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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen


Chronologisch Thread 
  • From: Comenius <comenius2000 AT gmail.com>
  • To: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen
  • Date: Mon, 02 Feb 2015 12:30:25 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 02.02.2015 um 12:00 schrieb Arne Pfeilsticker:


Am 01.02.2015 um 16:50 schrieb Comenius <comenius2000 AT gmail.com>:

Am 01.02.2015 um 15:36 schrieb Arne Pfeilsticker:
Doch nun zur Beantwortung deiner Frage:
Habe ich eine gestellt?
Am besten Versteht man das klare JA und NEIN, wenn man die Geldschöpfung von Geldfälschern mit der von Banken vergleicht.

Beide, Geldfälscher und Banken, tun das Gleiche: Sie machen Geld nach und bringen es in den Verkehr. Der Geldfälscher stellt verbrieftes Geld (= Banknoten) und die Banken verbuchtes Geld (= Giralgeld) her.
Wieder so ein Vergleich, der Stimmung macht, aber nicht trägt. Die Bank stellt kein Geld her, sondern "Kredit“.
[völlig unstrittige und unerhebliche Ausführungen gelöscht, um den Nebel zu lichten.]
Auch wenn der Kreditnehmer sich dann dafür was kaufen kann, ist das etwas substantiell anderes als die kriminelle Herstellung von Banknoten, denn mit der Kreditvergabe verpflichtet sich die Bank, das Geld auch wieder einzusammeln (= zu vernichten) und haftet dafür, dass dies auch gelingt.

Auf den ersten Blick und wenn man nur einen einzelnen Kredit im Auge hat, dann ist das der gute Einwand. Hat man jedoch den gesamten Bankensektor im Auge, dann stellt man fest, dass in der Summe die Geldmenge stetig wächst und dein Einwand wird erheblich entkräftet. 

Die Koppelung von Geldschöpfung und Geldvernichtung ist ein entscheidender Faktor in der Architektur unseres Geldsystems. Ohne diese Koppelung würde das Geldsystem explodieren. Dennoch bleibt die Tatsache, dass Geschäftsbanken Geld nachmachen und in Verkehr bringen.
Die Banken machen kein Geld _nach_, sondern sie stellen Kreditgeld her. Das ist heutzutage ihre Aufgabe. Solange die so geschaffene Geldmenge wächst, entsteht eine Art Seignorage über deren Verteilung zwischen Kreditnehmern und Kreditgebern der Markt entscheidet. (So unvollkommen wie vermachtete Märkte das eben tun.)

Halten wir also fest: Banken sind KEINE Geldfälscher und auch durch ständige Wiederholung wird deine Geldfälschungsthese nicht besser.

Ein Geldfälscher stellt "nach Belieben" Geld her. Die Bank tut das nicht, wie du bereits zugegeben hast.

Ahoi,
Comenius


Im StGB gibt es den § 146 Geldfälschung, der wie folgt lautet:

(1) Mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr wird bestraft, wer


1. Geld in der Absicht nachmacht, daß es als echt in Verkehr gebracht oder daß ein solches Inverkehrbringen ermöglicht werde, oder Geld in dieser Absicht so verfälscht, daß der Anschein eines höheren Wertes hervorgerufen wird,

Wenn man, wie in der Juristerei üblich, zwischen einem Recht und der Art des Nachweises des Rechts unterscheidet, dann stellt man z.B. fest, dass Banknoten lediglich der Nachweis, aber nicht das Recht an sich sind. 
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Bargeld und Buchgeld liegt in der Art des Nachweises: Bargeld ist verbrieftes Geld und Giralgeld ist verbuchtes Geld. Bei Waren würde man sagen, der Unterschied liegt in der Verpackung.

Wenn du die Geldschöpfung eines Geldfälschers mit der einer Bank aufgrund des Inhaltes vergleichst, dann machen beide Geld nach und bringen es in den Verkehr. 

Wenn du jedoch auf die Verpackung bzw. den Nachweis abstellst, dann ist das Nachmachen von Bargeld etwas anderes als das Nachmachen von Giralgeld. Wobei die Herstellungskosten von Banknoten unvergleichlich höher sind, als von Giralgeld. 

Also es liegt an dir, willst du Dinge nach dem Inhalt oder nach der Verpackung bewerten.

