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ag-gesundheit-solidarier - Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!

ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland

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Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!


Chronologisch Thread 
  • From: Whisp <Whisp AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Wichtigstes Thema: Abschaffung der PKV!
  • Date: Thu, 15 Dec 2011 21:04:43 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheit-solidarier>
  • List-id: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland <ag-gesundheit-solidarier.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Hallo zusammen. Zu diesem Thema meine Meinung im Text.
syna schrieb:

Im Gesundheitssystem wird diese Frage *besonders pikant*, denn es geht ja um
die Gesundheit des Einzelnen. Im Ernstfall geht es um Leben und Tod - um die
Frage, wieviel ein Leben oder ein Mensch wert ist. Soll das Leben oder der
Wert eines Menschen von seinem Einkommen abhängen? Wäre so eine

syna schrieb:
Abhängigkeit überhaupt mit dem Eid des Hippokrates vereinbar?

syna schrieb:
Die Annahme, dass PKV/GKV über das Leben eines Menschen entscheidet ist hierzulande kein Thema. In der Rettungs- und Intensivmedizin werden diese Versicherten gleich behandelt, ganz unabhängig ob GKV oder PKV. Das gleiche gilt für etablierte andere Erkrankungen (Gold Standard). Was Zusatzleistungen und Prävention angeht sind die PKVs manchmal besser, manchmal aber auch nicht.

syna schrieb:
Der Eide des Hippokrates ist in der Ärztegesellschaft nicht existent, sondern ein antikes Relikt. So umfasst der H.E. unter anderen "Ich werde nicht schneiden" - Chirurgie wäre so undenkbar.

syna schrieb:
Bezüglich des Gütermarktes gibt große Unterschiede gibt. Der Begüterte kann sich
eine Motoryacht leisten, der andere gerade mal einen klapprigen Golf. Das mag ja
auch o.k. sein. Aber wenn es um Gesundheit, um Lebenserwartung, um *Leben oder Tod*
geht: Soll auch hier die Brieftasche entscheidend sein? Was für eine Gesellschaft, was
für einen Staat wollen wir?

Einen Staat, der für alle gleich aufkommt. Aktuell bestehen nur geringe Abweichungen. Den Hauptteil der PKV macht vor allem der Komfort aus: Einbett-/Zweibettzimmer, Chefarztbehandlung (Was nicht immer gut sein muss...). Der PKV-Versicherte erhält zudem eher Medikamente, die eben nicht dem Gold-Standard entsprechen. Oftmals sind dies Medis, die noch in Phase IV der Studien sind. D.h. der PKVler ist eher mal Versuchskaninchen. Ob diese Medis dann auch besser sind, stellt sich erst im Nachhinein heraus. Lebensnotwendige OPs usw werden hierzulande NIEMANDEM verweigert, egal ob er GKV, PKV oder sogar gar nicht versichert ist (Es gibt Lücken, wodurch dies möglich ist).

syna schrieb:
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2. Erhebliche Fehlallokationen in fast jedem Fachbereich.
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*Fehlallokation:* Gut ausgebildete Spezialisten werden nicht in ihrem Spezialbereich, für den sie
bestens ausgebildet wurden, eingesetzt, sondern für Trivialeinsätze von PKV-Patienten
verschwendet. Das passiert genau deshalb, weil für diese Trivial-OPs besser bezahlt wird. Die
Situation hat sich noch verschlechtert, seit die privaten Krankenversicherungen verlangen, dass
der liquidierende Spezialist die Leistung auch selbst erbracht haben muss, um abzurechnen,
während in der Vergangenheit oft die Arbeit von weniger qualifizierten Ärzten durchgeführt
werden konnte, und der Spezialist sie nur abgerechnet hat.

Was sind denn Trivial-Ops und was Spezialbereich? Wo liegt die Grenze?

syna schrieb:
Ein Spezialist muss selbstverständlich auch "Trivial OPs" (Was auch immer das ist) durchführen. Zum einen, um in der Übung zu bleiben, zum anderen um andere Ärzte auszubilden.

syna schrieb:
Und was die Erbringung von Leistungen angeht. Der Liquidierende Arzt muss nicht die Leistung voll erbringen, nur den "Kernteil" der Leistung. Den Rest übernehmen i.d.R Assistenten.

syna schrieb:
Was der Kernteil ist, ist immer so eine Sache...

