ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland
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- From: haarbrandt <haarbrandt AT googlemail.com>
- To: Whisp <Whisp AT news.piratenpartei.de>
- Cc: ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!
- Date: Sat, 17 Dec 2011 02:51:53 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheit-solidarier>
- List-id: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland <ag-gesundheit-solidarier.lists.piratenpartei.de>
Hi Syna,
ich hatte glaube ich vor einiger Zeit schon einmal geschrieben, dass
es nicht leicht fällt deine Argumentation Ernst zu nehmen, wenn du
Kampfbegriffe verwendest.
Eigentlich sind deine Forderungen, zumindest im Grundsatz, durch
Kopfpauschale oder Bürgerversicherung realisierbar. Wenn Du dich in
die Ausarbeitung im Pad einklinken würdest, wäre das hilfreich. Ich
denke, dass wir diese Metaebene langsam verlassen können und mal ans
fachliche gehen.
Herzliche Grüße,
Birger
Am 17. Dezember 2011 00:29 schrieb Whisp <Whisp AT news.piratenpartei.de>:
>
>> ===============================================
>> 4. Ambulante Behandlung ist GKV-lern in der täglichen Praxis verwehrt.
>
>
>> Du sagst, "Das ist nicht korrekt. Ambulante Versorgung wird auch von
>> GKV Patienten durchgeführt."
>>
>> ----------------------------------------------------------------------------------------------
>
>
>> Naja, also - ich weiß ja nicht, ob Du die Praxis kennst ...
>
>
> Ich kenne sehr wohl die Praxis. Ich betreue jeden Tag ambulante Patienten
> und die wenigsten davon sind Privatversichert. In einem Teil unserer KH
> wurde sogar ein ambulantes ZEntrum eröffnet, wo ausschließlich ambulante OPs
> durchgeführt werden.
>
> Die ambulante Versorgung ist sogar lukrativer geworden, weswegen viele
> Kliniken Ambulante Zentren für OPs einrichten. Und da werden nicht nur auch,
> sondern vor allem GKV Patienten behandelt.
>
>> ===============================================
>> 2. Spezialisten
>
>
>> Es geht weniger um marginale Probleme oder Einzelfälle, sondern um
>> ein Art *Fehlallokation*, die sich in großem Umfang in unserem
>
> Klinikalltag
>>
>> eingebürgert hat. Das sieht fast überall so aus:
>
>
>> Ein bekannter Spitzenchirurg einer deutschen Universitätsklinik operiert
>
> vor allem
>>
>> Leistenbrüche. Und zwar obwohl er sich auf Bauchspeicheldrüsenkrebs
>
> spezialisiert hat.
>
> Ich habe selbst 2 Jahre an einer Uni-Klinik gearbeitet. Und Da waren vor
> allem große OPs an der Tagesordnung. Whipple-Ops, Magenresektionen, große
> Darmchirurgie. Leistenhernien wurden in der Regel an die
> Grund/Regelversorger der Region abgegeben. Im PRostatazentrum der KLinik
> haben die Spazilisten vor allem Prostatas operiert und eben nicht
> urologischen Kleinkram gemacht. In der ORthopädie wurden sehr große
> Orthopädieeingriffe oder komplexe Revisionseingriffe durchgeführt und eben
> nicht die klassischen Hüft-TEPs usw usw.
> Auch auch an dem Haus an dem ich derzeit arbeite macht der Spezialist seine
> Spezial OP. Kein Patient mit einem komplexen KRankheitsbild, der in das
> Spezialistenschema des Operteurs passt wird hier zugunsten von "Kleinkram"
> abgelehnt.
>
>
>> Statt
>> nun alle Fälle mit Bauchspeicheldrüsenkrebs im Umfeld zu operieren –
>
> was zeitlich gut ginge,
>>
>> da die Krankheit nur selten ist – übernimmt er nur einen kleinen Teil
>
> davon und behandelt
>>
>> hauptsächlich Leistenbrüche. Operiert er einen
>
> Bauchspeicheldrüsenkrebspatienten der AOK,
>>
>> dann steigt sein persönliches Einkommen nicht um einen einzigen Euro.
>
> Operiert er
>>
>> stattdessen in der gleichen Zeit 5 Privatpatienten mit Leistenbruch, hat
>
> er zusätzlichen 3000
>>
>> Euro verdient.
