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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!
- Date: Thu, 12 Feb 2015 21:44:44 +0000
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Hallo Christoph,
Einer der afrikanischen Staaten, weiß gerade nicht welcher, hat sich darüber beklagt, dass er 5x mehr Zinsen bezahlt hat, als er jemals Geld bekommen hat. Das kann nie funktionieren und die Preise für die afrikanischen Exportwaren wie Kaffee und Bananen werden systematisch gedrückt.
Da frage ich mich: wie könnte so ein Staat aus eigener Kraft auf die Beine kommen? Nachholend modernisieren, auf der Basis der eigenen Ressourcen (meist zu Beginn ja nur entweder Rohstoffe oder bestimmte landwirtschaftliche Produkte)? Gibt es Beispiele, wo das halbwegs erfolgreich geklappt hat?
Dieses Ungleichgewicht erfordert immer wieder einen Schuldenschnitt. Wenn es Banken geschickt anstellen, lassen sie das dann die „reichen“ „Staaten“ bezahlen. Das heißt konkret: die hoch verzinsten faulen Kredite an die Länder, die nicht mehr zahlungsfähig sind werden übersetzt in neue Kredit an die öffentliche Hand reicherer Länder, die dann bisher immer bezahlt werden konnten.
Ja, das scheint generell ein Geschäftsmodell der Banken zu sein. Schreibt so ähnlich auch Stadermann:
/"Goldman Sachs hat den Charme untersicherten Kredits für den Fall, dass öffentlicher Beistand noch zahlungskräftiger aber bereits hoch verschuldeter und von der Finanzierung abhängiger öffentlicher Haushalte, erzwungen werden kann, nicht entdeckt, sondern bestenfalls wiederentdeckt. Wilhelm Röpke hat bereits in der Weltwirtschaftskrise von 1929-1932, wie man weiter unten auf Seite 65 sehen kann, die gleichen Transaktionen beschrieben. Vieles spricht dafür, dass diese Methode, hohen Zinsertrag mit einer indirekten Sicherung zu koppeln, schon viel früher bekannt war und entsprechend auch Anwendung gefunden hat. Verfahren dieser Art galten aber niemals als zu dem Verhalten „ehrbarer Kaufleute“ passend und wurden, wenn sie vermehrt Einsatz gefunden hatten, meist auf lange Zeit durch verbietende Regulierungen unterdrückt. So geschah es auch nach der Überwindung der Weltwirtschaftskrise. Es sind derartige Geschäfte von da an zum Beispiel in Deutschland als die Allgemeinheit schädigende Strategien zur individuellen Bereicherung beurteilt und durch Gesetze, die die zu ihrer Umsetzung nötigen Verkehrsformen auf den Finanzmärkten regelten, unmöglich geworden. Sie kehrten erst durch die von der neoliberalen Theorie forcierten Deregulierungen ab den 80er Jahren als Möglichkeit wieder auf die Märkte zurück. Massiv eingesetzt wurden sie aber erst in den frühen 90er Jahren. Der dazu gehörende, nun „Sub Prime-Krise“ benannte und angeblich den Weltmarkt für Finanzen bedrohende Crash mit seinem „Rettungseinsatz“ im Jahre 2008 war wohl der erste großvolumige Probelauf zu dieser, an den Phönix erinnernden Auferstehung aus der inzwischen kalt gewordenen Asche der Weltwirtschaftskrise, wie man aus der weiteren Entwicklung schließen kann." (Quelle: http://www.unser-geld.com/euro-rettungsroutine/) /
Letztlich wurde die Kolonialherrschaft über Afrika nie aufgegeben, nur versteckt. Sie wird jetzt über Landbesitz ausgeübt (Rohstoffabbau, Plantagen usw. sind größtenteils in westlichem Besitz. Z.B. bei Goldminen gehen 3% der Erlöse an Afrika, 97% an Europa).
