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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: moneymind <moneymind AT gmx.de>, "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
  • Date: Wed, 1 Oct 2014 14:24:38 +0200
  • Importance: Normal
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


 
> To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> From: moneymind AT gmx.de
> Date: Wed, 1 Oct 2014 07:20:59 +0000
> Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
>
> Hallo Patrik,
>
> >> Wenn der Staat sich direkt über die ZB finanziert, ja ... wenn er es
> >> über die GBen machen muß, nicht. Wer also hat ein Interesse daran, daß
> >> der Staat sich nicht direkt über die ZB finanzieren kann und wird
> >> Inflationsängste schüren, die durch Staatsfinanzierung über GBen dann
> >> bannbar sein sollen?
> > Diese Inflationsangst ist reine Propaganda.
> >
> > WIESO entsteht Inflation, wenn sich der Staat Geld bei der Zentralbank
> > leiht, wenn er das selbe bei Geschäftsbanken tut, aber angeblich nicht?
> > Absurd!
>
> Das Argument ist, daß der Staat zu hoher Verschuldung neigt, weil er
> nicht denselben Restriktionen unterliegt wie ein privates Unternehmen
> (Haftung für Schulden, drohende Pleite) und deswegen beim "Geldausgeben"
> in die Vollen gehen kann - was ein Mittel politischen Machterhalts sein
> kann, indem Bürgern "Wahlgeschenke" gemacht werden.
 
Nun ich würde das eher als unbewiesenes Scheinargument bezeichnen. Dass "die Märkte" mit Geld besser umgehen könnten, hat ja nun die Krise eindrucksvoll widerlegt. So viele Milliarden, wie da innerhalb von Tagen vernichtet wurde, kann der Staat gar nicht als Wahlgeschenke rausgeben.
 
Im übrigen zeichnen sich auch die Staaten, die sich bei der Zentralbank finanzierenn dürfen (die meisten), auch nicht durch restriktionslosen Geldabfluss aus  - und wenn, auch egal. Verschuldung ist nur für diejenigen ein Problem, die nicht auf eine unendliche Finanzierungsquelle Zugriff haben. Japan hat sich bis über die Ohren bei sich selbst verschuldet - und? Wo bleibt der Systemcrash? Der findet doch wohl eher bei uns statt, wo die Staaten "diszipliniert" werden.

>
> Dahinter steht natürlich die Angst der vermögenden Minderheit vor
> Umverteilung an die lohnabhängige Mehrheit, die das mit Wählerstimmen
> honoriert. Wie wir gerade sehen, kann der Staat aber auch für Austerität
> plus Bankenrettungen mißbraucht werden - Umverteilung in die andere
> Richtung.
 
Korrekt, es ist wieder mal reiner Neusprech.

> > Im übrigen ist Inflation kein Thema, das vornehmlich an der Geldmenge
> > hängt, sondern am EINKOMMEN!
> >
> > Schon in der ersten VWL-Vorlesung lernt man: Der Preis ergibt sich aus
> > dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage.
>
> Stimme zu, daß die Quantitätstheorie nichts taugt. Zu Deiner
> Inflationserklärung sage ich erstmal nichts, das wäre eine eigene
> Diskussion. Aus meiner Sicht ist sie ebenfalls verkürzt. Aber, wie
> gesagt, ein andermal.
 
Ja, das ist ebenso verkürzt wie: Mehr Geld drucken, führt zu Inflation.
 
Man muss Aussagen manchmal verkürzen und verdichten; dass es noch andere Inflationsursachen gibt, ist unbestritten. Politisch relevant ist aber vor allem die Lohnkosteninflation, denn die wirkt unmittelbar auf die Verteilung des Volkseinkommens. Wenn Rohstoffe bspw. teurer werden, kann das auch Inflation verursachen, aber das ist in diesem Zusammenhang uninteressant.

>
> >>> Es ist interessant, wie man sich monate- bis jahrelang um diese einfache
> >>> Erkenntnis drücken kann, und die wildesten Theorien gesponnen werden,
> >>> warum das so einfach nicht gehen könne.
> >>
> >> Ist doch verständlich, warum die GBen ein Interesse daran haben, die
> >> Staatsfinanzierung zu übernehmen.
> > Natürlich, aber deshalb muss ihre Propaganda doch nicht auch noch mit
> > intensiver Befassung adeln.
>
> Befassung nicht mit der Propaganda, sondern mit einer realistischen
> Erklärung von Inflation/Deflation.
 
Ja, das muss man. Denn Inflation ist ein substanzloses Totschlagargument, basierend auf einer durch die Realität komplett widerlegten Theorie.

