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ag-gesundheit-solidarier - Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!

ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland

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Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!


Chronologisch Thread 
  • From: Whisp <Whisp AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!
  • Date: Sat, 17 Dec 2011 11:51:37 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheit-solidarier>
  • List-id: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland <ag-gesundheit-solidarier.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Ich denke dass uns Grundsatzdiskussion über "Gerechtigkeit" und Sinn und Unsinn von einzelnen Komponenten des Gesundheitssystems aktuell hier wenig weiterbringen. In der Regel verläuft so etwas im Sande weil irgendwann jemand keinen Bock mehr drauf hat zu argumentieren oder zu antworten oder es im Trolling ausartet.

Fest steht doch, dass eigentlich alle mit dem aktuellen G-System unzufrieden sind und Verbesserungspotential sehen (Man darf hierbei nie vergessen, dass wir immer noch weltweit einen der höchsten Versorgungsstandards haben)

Auch wenn das Prinzip "Gerechtigkeit für alle" erstrebenswert ist, wird es auch der Piratenpartei nicht gelingen ein allumfassendes Wirtschafts- und GEsundheitskonzept hervorzubringen, das nach dem "Startrek" -Prinzip (jeder arbeitet maximal, jeder bekommt dafür maximal) funktioniert.
Dafür ist der Mensch nun mal Mensch. Es gibt immer welche, die sich diesem System entziehen oder es ausnutzen werden.

zudem habe ich das Prinzip des "Perfekten Sozialismus/Kommunismus" ala Startrek auch nie als Ziel der Piraten verstanden.

Aber was sollen unsere Ziele sein? Was wollen "die Piraten" eigentlich?

Hier ein Quick-Shot-Vorschlag für unser Gesundheitssystem. Ich hoffe es ist "piratig":

*1. Gewährleistung der medizinischen Grund- und Regelversorgung aller Bürger des Staates*
Kein Bürger darf in der Medizin anders behandelt werden als ein anderer. Alle erhalten die gleichen Medikamente, die gleichen OPs, die gleiche Versorgung im Notfall. Der Zugang zu Spezialisten muss reglementiert sein (sonst rennen die ja alle nur noch zu einem, der gar nicht alle aus Zeitgründen behandeln kann und eventuell seine Zeit in Fälle investiert, die seiner Therapie gar nicht bedürfen). D.h. alle Patienten suchen einen "Verteiler" auf, der dann ordnet und weiter überweist (dies muss nciht unbedingt durch Vorstellung dort sein und kann auch telefonisch laufen). Der "Privatpatient" an sich entfällt (s.u.). Das Recht der freien Arztwahl bleibt aber vorbehalten (Triage:weiß, siehe unten). Dennoch darf es in der Terminvergabe der Patienten keine Bevorzugung geben, es sei denn der überweisende Arzt meldet eine Dringlichkeit an ("Triage" z.B. grün/gelb/rot)

*2. Förderung von Nachwuchs im Gesundheitssystem auf allen Ebenen (vom Pflegehelfer bis zum Medizinstudent)*
Dies löst die massiven Probleme der nächsten Jahre. Unser Gesundheitssystem bricht nämlich gerade aus Nachwuchsmangel (v.a. Ärzte und spezialisiertes Pflegepersonal) weg. D.h es muss einfach attraktiver werden Medizin zu studieren oder in der Pflege zu arbeiten. Alternative ist dann nur die Reduktion der mediz. Versorgung. Ich glaube nicht, dass dies ein Thema ist.

*3. Förderung der freien, möglichst wirtschaftsunabhängigen (!) Forschung *
Studien durch Konzerne sind immer mit einem Bias versehen. Daher sollten mediz. Studien von unabhängigen Stellen durchgeführt und finanziert werden. Konzerne dürfen Aufträge erteilen, die Prüfung obliegt aber anderen. (ich habe langsam kein Lust mehr auf gefakte Studien in Hochglanzprospekten)

*4. Gewährleistung der Individualrechte des Bürgers als Patient (Ärztliche Schweigepflicht, keine Patiententransparenz)*
Eine Selbstverständlichkeit.
Dennoch sollte der Chirurg, der die Hämorrhoiden operiert nicht zwangsläufig von der Psychose des Patienten wissen. Hier soll es dem Patienten obliegen, welche Infos er preisgeben möchte. Eine Gesundheitskarte mit gespeicherten Krankheiten, über die der Patient aber selbst entscheiden darf, ist m.M. sehr sinvoll. Gerade im Rettungsdienst kann dies Leben retten (z.B. Allergie, Typus des Herzschrittmachers, aktuelle Medikamente). Die Karte wird durch den Arzt verwaltet, der aber nur Infos draufbrennen darf, wenn der Patient zustimmt. Hierzu kann es Ausnahmen geben, die im Notfall (limitierter Zugang!) ablesbar sind: z.B. Infektionsgefahr (z.B.Hepatitis)

