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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Banken zahlen NICHT mit Selbstgemachtem; war: Banken zahlen mit Selbstgemachtem

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Banken zahlen NICHT mit Selbstgemachtem; war: Banken zahlen mit Selbstgemachtem


Chronologisch Thread 
  • From: "Horst Seiffert" <mail AT horstseiffert.de>
  • To: "'Comenius'" <comenius2000 AT gmail.com>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Banken zahlen NICHT mit Selbstgemachtem; war: Banken zahlen mit Selbstgemachtem
  • Date: Sun, 1 Feb 2015 16:23:26 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Comenius,

 

Comenius schreibt:

„Wer davon den größten Batzen bekommt, hängt sicher von der Größe und der Marktmacht der jeweiligen Banken ab. So handeln die Banken ganz in ihrem Eigeninteresse, wenn sie, wie Horst schreibt, eifersüchtig darauf achten, dass die Nachbarbank sich nicht durch exzessive Geldschöpfung zu eigenen Zwecken einen dickeren Batzen von dieser Seignorage abschneidet.“

 

Dieses ist nicht meine Aussage. Die Banken sind nicht eifersüchtig aufeinander, dass da die anderen Banken zu viel Geld schöpfen. Sondern sie sind darauf angewiesen, dass die anderen Banken im Gleichschritt mit ihnen auch Geld schöpfen. Wenn die anderen einen dicken Batzen erhalten, haben auch sie die Möglichkeit ihrerseits ihren Batzen zu vergrößern.

Diese „kooperative Geldschöpfung“ kann sich natürlich nicht ins Uferlose aufschaukeln. Ich habe in meinem Buch dazu sechs Grenzen beschrieben.

 

Comenius schreibt:

„Diese Aussagen allein reichen aus, um festzustellen, dass der Vergleich der "Geldschöpfung der Banken" mit einer "Gelddruckmaschine" nicht nur hinkt, sondern beidseitig vollamputiert ist.“

Vergleiche hinken oft an irgendeiner Stelle. Ich würde sagen die „Geldschöpfung der Geschäftsbanken“ kann man schon mit einer „Gelddruckmaschine“ vergleichen. Nur die einzelne Bank muss ihre Gelddruckmaschine mit den Gelddruckmaschinen der anderen Banken synchronisieren. Und bei kleinen Banken frisst der Wartungsaufwand den erwarteten Vorteil fast vollständig auf.

 

Gruß

Horst

 

 

Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Comenius
Gesendet: Sonntag, 1. Februar 2015 15:01
An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [AG-GOuFP] Banken zahlen NICHT mit Selbstgemachtem; war: Banken zahlen mit Selbstgemachtem

 

Am 01.02.2015 um 10:03 schrieb Horst Seiffert:

Keine Bank kann auf Teufel komm raus Geld schöpfen. Sie ist darauf angewiesen, dass die anderen Banken entsprechend ihrer Größe es auch tun.

Arne gab inzwischen zu, dass  "- trotz der Fähigkeit zur Geldschöpfung - Geschäftsbanken pleite gehen können." Und dass sie "Ohne eigenes Geldterritorium und ohne der Fähigkeit sein Geldterritorium zu verteidigen ... dem Untergang geweiht" sind.

Ich musste erstmal herausfinden, was ein "Geldterritorium" ist und wie man es verteidigt. Fehlanzeige bei Wikipedia, aber Google leitet mich sofort zum Piratenwiki. Der Begriff wurde offenbar hier erfunden.

Also: ein Geldterritorium hat eine Bank offenbar, wenn sie einen ausreichend großen Kundenstamm hat, der bei ihr Girokonten unterhält. Verteidigen kann man dieses Geldterritorium nur, wenn man mittel- bis langsfristig ausgeglichene Zuflüsse und Abflüsse an Zentralbankgeld hat UND sich das Vertrauen bzw. Wohlwollen der anderen Banken erhält. Horsts Satz von oben macht deutlich, dass man dieses Vertrauen verspielt, wenn man zu viel Geld für eigene Zwecke ausgibt.

