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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
- To: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen
- Date: Sun, 1 Feb 2015 12:29:10 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 01.02.2015 um 10:08 schrieb Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>:
Am 31.01.2015 um 23:20 schrieb Arne Pfeilsticker:
Es geht doch darum, dass auch für unbare Transaktionen Zentralbankgeld notwendig ist.
Am 31.01.2015 um 22:35 schrieb Peter Baum <p.baum AT posteo.de>:
Hallo Arne,
Am Freitag, 30. Januar 2015, 13:04:48 schrieb Arne Pfeilsticker:
....
Das geschöpfte Geld wird durch die Tilgung des Darlehens wieder vernichtet.
Hier fehlt in Deiner ansonsten zutreffenden Beschreibung der Hinweis, dass die
Bank in dem Moment den Kreditbetrag in Zentralbankgeld bereitstellen muss,
wenn ihn der Kreditnehmer bar abhebt oder auf ein Konto einer anderen Bank
überweist. Mit dieser Konsequenz muss eine Bank rechnen, deswegen unterhält
sie ein Liquiditätsmanagement.
Hallo Peter,
dein Einwand ist völlig richtig.
Da aber wertmäßig 99% aller Zahlungen unbar erfolgen habe ich auf die Darstellung dieser Details verzichtet.
Hallo Marco,
das ist nicht zwingend notwendig. Ein erheblicher Teil der Transaktionen zwischen Banken werden über sog. Nostro- und Vostrokonten abgewickelt. Das sind Konten, die Banken sich Gegenseitig einräumen, um hierüber Zahlungen abzuwickeln. Diese Differenzen in den Interbankenzahlungsströmen sind eine Ursache für die sog. Interbankenkredite.
Über diese Interbankenkredite wird die Zentralbank ausgehebelt und umgangen. Dadurch geht ein potentieller Anteil des Geldschöpfungsgewinns nicht an die Zentralbank, sondern bleibt im Geschäftsbankensektor.
Rein praktisch nutzen Banken beides: Ihre Konten bei der Zentralbank und ihre Konten bei anderen Banken um den Interbankenzahlungsverkehr abzuwickeln.
Nämlich wenn das Geld die Bank verlässt.
Giralgeld bleibt wo es ist auf dem Computer einer Bank. Dort kann es geschöpft und wieder vernichtet werden und in der Zwischenzeit wird es von einem Girokonto auf das andere gebucht.
Die Vorstellung dass Giralgeld bei einer Überweisung wie Bargeld die eine Bank verlässt und bei der anderen Bank eintrifft ist eine Anschauung aus dem Bargeldverkehr.
Bei einer Überweisung von einer Bank A an die Bank B passiert folgendes: Die Bank A weisst die Zentralbank an von ihrem Girokonto bei der Zentralbank den Überweisungsbetrag auf das Girokonto der Bank B bei der Zentralbank zu überweisen. Wie du siehst findet der Überweisungsvorgang nur innerhalb der Zentralbank statt.
Wenn die Bank A dann diesen Geschäftsvorfall in der eigenen Buchhaltung bucht, dann lautet der Buchungssatz Girokonto an Barreserve. D.h. Die Bank A vernichtet einen entsprechenden Teil des eigenen Giralgeldes. Es findet eine Bilanzverkürzung statt.
In der Bank B lautet der Buchungssatz: Barreserve an Girokonto. D.h. die Bank B schöpft neues eigenes Geld in Höhe des Überweisungsbetrages.
An diesem Punkt krankt die ganze Theorie vom kostenlosen Geldschöpfen der GBn.
Das ist kein Einwand gegen die Theorie der kostenlosen Geldschöpfung, sondern weißt nur darauf hin, dass ein Bank nur „ihr“ eigenes Geld kostenlos herstellen kann. Sobald sie Geld von anderen Bank oder der Zentralbank benötigt, dann muss sie wie jeder andere auch i.a. Zinsen zahlen.
Entgegen dem ersten Anschein haben wir nicht „ein“ Euro, sondern jede Bank hat ihren eigenen Euro. Das heißt wir haben einen Zentralbank-Euro, einen Deutsche-Bank-Euro, einen Commerzbank-Euro, u.s.w.
