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Betreff: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland
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Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung
Chronologisch Thread
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- Subject: Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung
- Date: Wed, 18 Jan 2012 18:25:14 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheit-reformer>
- List-id: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland <ag-gesundheit-reformer.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver
Hallo Wolfgang,
Danke für die Darstellung Deines Konzepts.
Ich kann Deinem Konzept eigentlich nur geringere Unterschiede zum heutigen Krankenversicherungssystem entnehmen:
1. Kapitalgedeckte Finanzierung: Aus Beiträge sollen Rückstellungen gebildet werden, etwa für Gesundheitsrisiken im Alter
Wolfgang Gerstenhöfer schrieb:
Die Beiträge sowohl des Basistarifs als auch aller anderen Tarife werdenBitte erläutere näher, wie die Altersrückstelluzngen heute kapitalgedeckt zukunfts-sicher auf den Kapitalmärkten angelegt werden können...
nach versicherungsmathematischen Grundsätzen kalkuliert. Sie sehen die
Bildung von Alterungsrückstellungen vor, die dazu dienen, die mit
zunehmendem Alter steigenden Krankheitskosten auszugleichen.
Und: müssten nicht im Vergelich zu heute deutlich höhere Beiträge bezahlt werden, da ja noch Rückstellungen zusätzölich zu den "normalen" Kosten gebildet werden müssen...?
2. Krankenkassen als Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit
Wolfgang Gerstenhöfer schrieb:
Träger der Krankenversicherung sind in meinem Modell die bisherigenBitte erläutere näher die Vorteile von Versicherungsvereinen.
Krankenkassen nicht mehr als Körperschaften des öffentlichen Rechts, sondern als Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit
3. Die Aufsicht über die Träger der Krankenversicherung beim BMG
Wäre fachlich-sachlich vernünftig.
Alles Andere beschreibt quasi den Status-Quo:
1. Allgemeine Versicherungspflicht
2. Freiwillige zusatzversicherungen
3. Transferleistungen an die GKV aus dem Sozial/Steuertopf
4. Gebührenordnungen, als Ergebnis von Verhandlungen zwischen den Verbänden der jeweiligen Erbringer medizinischer Leistungen und der Träger der Krankenversicherung (Macht heute bei der GKV die KV-Kassenärztliche Vereinigung)
5. Festlegung der Verordnungsfähigkeit von med. Leistungen: durch den gemeinsamen Bundesauasschuss der Ärzte und Krankenkassen g-BA
Ist das piratig genug ?
Der Alex
Wolfgang Gerstenhöfer schrieb:
Ahoi zusammen,
hier nun das versprochene Konzept für eine piratige
Krankenversicherungsreform.
So könnte die "Piraten-Krankenversicherung" in Zukunft aussehen:
Die Versicherungspflicht in der Krankenversicherung wird zugunsten einer
Pflicht zur Versicherung ersetzt. Demnach muss jeder einen gesetzlich
definierten Basis- oder Grundversicherungsschutz bei einem der Träger der
Krankenversicherung abschließen. Meines Erachtens sollten dessen Leistungen
dem derzeitigen Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung
entsprechen. Alternativ besteht die Möglichkeit, Tarife zu wählen, die
zusätzliche, höhere oder umfangreichere Leistungen, Beitragsrückerstattungen
oder auch gar keine,
geringere oder andersartige Selbstbeteiligungen/Zuzahlungen vorsehen.
Der Basisversicherungsschutz bzw. -tarif steht jedem offen. Bei den anderen
Tarifen kann eine Risikoprüfung vorgesehen werden, die zu einer Annahme,
einer Annahme mit einem Risikozuschlag oder einem Leistungsausschluss und
auch zu einer Ablehnung des Antrags führen kann.
Träger der Krankenversicherung sind in meinem Modell die bisherigen
Krankenkassen nicht mehr als Körperschaften des öffentlichen Rechts, sondern
als Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit und die bisherigen privaten
Krankenversicherer entweder als Aktiengesellschaften oder ebenfalls als
Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit. Für alle Träger gelten die
gleichen Rechtsvorschriften und Rahmenbedingungen z. B. im Steuerrecht.
Die Beiträge sowohl des Basistarifs als auch aller anderen Tarife werden
nach versicherungsmathematischen Grundsätzen kalkuliert. Sie sehen die
Bildung von Alterungsrückstellungen vor, die dazu dienen, die mit
zunehmendem Alter steigenden Krankheitskosten auszugleichen.
Beitragserhöhungen oder -senkungen müssen - allerdings höchstens einmal pro
Jahr - vorgenommen werden, wenn die kalkulierten von den tatsächlichen
Versicherungsleistungen abweichen.
Über Transferleistungen (z. B. dem bedingungslosen Grundeinkommen) wird
sichergestellt, dass sich jeder mindestens den Basistarif leisten kann.
Damit hat jeder Anspruch auf alle medizinisch notwendigen Untersuchungen und
Behandlungen.