Diese Aussagen allein reichen aus, um festzustellen, dass der Vergleich der "Geldschöpfung der Banken" mit einer "Gelddruckmaschine" nicht nur hinkt, sondern beidseitig vollamputiert ist.

Wenn man das Ganze etwas weiter denkt, ergibt sich, das der "Geldschöpfungsgewinn" vom vermeintlichen Goldesel zusammenschrumpft auf die richtige Aussage:

"Bei einer Ausweitung der gesamten Giralgeldmenge geht die Seignorage als Einnahme an die Gesamtheit der Banken."
(Was übrigens mit der Aussage, "Beim Schrumpfen der Giralgeldmenge verlieren die Banken Geld" notwendig korrespondiert. Könnte ein Indiz dafür sein, dass Deflation Banken gefährdet. Das aber hier nur am Rande, weil ich es nicht vollständig durchdacht habe.)

Wer davon den größten Batzen bekommt, hängt sicher von der Größe und der Marktmacht der jeweiligen Banken ab. So handeln die Banken ganz in ihrem Eigeninteresse, wenn sie, wie Horst schreibt, eifersüchtig darauf achten, dass die Nachbarbank sich nicht durch exzessive Geldschöpfung zu eigenen Zwecken einen dickeren Batzen von dieser Seignorage abschneidet.

Hinzu kommt, dass die Banken ihr "Geldterritorium verteidigen" müssen. Sie müssen also ihre Kunden bei Laune halten. D.h. die Banken müssen Ihnen mindestens ebenso gute, wenn nicht bessere Angebote machen als die Konkurrenten. Die den Banken (insgesamt) zugeflossene Seignorage ist also zunächst mal eine Einnahme noch kein "Gewinn" der Banken. Sie geht in die Gesamtkalkulation der Banken ein und führt in einer Konkurrenzsituation dazu, dass Sparzinsen erhöht und Kreditzinsen gesenkt werden können, um Kunden zu halten und zu gewinnen - die Verteidigung des Geldterritoriums ist also mit hohen Kosten verbunden. Damit profitieren nicht nur die Banken davon, sondern auch die Sparer und Kreditnehmer. Der Gewinn aus Geldmengenausweitung (rund 300 Mrd. € pro Jahr im Euroraum im Durchschnitt der letzten 10 Jahre - Bargeldausweitung ist davon eigentlich noch abzuziehen) verteilt sich also recht breit unter den europäischen Banken UND ihren Kunden. Dass diese Verteilung nicht gleichmäßig ist, liegt wiederum an der Marktmacht der jeweiligen Beteiligten, ist also eine "normale" Erscheinung in der "Marktwirtschaft" und keine Folge des "Geldschöpfungsprivilegs".

Der Übergang der Seignorage, die historisch dem Souverän zustand, auf die Banken ist in ihrer Wirkung also am ehesten einer Steuersenkung um knapp 300 Mrd. Euro pro Jahr bezogen auf ganz Europa vergleichbar. Die Rückübertragung der Seignorage an den Staat über das Vollgeldsystem käme entsprechend einer Geldverkehrssteuer gleich.

Ob man das will oder ob nicht besser große Einkommen und/oder Vermögen und/oder Börsenspekulationen besteuert werden sollten, ist eine anderweitig zu diskutierende Frage. Ebenso die Frage, ob das derzeitige Geldsystem mit seinen flexiblen Anpassungsmechanismen nicht einer staatlichen oder "monetativen" Geldmengensteuerung vorzuziehen ist.

Dass aber Banken ihre eigenen Rechnungen mit selbstgemachtem Geld bezahlen könnten, ist schlicht Blödsinn. Und ich bezeichne die Vollgeldler, die dies behaupten oder zumindest immer wieder suggerieren, nur deshalb nicht als Lügner, weil sie "Gläubige" sind, also selbst glauben, was sie da behaupten.

Ahoi,
Comenius




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