Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!

[Grosser Nagus Gint <gint AT onlinehome.de>]

Hi, Christoph

Danke für Deine Bemühungen - und eigentlich ists ja auch egal, was in YU gelaufen ist, das gibt´s ja nicht mehr. lass uns in die zukunft schauen.

allerdings lässt sich die vergangenheit nicht so ohne weiteres auslöschen, nicht alle menschen haben vergessen, dass es gute ansätze gab.
da ich täglich (online)zeitschriften aus den nachfolgestaaten von yu lese, weiss ich, dass zumindest ein teil der leute in der lage ist, die vergangenheit objektiv zu analysieren.

ich hab auch bei wikipedia (allerdings in kroatisch) nachlesen können, das erst mitte der 70er jahre  diese "organisation des genossenschaftlichen arbeitens"  eingeführt wurde,
um den leuten eine attraktive (sozialistische) alternative bieten zu können.
der originalbeitrag  :https://sh.wikipedia.org/wiki/Organizacija_udru%C5%BEenog_rada
eine ganz gute übersetzung : http://www.mongabay.com/history/yugoslavia/yugoslavia-socialist_self-management_the_economic_management_mechanism.html

ich glaube es war gerhard (von der ag geldliste), der hatte ja das beispiel im baskenland erwähnt. das mit der genossenschaftlichen organisation entspricht doch recht genau den vorstellungen der yugos...

es wäre doch interessant herauszufinden, wie es sich auch für die einzelnen und auch gesamtwirtschaftlich auswirkt, wenn unternehmen (heutzutage) nach einem o.g. modell wirtschaften würden. bzw. das in spanien ja bereits existierende modell mal bewerben, einfach nur mal so, um zu zeigen, dass es auch anders geht.....

buzz

p.s. wenn ich so nachdenke, fällt mir auch auf, das es im früheren yu doch recht wenig reglementierungen gab - zumindest mein eindruck. beispiel 1. : die bauern konnten ihre erzeugnisse
"einfach so" auf dem markt verkaufen. auch das gesetz zu der "orga. d. gem. arbeitens war seeehr kurz gehalten, ich glaub es waren gerade mal 16 punkte  (es gäbe noch mehr beispiele, aber ich mag nicht mehr schreiben, gähn...)
p.p.s. noch heute wirkt der "sozialismus" nach. erst jetzt (2015) bekommen die wohnungen zähler für wasser und heizung. die gabs vorher einfach nicht (!)

Am 13.02.2015 um 23:14 schrieb Christoph Ulrich Mayer:

Hallo Buzz,

 

das habe ich von Wofgan Berger, hier seine Antwort auf mein Nachfragen damals:

 

Die Dinge zum jugoslawischen Modell habe ich aus der Erinnerung gesagt (ich habe das ja alles hautnah während meiner Studentenzeit miterlebt). Quellen kann ich Ihnen nicht nennen und ich bin ja auch nicht mehr als Forscher tätig. Mein Berliner Professor in 1963, der diese Sicht vertreten hat (die ich übernommen habe) war Carl Föhl. Ich habe noch ein von ihm geschriebenes Lehrbuch, in dem darüber aber nichts steht. Meine späteren Professoren in Frankreich haben diese Sicht bestätigt. Der prominenteste unter ihnen war François Perroux. Das Lehrbuch von 1964, das ich von ihm habe heißt „L’économie du XX^e siècle“. Es hat 700 Seiten und ich mag danach jetzt nicht suchen.

 

Ich habe mir das Buch von Perroux damals bestellt, ist sehr interessant aber über Jugoslawien konnte ich darin nichts finden.

Würde sich lohnen, da noch mehr nachzuforschen.

 

Gruß

Christoph

 

Von: Grosser Nagus Gint [mailto:gint AT onlinehome.de]
Gesendet: Donnerstag, 12. Februar 2015 23:06
An: Christoph Mayer
Betreff: Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!

 

...achso. ja , frage : von aussen zerstört ? klär mich auf ?
ich kenns nur von innen, und da ist halt schon aufgefallen, dass die zahlen auf den scheinen immer größer wurden, und importwaren immer schwerer zu bekommen waren...

buzz

Am 12.02.2015 um 23:02 schrieb Grosser Nagus Gint:

Hi,

ja, in wurde in Zagreb, damals YU , geboren. Hab aber nur als Kind dort gelebt (allerdings musste ich da noch den wehrdienst leisten), aber war oft da und hab da noch Verwandte.

Was mich z.B. heute wundert ist, da ja jetzt kroatien in der eu ist : warum gibts fast keine waren von dort hier zu kaufen. hab auch schon ne vermutung : die können nicht
so billig produzieren, wie es nötig wäre.  es ist immer noch so, dass die menschen dort z.b. grossen wert auf gute/"echte"  lebensmittel legen. die sind (noch) nicht so drauf,
z.b. fleisch für 1.- /kilo zu produzieren um auf dem "weltmarkt" "konkurrieren zu können. hierzulande wird konkurrenz ja gerne als grundsätzlich positiv gesehen...

es gibt aber noch eine weitere entwicklung, dort hat eine , ich sach mal bewegung,  aus dem stand 16% bei den präsiwahlen bekommen, die leute vor zwangsräumungen beschützt,
und bei ihren öffentlichen aktionen "geld=schuld" herausruft. also leute, die das geldsystem verstanden haben, und die macht der banken brechen wollen. ich werde das
weiter verfolgen...

buzz

Am 12.02.2015 um 22:19 schrieb Christoph Mayer:

 

Am 12.02.2015 um 22:06 schrieb Grosser Nagus Gint <gint AT onlinehome.de>:

 

...kleine anmerkung : in YU war es auch ausländern nicht gestattet , land zu erwerben. man durfte es pachten, aber nicht kaufen.
90% der Waren waren , man würde heute sagen, "regional" .
privatunternehmer durften nur eine bestimmte anzahl angestellte haben, ich glaub es waren so 20-30 , sonst musste da unternehmen genossenschaftlich organisiert werden.
da gabs aber auch noch abstufungen, wenns sehr gross wurde, kam der staat mehr ins spiel

...es war nicht alles schlecht, mag sein, dass letztlich nicht alles funktioniert hat, aber ein paar gute ansätze gab es sicherlich.. 

buzz

Hi Buzz,

 

da gebe ich Dir vollkommen recht! Das Jugoslawien-Modell wurde auch von außen zerstört, hatte systematische Mängel aber das Prinzip finde ich super.

 

Hast Du da mehr Informationen? klingt danach als kamst Du von YU oder hättest Dich damit schon intensiver befasst...

 

Gruß

Christoph