäre eine Steuerfinanzierung die am ehesten unangreifbare Lösung.
 
Dadurch könnten auch die anderen Gesundheitsfürsorger (Berufsgenossenschaften, Rentenversicherung usw.) einbezogen werden. Und es würde der Verschiebebahnhof "Wer zahlt was" aufhören, der auch eine Menge Verwaltungskosten verursacht und keinerlei Gesundheitsnutzen stiftet.
 
> Dies kollidiert natürlich mit dem deutschen System, welches auch für die
> Grundversorgung die private Krankenversicherung kennt. Durch gewachsene
> Besitzstände (z.B. der Beamten und der anderen Privatversicherten) wird
> also der Übergang zu dem theoretisch optimalen System erschwert.
>
> "Theoretisch optimal" heißt hierbei nicht notwendigerweise "gut", wie man
> an England sehen kann.
>
> Und dann gibt es noch einen Lichtblick aus den USA, nämlich die Kaiser
> Permanente aus der San Franzisko Bay, wo der Patient auch privat genau das
> kriegt, was er braucht und das ganze bezahlbar bleibt. Der Versicherer ist
> hier gleichzeitig der Erbringer der Gesundheitsleistungen bzw. der
> Besitzer der Krankenhäuser (Ausnahme: seltene Krankheiten). Das System
> entstand aus dem Bedarf der Werftarbeiter für die Kriegsschiffsproduktion
> während des 2. Weltkrieges. Exportiert werden konnte dieses System selbst
> innerhalb der USA praktisch nicht, obwohl es nach meinem Kenntnisstand gut
> funktioniert.
>
> Georg
>
> Geisterfalle schrieb:
>
>> Ich denke man muss sich das ganz genau angucken, wo die Posten
>> entstehen. Ein erster Blick auf die Gesundheitsausgaben der
>> verschiedenen Länder zeigt eine Tendenz, dass staatliche Systeme etwas
>> preiswerter sein können.
>>
>> USA 16 % 7.538 (überwiegend Privat)
>> Schweiz 10,7 % 4.627 (Kopfpauschale und private Versicherungen)
>> Frankreich 11,2 % 3.696 (Sozialversicherung)
>> Deutschland 10,5 % 3.737 (Sozialversicherung)
>> Belgien 10,2 % 3.677 (Einheitliche Sozialversicherung)
>> Österreich 10,5 % 3.970 (Sozialversicherung)
>> Kanada 10,4 % 4.079 (Staatliches System)
>> Dänemark 9,7 % 3.540 (Staatliches System)
>> Niederlande 9,9 % 4.063 (Sozialversicherungssystem)
>> Neuseeland 9,8 % 2.683 (Staatliches System)
>> Schweden 9,4 % 3.470 (Staatliches System)
>> OECD-Schnitt 9,0 % 3.086
>>
>> Fraglich ist aber, ob das wirklich die Verwaltungskosten oder andere
>> Faktoren sind. Ich halte das an sich für zu komplex, um da eine gute
>> Aussage drüber treffen zu können. Man muss auch dann auch zusehen, was
>> die Qualität anbelangt. Staatliche Systeme neigen ja anscheinend zu
>> noch größeren Fehlallokationen als es bei Sozialversicherungssystemen
>> der Fall ist (Hohe Wartezeiten in Schweden und England). Ich versuche
>> mal genauere Statistiken über Verwaltungskosten in den einzelnen
>> Ländern zu erlangen, sonst können wir nur spekulieren.
>>
>> Gruß,
>>
>> Birger
> --
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Ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheit-solidarier
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