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3. Forschungsleistungen sind viel schlechter.
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Hohe Gehälter hängen in deutschen medizinischen Fakultäten zu wenig von der
Forschungsleistung und der Qualität der Behandlung aller Patienten und zu stark von den
*Nebeneinnahmen durch die Privatpatienten* ab. D.h. ein hochdotierter Wissenschaftler wird von
der kaufm. Leitung gezwungen, Trivial-Erkrankungen von PKV-Patienten zu behandeln, weil
diese "so gut" bezahlt werden, statt sich wirklich der Forschung und schweren Krankheiten zu
widmen.

syna schrieb:
Forschung läuft nur selten während der Arbeitszeit ab. I.d.r. läuft dies NACH der Arbeitszeit... vor allem an Unikliniken. Das ist ein Punkt, der zu ändern ist.

syna schrieb:
Ethisch ist dieses System fragwürdig, weil es die Versorgungsqualität indirekt vom
Einkommen des Patienten abhängig macht (Siehe Rothmund, M, Die Stellung der klinischen
Forschung in Deutschland im internationalen Vergleich, 1997, Dtsch. Med. Wschr. 122,
1358-1362.)

Die QUelle ist schon recht rostig und hat andere Strukturen als Basis. Ich weiß nicht, ob man das System von 97 mit dem von 2011 vergleichen kann

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4. Uneffiziente duale Strukturen
(doppelte Facharztschiene, Drehtürmedizin) - nur zum Wohle der Privatversicherten.
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Die ambulante Behandlung steht in Deutschland ausschließlich dem privat Versicherten zur
Verfügung, weil sie die Ärzte frei auswählen können und die Fachleute sie gerne behandeln.

syna schrieb:
Das ist nicht korrekt. Ambulante Versorgung wird auch von GKV Patienten durchgeführt.

syna schrieb:
Im
Fall von Komplikationen können sie daher auch nach dem Eingriff von dem Arzt ambulant
weiterbetreut werden, der sie operiert hat. Der gesetzlich Versicherte Patient wird dagegen nach
Auftreten einer Komplikation „durch das System gereicht“. Dabei gerät er an Ärzte, die mit
Fällen wie seinem keine oder wenig Erfahrung haben.

???

syna schrieb:
AUch dies ist nicht korrekt. Im Falle von Komplikationen muss der Arzt abwägen, ob er den Fall abgeben muss (Z.b. schwere Blutung, die er nicht behandeln kann aufgrund der Infrastruktur) oder selbst weiterbehandelt. Das Abgeben einer Komplikation ist immer mit einem gewissen Beigeschmack behaftet, egal ob GKV oder PKW, daher wird ein Arzt wenn möglich jede Komplikation selbst behandeln. IM KH kommt es zudem zum DRG Verlust. Behandelt ein KH einen Herzinfarkt und muss ihn an ein anderes Haus abgeben, verliert es die DRG, hat also umsonst gearbeitet. Daher sehen alle KHs zu, dass sie ihre Komplikationen selbst behandeln, wenn dies in ihrer Möglichkeit liegt.

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Aus (1), (2), (3) und (4) folgt zwangsläufig - wenn wir auch nur ansatzweise "soziale" Wesen
sind: *Wir müssen die PKV* (für medizinische Leistungen!) *abschaffen* zugunsten einer reinen,
egalitären Bürgerversicherung. Dabei müssen bereits erworbene Ansprüche und geschlossene
Verträge berücksichtigt werden.

syna schrieb:
Auch dem kann ich nicht zustimmen. Eine Bausteinversicherung wäre sinnvoller. D.h. es gibt eine Basisversicherung für alle, die den Goldstandard gewährleistet. Spezielle LEistungen (z.B. Einbettzimmer, mehr Komfort, Chefarztbehandlung wer das will, etc) und andere Bausteine können selbständig hinzugewählt werden, sollten aber alle den Sozialpool erfassen.

syna schrieb:
*4.* Uneffiziente duale Strukturen (doppelte Facharztschiene, Drehtürmedizin)
- nur zum Wohle der Privatversicherten.

syna schrieb:
Hmmm...was bedeutet das "Zum Wohle der Privatpatienten?". Wie profitiert derzeit ein Privatversicherter von einem GKV-Patienten?

syna schrieb:
Soviel zu meinem Beitrag. Bin gerne für eine weitere Diskussion bereit.




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