Ja, an der Oberfläche formell politische Unabhängigkeit bei weiter bestehender wirtschaftlicher Abhängigkeit. Das Thema US-Neokolonialismus nach 45 muß ich auch mal genauer recherchieren.
Da sehe ich bisher nicht, wie das an den grundlegenden saldenmechanischen Zusammenhängen und Problemen etwas ändern sollte ... hier scheinen doch eher Ausgleichsmechanismen für Ungleichgewichte nötig zu sein, oder seh ich das falsch? Ich seh da noch nicht wirklich klar.Nun, wenn Geldvermögen nicht mehr = Schulden ist, dann ist die Saldenmechanik-Gleichung völlig verändert.
Hm ... ich denke, nicht wirklich, da das, was Du Geldvermögen nennst, saldenmechanisch eben als Sachvermögen bzw. forderungsloser Vermögenswert behandelt würde. Kreditbeziehungen bestünden nach wie vor, die entstehen ja mit jedem Vertrag und können leicht handelbar gemacht werden. Und für die gilt Saldenmechanik genauso wie früher.
Ich sehe es eher so: auch ein System, in dem Geld ein forderungsloser Vermögenswert ist (wurscht ob Gold, Papierfetzen oder was auch immer), basiert auf Kredit (d.h. Kauf/Verkauf-Ungleichgewichten), und dann gilt Saldenmechanik und alles, was Kreditphänomene eben auszeichnet (Möglichkeit zu booms&busts, etc.). Man kann m.E. aber prinzipiell die Kreditvergabe regulieren und möglichst auf die Realwirtschaft beschränken.
Letztlich würde die Aufhebung von Kreditbeziehungen ja bedeuten, daß man direkten Gütertausch machen müßte, ohne Fristen zwischen Verkauf und Kauf, die durch Kredit überbrückt werden.
Siehst Du wahrscheinlich anders ... können wir diskutieren.
In meinen Augen sind Versuche, ein Kreditsystem so zu modifizieren, daß es wie ein Tauschsystem funktioniert, von der Idee her gut, aber ich glaube, man erreicht es besser durch die Regulation und das Management des Kreditsystems mithilfe von a) Gesetzen zur Regulation der Finanzwirtschaft und b) kreditären Mitteln (Staatskredit und Fiskalpolitik). Natürlich sind die immer den Versuchen gesellschaftlicher Machtgruppen ausgesetzt, sie in ihrem Interesse zu funktionalisieren, und derzeit haben da die Banken klar die Oberhand und sitzen an den Hebeln.
Dabei geht es mir um Gerechtigkeit und dass es nicht manipuliert oder durch Hobbyinteressen verbogen werden kann.
Ok.
Wer am meisten einbringt, bekommt am meisten neues Geld.
Hm, und wer entscheidet (nach welchen Kriterien), was "am meisten" genau ist?
Alles andere bleibt unverändert, z.B. das Sozialsystem bleibt als Ausgleichssystem und kann dann sogar weiter ausgebaut werden.
Ok.
Dann haben wir auf jeden Fall gemeinsame Ziele!
Inzwischen ist diese AG überhaupt auf einem mehr gemeinsamen Weg. Natürlich gibt es noch viel Bedarf an Wissensaustausch und Weiterentwicklung.
Ja. Es gibt viel zu tun, packen wir's an! Varoufakis wird dem Thema wieder einen Boost in der Öffentlichkeit geben, das Interesse wächst so langsam.
Gruß
Wolfgang
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Christoph Mayer, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Grosser Nagus Gint, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Christoph Mayer, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Grosser Nagus Gint, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, moneymind, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Grosser Nagus Gint, 13.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Gerhard, 13.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Rudolf Müller, 13.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, ukw, 16.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Grosser Nagus Gint, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, moneymind, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Gerhard, 13.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, thomas, 13.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Gerhard, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, moneymind, 12.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Gerhard, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Varoufakis - amazing views. Lest sein Buch!, Patrik Pekrul, 15.02.2015
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