Auf der Leistungsseite gibt es Gebührenordnungen, die primär ein Ergebnis
von Verhandlungen zwischen den Verbänden der jeweiligen Erbringer
medizinischer Leistungen und der Träger der Krankenversicherung bzw. der
Versicherten/Patienten sein sollten, mit Öffnungsklauseln, die
Vereinbarungen zwischen einem, mehreren oder auch allen Trägern der
Krankenversicherung und Erbringern medizinischer Leistungen zugunsten ihrer
Kunden/Versicherten vorsehen.
Die Aufsicht über die Träger der Krankenversicherung, ihre Tarife, die
notwendige Anpassung von Beiträgen an sich verändernde
Versicherungsleistungen und ihren Geschäftsbetrieb soll aufgrund der
existentiellen Bedeutung der Krankenversicherung (wieder) bei einer
staatlichen Aufsichtsbehörde im Zuständigkeitsbereich des Bundesministers
für Gesundheit (statt des Bundesministeriums der Finanzen) liegen und nicht
nur bei "unabhängigen Treuhändern". Diese Behörde soll auch das Thema
medizinische Notwendigkeit im Blick haben, um einem Wettbewerb zu Lasten der
medizinischen Qualität vorzubeugen.
Kurzbegründung:
Für die Piraten ist der Sozialstaat ein Staat, der nicht selbst für die
soziale Sicherheit seiner Bürger sorgt, sondern sicherstellen muss, dass
jeder für
seine soziale Sicherheit vorsorgen kann.
Ziel der piratigen Krankenversicherungsreform ist es, das
Krankenversicherungssystem endlich an die demographische
Entwicklung unserer Gesellschaft anzupassen und für die Zukunft nachhaltig
und damit generationengerecht finanzierbar zu machen (Kapitaldeckungs- statt
Umlageverfahren) und gleichzeitig die
ebenfalls nicht mehr zeitgemäße Trennung von gesetzlicher und privater
Krankenversicherung und von Pflicht- und freiwilligen Versicherten aufgrund
von Einkommensunterschieden aufzuheben.
Der Solidarausgleich findet - wie es sich für eine
Krankenversicherung gehört - zwischen Gesunden und Kranken statt. Der
Ausgleich zwischen arm und reich muss über das Steuersystem und mögliche
Transferleistungen (negative
Einkommensteuer, Bürgergeld, bedingungsloses Grundeinkommen oder ...)
sichergestellt werden. Das ist auch gerechter, weil es tatsächlich alle
Bürger (und
Unternehmen) erfasst und die Last so auf wesentlich mehr und belastbarere
Schultern verteilt werden kann.
Der Vorteil gegenüber der heutigen Finanzierung liegt darin, dass man
einerseits von der Bevölkerungsentwicklung deutlich unabhängiger wird und
jede Generation selbst für sich vorsorgt und nicht zu Lasten ihrer Kinder
und Enkel lebt und andererseits über das Steuersystem trotzdem das soziale
Element der Umlage auf die gesamte Gemeinschaft erhalten bleibt, ohne in
Zukunft überstrapaziert zu werden.
Die Gemeinschaft der Bürger, der Staat, würde also dafür sorgen, dass sich
jeder gegen das finanzielle Risiko, krank zu werden, versichern kann und
auch
tatsächlich versichert; er würde jedoch niemanden bevormunden und einen
bestimmten, häufig
sogar bei geringeren Leistungen teureren Versicherungsschutz aufzwingen.
Gleiche Rahmenbedingungen für die Träger der Krankenversicherung
(Krankenversicherer) sorgen für einen Leistungswettbewerb, der sich positiv
auf den Service, die Kundenorientierung, die beitragsrelevanten
Verwaltungskosten und die alternativen Tarife (Leistungen und Beiträge)
auswirken wird.
Ebenso sorgen der Wettbewerb unter den Krankenversicherern zum einen und
unter den Erbringern medizinischer Leistungen um Kunden bzw. Patienten zum
anderen in Verbindung mit der Möglichkeit, z. B. Preise auszuhandeln, für
marktgerechte Honorare und Gebühren. Die zuständige Aufsichtsbehörde achtet
in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Verbänden auf das Einhalten von
Mindeststandards, damit dieser Wettbewerb zugunsten der Kunden als
Beitragszahler nicht zu ihren Lasten als Patienten geht.
Hintergrund bzw. umfangreiche Begründung
Bitte vergleicht meine E-Mail unter dem gleichen Betreff vom 16. Januar 2012
(9:10 Uhr).
Piratig-liberale Grüße
Wolfgang
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, (fortgesetzt)
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, mb, 20.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, Wolfgang Gerstenhöfer, 22.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, K K, 23.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, Rick, 23.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, K K, 23.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, Rick, 23.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, Wolfgang Gerstenhöfer, 23.01.2012
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- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, K K, 23.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, K K, 23.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, mlepper99, 23.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, checkinger, 18.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, Guido Heymann, 16.01.2012
- Re: [Ag-gesundheit-reformer] Finanzierung des Gesundheitswesens bzw. der Krankenversicherung, Wolfgang Gerstenhöfer, 16.01.2012
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