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ag-gesundheit-solidarier - Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!

ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland

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Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!


Chronologisch Thread 
  • From: Whisp <Whisp AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!
  • Date: Fri, 16 Dec 2011 23:29:41 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheit-solidarier>
  • List-id: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland <ag-gesundheit-solidarier.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


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4. Ambulante Behandlung ist GKV-lern in der täglichen Praxis verwehrt.

Du sagst, "Das ist nicht korrekt. Ambulante Versorgung wird auch von
GKV Patienten durchgeführt."
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Naja, also - ich weiß ja nicht, ob Du die Praxis kennst ...

Ich kenne sehr wohl die Praxis. Ich betreue jeden Tag ambulante Patienten und die wenigsten davon sind Privatversichert. In einem Teil unserer KH wurde sogar ein ambulantes ZEntrum eröffnet, wo ausschließlich ambulante OPs durchgeführt werden.

Die ambulante Versorgung ist sogar lukrativer geworden, weswegen viele Kliniken Ambulante Zentren für OPs einrichten. Und da werden nicht nur auch, sondern vor allem GKV Patienten behandelt.

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2. Spezialisten

Es geht weniger um marginale Probleme oder Einzelfälle, sondern um
ein Art *Fehlallokation*, die sich in großem Umfang in unserem
Klinikalltag
eingebürgert hat. Das sieht fast überall so aus:

Ein bekannter Spitzenchirurg einer deutschen Universitätsklinik operiert
vor allem
Leistenbrüche. Und zwar obwohl er sich auf Bauchspeicheldrüsenkrebs
spezialisiert hat.

Ich habe selbst 2 Jahre an einer Uni-Klinik gearbeitet. Und Da waren vor allem große OPs an der Tagesordnung. Whipple-Ops, Magenresektionen, große Darmchirurgie. Leistenhernien wurden in der Regel an die Grund/Regelversorger der Region abgegeben. Im PRostatazentrum der KLinik haben die Spazilisten vor allem Prostatas operiert und eben nicht urologischen Kleinkram gemacht. In der ORthopädie wurden sehr große Orthopädieeingriffe oder komplexe Revisionseingriffe durchgeführt und eben nicht die klassischen Hüft-TEPs usw usw.
Auch auch an dem Haus an dem ich derzeit arbeite macht der Spezialist seine Spezial OP. Kein Patient mit einem komplexen KRankheitsbild, der in das Spezialistenschema des Operteurs passt wird hier zugunsten von "Kleinkram" abgelehnt.

Statt
nun alle Fälle mit Bauchspeicheldrüsenkrebs im Umfeld zu operieren –
was zeitlich gut ginge,
da die Krankheit nur selten ist – übernimmt er nur einen kleinen Teil
davon und behandelt
hauptsächlich Leistenbrüche. Operiert er einen
Bauchspeicheldrüsenkrebspatienten der AOK,
dann steigt sein persönliches Einkommen nicht um einen einzigen Euro.
Operiert er
stattdessen in der gleichen Zeit 5 Privatpatienten mit Leistenbruch, hat
er zusätzlichen 3000
Euro verdient.

Kannst du dazu mal eine Quelle angeben? Hier decken sich gerade 12 Jahre Medizin, davon 6 Jahre als approbierter Arzt nicht ganz mit deinen Erläuterungen...

*>Dazu muss man wissen:* Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine aggressive Krankheit, 90%
überleben das erste Jahr nicht.
Richtig. Weil der Tumor bereits soweit fortgeschritten ist und damit inoperabel ist. Pankreas-Ca ist ein Tumor, der erst sehr spät Symptome macht und damit in 90% d.F. zu spät entdeckt wird.

Bei einem Eingriff durch einen erfahrenen Operateur ist die
Sterbewahrscheinlichkeit direkt nach dem Eingriff nur halb so groß
(5,8%) wie bei Patienten,
die von wenig erfahrenen Ärzten operiert werden (12,9%).
Quelle bitte !

Die knappste Ressource in unserem Gesundheitssystem, die Zeit der
Superspezialisten, wird
oft für Trivialeinsätze verschwendet, damit diese Leute gut verdienen
und die Privilegierten zu
jedem Zeitpunkt die bestmögliche Versorgung genießen. Diese
Fehlallokation ist in fast jedem
Fachbereich. Es ist also kein marginales Problem, das mal auftritt. Nein
es ist die Regel - und
führt zu erheblichen Verzerrungen und Ineffizienzen des
Gesundheitssystems.

Selbst wenn dem so wäre. Wie bildet man denn die Superspezialisten aus? Die wachsen nicht im Gewächshaus. Alle Superspezialisten sind mal die Ärzte gewesen, die gem. deine Angaben geringe Überlebensraten bei OPs produzieren.

Die Spezialisten verbringen einen überproportional großen Teil ihrer
Arbeitszeit mit den
Erkrankungen privat Versicherter, statt sich um die schweren Fälle aller
Versicherten zu
bemühen.
Auch hier decken sich nciht Erfahrung und deine Äußerungen.
Auch hier bitte einmal eine Quelle!

Die Situation hat sich noch verschlechtert, seit die privaten
Krankenversicherungen
verlangen, dass der liquidierende Spezialist die Leistung auch selbst
erbracht haben muss, um
abzurechnen, während in der Vergangenheit oft die Arbeit von weniger
qualifizierten Ärzten
durchgeführt werden konnte, und der Spezialist sie nur abgerechnet hat.

Definiere doch einmal was ein "Spezialist" und was ein "wenig erfahrener Arzt" ist.
Wenn Spezialist = Facharzt ist haben wir ein Problem, denn eine OP darf von einem Nicht-Facharzt gar nicht durchgeführt werden.

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5. Profiteure PKV-ler

Zugang zu Spezialisten (im Falle eines Falles entscheidet dies über
Leben oder Tod).

Es tut mir leid. Es ist einfach falsch. Der Zugang zum Spezialisten steht jedem zu, der diesem bedarf.
Nur ein Beispiel aus einem Bereich.
Wenn ein Patient, der eine OP bekommt so krank ist, dass die Narkose ein sehr hohes Risiko für ihn darstellt, versorge ich als Oberarzt ihn und nicht der Assistenzarzt im 1. Jahr. Und da ist die Versicherung völlig egal. Das gleiche gilt für Operateure und große OPs, für Kardiologen mit Koronarangiographien usw.

Ohne Frage ist unser Gesundheitssystem deutlich (!) verbesserungswürdig, aber derart korrupt und menschenverachtend, wie du es darstellst sind weder die Ärzte noch die Versicherungen, auch wenn es wie überall schwarze Schafe gibt.

Dennoch stimme ich generell zu: Die Trennung zwischen GKV und PKV ist ein Problem, das auf vielen Ebenen für Probleme sorgt. Ein Bausteinsystem (Basisversicherung + Bausteine für bestimmte Leistungen, z.B. Einbettzimmer, spezieller Zahnersatz) mit einer Versicherung würde vieles einfacher und gerechter machen.




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