Da man aber diese unterschiedlichen Euros jederzeit direkt oder indirekt 1:1 tauschen kann, entsteht der Eindruck das wir genau eine Sorte von Euros haben.
Der jeweilige Schuldner (= Zentralbank, Deutsche Bank, Commerzbank, etc.) bestimmt die Art des Euros. Spätestens bei einer Bankpleite stellt man fest, dass z.B. die Euros der Pleitebank nichts oder nur ein Bruchteil ihres Nominalwertes Wert sind.
Die uneingeschränkte Konvertibilität der Geschäftsbankeneuros besteht nur gegenüber dem Zentralbank-Euro. Dadurch wird der Zentralbankeuro zum Zahlungsmittel zwischen den Geschäftsbanken. Das ist ein wichtiger Aspekt, der die Zentralbank im Spiel hält und die Macht der Zentralbank begründet.
Ich habe im Zuge der Argumentation immer wieder darauf hingewiesen.Erkenne Ironie, wo sie auf dich zurückgespiegelt wird :) Er hat das ganz sicher nicht vergessen.Da du diesen Punkt ansprichst möchte ich noch hinzufügen, dass in dieses Aspekt die Ursache liegt, warum - trotz der Fähigkeit zur Geldschöpfung - Geschäftsbanken pleite gehen können.
Ohne eigenes Geldterritorium und ohne der Fähigkeit sein Geldterritorium zu verteidigen sind Banken dem Untergang geweiht. Das ist der Aspekt, den Comenius in seiner Bankgründungseuphorie übersehen hat.
Dann wäre es hilfreich, das von vornherein mit anzugeben...
Nur die Zentralbank ist als Monopolist ihres Geldterritoriums in einer besonders günstigen Situation.
Völlig richtig.
Und für das „Sparen" der Nichtbanken gilt: Alles Geschäftsbankengiral-Geld,
das eine Bank von einer Nichtbank erhält - z.B. im Rahmen eines
Sparvertrages - wird vernichtet. Wenn der Sparer das gesparte Geld wieder
auf seinem Girokonto gut geschrieben bekommt, dann wird das hierfür
benötigte Geld mit und im Moment der Gutschrift von der Bank selbst
hergestellt.
Diese beiden Sätze verstehe ich nicht. Wenn ein Sparer eine Umbuchung von
seinem Girokonto auf sein Sparkonto vornimmt, entsteht in der Bankbilanz
lediglich ein Passivtausch, die Verbindlichkeit verschwindet auf dem Girokonto
und entsteht auf dem Sparkonto.Meine Argumentation hat sich ausdrücklich auf die Geldmenge M1 (= Bargeld + Sichteinlagen) bezogen.
Viele Grüße
Arne
Wenigstens kann ich deine Argumentation von oben so nachvollziehen. Sparguthaben sind dem Geldkreislauf entzogen. Die sind zwar dokumentiert auf dem Kontoauszug, aber eben "aus dem Verkehr gezogen". Irgendwo habe ich mal den Begriff "Potentialgeld" aufgeschnappt. Man kann so weit gehen, dass man bei der Umwandlung M1->M2 von einer "Vernichtung" von Giralgeld spricht und umgekehrt von einer erneuten "Schaffung".
Unter Giralgeld versteht man nur die jederzeit fälligen sog. Sichteinlagen. Spareinlagen sind daher kein Giralgeld. Spareinlagen haben üblicherweise entweder eine bestimmte Anlagedauer oder eine bestimmte Kündigungsfrist.Beides ist Giralgeld der Geschäftsbank,
Im praktischen Umgang wird die Grenze zwischen Sichteinlagen und Spareinlagen durch Finanzmärkte und die Praxis der Banken aufgeweicht. Deshalb gibt es auch die unterschiedlichen Geldmengendefinitionen M0, M1, M2 und M3.
Völlig richtig.die Bilanzsumme ändert sich durch die Umbuchung nicht
Viele GrüßeArne
--
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- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Marco Schmidt, 01.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Arne Pfeilsticker, 01.02.2015
- <Mögliche Wiederholung(en)>
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- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Arne Pfeilsticker, 02.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Comenius, 02.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Comenius, 01.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Arne Pfeilsticker, 01.02.2015
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