Für die meisten Menschen ist offensichtlich, dass das Nachmachen von Banknoten ein strafwürdiges Verbrechen ist. Nur den wenigsten fällt auf, dass das Nachmachen von Giralgeld das Gleiche in grün ist, nur mit dem Vorteil, dass die Herstellungskosten von Buchgeld im Vergleich zu Bargeld erheblich geringer sind und das Handeln von den Behörden nicht verfolgt wird.



Der Geldfälscher verhält sich wie ein Kuckuck. Er legt seine Blüten in das Geldterritorium der Zentralbank und überlässt die Brutpflege der Zentralbank. Falschgeld funktioniert solange es nicht entdeckt wird genau so gut wie echtes Geld. Der Geldfälscher kassiert den Geldschöpfungsgewinn teilweise mit Abschlägen einmalig.

Banken hingegen müssen sich um ein Nest (= Geldterritorium) kümmern und ihre Brut (= Giralgeld) gegen allerlei Fressfeinde schützen. Zu den Fressfeinden zählen nicht nur andere Banken, die die Kunden abspenstig machen wollen, sondern zum Teil die Kunden selbst, wenn sie z.B. Kredite nicht oder nur teilweise zurückzahlen. In diesem Fall geht der Geldschöpfungsgewinn an den Kunden und nicht an die Bank. Die Banken realisieren den Geldschöpfungsgewinn einmalig, wenn sie Geld über den Kauf von Aktiva verkaufen; sie realisieren den Geldschöpfungsgewinn stetig, wenn sie das geschöpfte Geld verleihen und die Bank ihr Geldterritorium verteidigen kann.
Langer Rede kurzer Sinn: Ohne ein ordentliches Bankgeschäft ist kein Geldschöpfungsgewinn möglich.

Wenn man unter dem Vergleich mit einer Gelddruckmaschine versteht, dass eine Bank nach belieben Geld herstellen und in den Verkehr bringen kann, dann ist der Vergleich in diesem radikalen Sinne falsch.
Puuuhh, scheißabwisch ... geschafft!!!

Was geschafft? - 

Danke dass du dies endlich in dieser Klarheit zugestehst. Ich möchte dich dann aber bitten, in Zukunft diesen Vergleich auch nicht weiter zu verwenden.

Ich vergleiche nicht die Geldschöpfung des Bankensektors mit einer Gelddruckmaschine, sondern habe immer Wert auf eine differenzierte Betrachtung gelegt.

Denn der normale Mensch kann eine legale "Gelddruckmaschine" nur in diesem "radikalen" Sinn verstehen, solange du die Beschränkungen nicht mit benennst, die so erheblich sind, dass man zumindest nicht davon reden kann, dass die Banken "ihre Rechnungen mit selbstgemachtem Geld bezahlen können".
Die Geldschöfpungsfähigkeit der Zentralbank ist am ehesten mit einer Gelddruckmaschine vergleichbar, weil sie über ein privilegiertes Geldterritorium verfügt und als einzige Bank nicht zahlungsunfähig werden kann. - Aber die Geldschöpfungsfähigkeit wird durch ihre geldpolitischen Aufgaben beschränkt.
Klaro!
Die Geldschöfpungsfähigkeit der Geschäftsbanken ist graduell und von Bank zu Bank mit einer Gelddruckmaschine vergleichbar. Diese Fähigkeit hängt in erster Linie von der Größe ihres Geldterritoriums und der Fähigkeit dieses Territorium zu verteidigen ab. Wenn sie zu viel Geld schöpft, dann besteht die Gefahr, dass sie ihr Geldterritorium nicht halten kann. Darüber hinaus kommen noch rechtliche Beschränkungen, wie z.B. BASEL III.
Langer Rede kurzer Sinn: Die Geldschöpfungsfähigkeit der Geschäftsbanken hat nur sehr sehr wenig Ähnlichkeit mit einer Gelddruckmaschine, weil sie sehr vielfältig beschränkt und im Kern nur eine Kreditschöpfungsfähigkeit ist.

Ist „Kreditschöpfungsfähigkeit" deine Wortschöpfung? Ich vermute du verstehst darunter, dass zwei Vertragsparteien einen Darlehensvertrag schließen. 

Auch Nichtbanken können Kredite vergeben, aber sie können dabei keine Geld schöpfen. Der feine Unterschied liegt darin, dass Banken Kredite vergeben und mit selbstgemachtem (= geschöpftem) Geld auszahlen. 


Viele Grüße
Arne






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