>
>
> Kannst du dazu mal eine Quelle angeben? Hier decken sich gerade 12 Jahre
> Medizin, davon 6 Jahre als approbierter Arzt nicht ganz mit deinen
> Erläuterungen...
>
> *>Dazu muss man wissen:* Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine aggressive
> Krankheit, 90%
>
>> überleben das erste Jahr nicht.
>
> Richtig. Weil der Tumor bereits soweit fortgeschritten ist und damit
> inoperabel ist. Pankreas-Ca ist ein Tumor, der erst sehr spät Symptome macht
> und damit in 90% d.F. zu spät entdeckt wird.
>
>
>> Bei einem Eingriff durch einen erfahrenen Operateur ist die
>> Sterbewahrscheinlichkeit direkt nach dem Eingriff nur halb so groß
>
> (5,8%) wie bei Patienten,
>>
>> die von wenig erfahrenen Ärzten operiert werden (12,9%).
>
> Quelle bitte !
>
>
>> Die knappste Ressource in unserem Gesundheitssystem, die Zeit der
>
> Superspezialisten, wird
>>
>> oft für Trivialeinsätze verschwendet, damit diese Leute gut verdienen
>
> und die Privilegierten zu
>>
>> jedem Zeitpunkt die bestmögliche Versorgung genießen. Diese
>
> Fehlallokation ist in fast jedem
>>
>> Fachbereich. Es ist also kein marginales Problem, das mal auftritt. Nein
>
> es ist die Regel - und
>>
>> führt zu erheblichen Verzerrungen und Ineffizienzen des
>
> Gesundheitssystems.
>
> Selbst wenn dem so wäre. Wie bildet man denn die Superspezialisten aus? Die
> wachsen nicht im Gewächshaus. Alle Superspezialisten sind mal die Ärzte
> gewesen, die gem. deine Angaben geringe Überlebensraten bei OPs produzieren.
>
>
>> Die Spezialisten verbringen einen überproportional großen Teil ihrer
>
> Arbeitszeit mit den
>>
>> Erkrankungen privat Versicherter, statt sich um die schweren Fälle aller
>
> Versicherten zu
>>
>> bemühen.
>
> Auch hier decken sich nciht Erfahrung und deine Äußerungen.
> Auch hier bitte einmal eine Quelle!
>
>
>> Die Situation hat sich noch verschlechtert, seit die privaten
>
> Krankenversicherungen
>>
>> verlangen, dass der liquidierende Spezialist die Leistung auch selbst
>
> erbracht haben muss, um
>>
>> abzurechnen, während in der Vergangenheit oft die Arbeit von weniger
>
> qualifizierten Ärzten
>>
>> durchgeführt werden konnte, und der Spezialist sie nur abgerechnet hat.
>
>
> Definiere doch einmal was ein "Spezialist" und was ein "wenig erfahrener
> Arzt" ist.
> Wenn Spezialist = Facharzt ist haben wir ein Problem, denn eine OP darf von
> einem Nicht-Facharzt gar nicht durchgeführt werden.
>
>> ===============================================
>> 5. Profiteure PKV-ler
>
>
>> Zugang zu Spezialisten (im Falle eines Falles entscheidet dies über
>
> Leben oder Tod).
>
> Es tut mir leid. Es ist einfach falsch. Der Zugang zum Spezialisten steht
> jedem zu, der diesem bedarf.
> Nur ein Beispiel aus einem Bereich.
> Wenn ein Patient, der eine OP bekommt so krank ist, dass die Narkose ein
> sehr hohes Risiko für ihn darstellt, versorge ich als Oberarzt ihn und nicht
> der Assistenzarzt im 1. Jahr. Und da ist die Versicherung völlig egal. Das
> gleiche gilt für Operateure und große OPs, für Kardiologen mit
> Koronarangiographien usw.
>
> Ohne Frage ist unser Gesundheitssystem deutlich (!) verbesserungswürdig,
> aber derart korrupt und menschenverachtend, wie du es darstellst sind weder
> die Ärzte noch die Versicherungen, auch wenn es wie überall schwarze Schafe
> gibt.
>
> Dennoch stimme ich generell zu: Die Trennung zwischen GKV und PKV ist ein
> Problem, das auf vielen Ebenen für Probleme sorgt. Ein Bausteinsystem
> (Basisversicherung + Bausteine für bestimmte Leistungen, z.B. Einbettzimmer,
> spezieller Zahnersatz) mit einer Versicherung würde vieles einfacher und
> gerechter machen.
>
> --
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