*5. Schaffen eines ökonomischen und individuell angepassten Versicherungssystems. *
Also ein 1-Klassensystem mit Trennung von mediz. Behandlung und Add-Ons (z.B. 1.-Bettzimmer, also Komfortleistungen) ggf angepasst auf individuelle Risikofaktoren, für die der Patient auch etwas kann (Risikoverhalten), jedoch nicht unbeeinflussbare Einflüsse (Stichwort Genetik).
D.h. es gibt nur Versicherte und Versicherte mit Zusatz für bestimmte Bereiche (Komfortleistungen, Leistungen ohne mediz. Evidenz., Risikoverhalten, etc.)

*6. Gewährleistung der medizinischen Maximalversorgung für Personen bis zum 18. LJ. *
Meiner Meinung nach ein Muss für unsere Gesellschaft.

*7. Entkopplung der Versicherungen von medizinischen Entscheidungen*
Die Frage, ob eine Vers. ein Heilmittel übernimmt, darf nciht mehr auftreten. Wenn ein Arzt die Entscheidung trifft, dass ein Heilmittel nötig ist, sollte dies auch zu bekommen sein. Eine Kontrolle muss im globalen und und nicht im individuellen Fall erfolgen.

*8. Ökonomie *
Wie bezahlen wir den ganzen Kram?
Wahrscheinlich die wichtigste und zentrale Frage.
Ich denke hierzu gibt es keine einfache Antwort.

Möglichkeiten:
- Bausteinsystem für Komfortleistungen
- Zusatzzahlungen für vorsätzliches Risikoverhalten (siehe unten, heißes Thema)
- Reduktion der Kosten für Medizinmaterial (Eine chirurgische Schraube, Baugleich zur Obi-Schraube, kostet mal locker das 10-20 fache)
- Entkopplung von Leistungen ohne mediz. Evidenz von der Versicherungsleistung (z.B. Homöopathie - jaaa werft die Steine !) - Zusatzversicherung möglich

*Add.On zu1)*
Da der Zugang zu Spezialisten reglementiert werden muss (Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage), kann ein Triage System helfen.

Jeder Patient (sowohl GKV als auch PKV) erhält einen "Code" der Dringlichkeit
Rot: Notfall, muss so schnell wie möglich behandelt werden
Gelb: Dringlich, muss innerhalb von X Tagen behandelt werden
Grün: elektiv, muss innerhalb von X Wochen behandelt werden
weiß: freie Arztwahl, kann kommen, wenn Termine frei sein

Eine Kontrolle des Arztes besteht über die Zahlen.
Das Ausmaß der Fälle bestimmt auch, ob genügend Spezialisten da sind. Hat also eine Kontroll-Option (Behandelt ein Arzt nur "rote", spricht dies für eine Unterversorgung)

*Add-On zu 5)*
Gerade zu 5 kann man nun streiten, was ein individuell angepasstes V-System ist. Und ich denke, das sollte mal ein Punkt hier werden.

Ein Beispiel: Soll der Kettenraucher mehr einzahlen, weil er forsätzlich Raubbau an seinem Körper treibt? Warum nicht? Warum soll der Nichtraucher, der sich vielleicht durch Raucher belästigt fühlt, auch noch seine Folgekrankheiten mitfinanzieren? Und der Fallschirmspringer? Werden Folgeerkrankungen, die auf Fahrlässigkeit und Risikoverhalten der Person entstehen (z.B. Wirbelsäulentrauma beim Fallschirmspringer), anders bewertet?

Hierzu könnte man als Baustein halt diese Erkrankungen absichern lassen. D.h. der FS-Springer oder Raucher zahlt etwas mehr für sein Risikoverhalten ein. Dies entlastet die Gemeinschaft und er ist abgesichert für den Fall, dass sein Risikoverhalten ihm eine Erkrankung einbringt. Ist dies praktikabel? oder gerecht (Frage sowhl für den Raucher als auch für den Nichtraucher)? Wo sind die Grenzen? Führt dies zu einer Stigmatisierung? Ist so etwas kontrollierbar? Darf so etwas kontrolliert werden?

Was sind eure konstruktiven (!) Meinungen?

und : was ist "Piratig"?

PS
Bitte keine Diskussionen über die Wirksamkeit von Homöopathie. Es war ein Beispiel oben.




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