>
> > Und in der Tat machen die umfassenden
> > Möglichkeiten des Staates ihn ja tatsächlich sehr anfällig für
> > Mißbrauch.
> Dagegen hilft meiner Ansicht eben Transparenz und DEMOKRATISCHE Kontrolle,
> und nicht das Diktat "der Märkte".
>
> Demokratische Kontrolle heißt ja im Grunde, diejenigen, die die
> Wahrnehmung der Mehrheit bestimmen, bestimmen die Politik. Sie taugt nicht
> als Grundlage für gesamtwirtschaftliche sinnvolle Wirtschaftspolitik.
 
Was denn sonst, ein "Rat der Weisen"?

>
> Aus meiner Sicht müssen die wesentlichen Restriktionen sinnvoller
> Wirtschaftspolitik v.a. aus einer realitätsangemessenen
> Wirtschaftstheorie folgen. Am nächsten dran war man bisher vielleicht mit
> dem Stabilitätsgesetz von 1967, wenn auch m.E. die theoretischen
> Grundlagen noch nicht ganz schlüssig waren.
 
Das sehe ich anders.
 
Jedes System, das sich regelkonform verhalten muss, kann von seinem "Gegner" leicht geknackt werden (siehe Spieltheorie). Deshalb ist weder eine regelhafte Wirtschaftspolitik, noch eine regelhafte Geldpolitik zielführend. Sehr anschaulich hat man das bei der Spekulation gegen die Bank of England gesehen: http://www.handelsblatt.com/finanzen/rohstoffe-devisen/devisen/waehrungen-englischer-patient-das-verlorene-pfund-seite-all/3084510-all.html
 
" 1990 hatte die Premierministerin Margaret Thatcher das Pfund ins Europäischen Währungssystem (EWS) geführt. Zum ersten Mal war das Sterling somit an feste Wechselkurse gegenüber anderen europäischen Währungen gebunden. Doch der durch das EWS festgezurrte Kurs für das Pfund war zu ehrgeizig; er widersprach den ökonomischen Machtverhältnissen.Das erkannten viele, doch ein Mann handelte und startete einen Frontalangriff auf das Pfund. Der Investor George Soros ging eine waghalsige Wette auf den Absturz der britischen Währung ein. Er verkaufte Devisen, die ihm gar nicht gehörten, um von Abwertungen des Pfundes zu profitieren. Soros lieh sich Pfund im Gegenwert von zehn Milliarden Dollar und tauschte sie gegen andere Währungen wie D-Mark oder französische Franc. Das Pfund geriet unter massiven Druck. Die Bank of England versuchte, mit einer Zinserhöhung von ohnehin üppigen zehn auf zwölf Prozent ausländisches Kapital ins Pfund zu locken. Doch andere Spekulanten schlossen sich Soros an, und das Pfund sackte weiter ab. So weit, dass Premier John Major und die Notenbank am Mittwoch, dem 16. September 1992, kapitulierten, das Pfund aus dem EWS herausnehmen und frei "floaten" lassen mussten. Seither gilt Soros als "der einzige Mann, der die Bank von England knackte"."
 
Soros wusste, wie die Bank of England handeln MUSSTE, um im EWS zu bleiben - und hat sie so geknackt. Die Freiheit des Souverän durch Regeln einzuschränken, macht es dem Geldadel nur noch einfacher ihn zu kontrollieren - wofür die Maastricht-Kriterien und das Eurosystem ein weiterer Beleg sind, und die Schuldenbremse ist eine weitere deutliche Einschränkung der Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn alles durch Regeln definiert ist, braucht es keine Politiker mehr, die vom Volk gewählt werden und Entscheidungen treffen, sondern nur noch Bürokraten - das wäre die entgültige Kapitulation der Demokratie. Es ist sch...egal, was das Volk will, es ist alles in Regeln festgeschrieben und somit per Definition "alternativlos".
 
Natürlich muss es "Leitlinien" geben, die sich a einer realitätsnahen Theorie orientieren, aber diese dürfen nicht starr sein. Wesentlicher ist aber, dass die Volksvertreter die Zusammenhänge kennen und verstehen - und nicht korumpiert werden. DAS ist meiner Ansicht nach die wahre Herausforderung. Wenn der "kleine Mann" erst einmal am Duft der großen weiten Welt schnuppern durfte, fällt es ihm schwer, den Verlockungen zu widerstehen. Wer hätte gedacht, dass der kleine Gerd, der kleine Joschka, Ronald, Daniel, usw. mal im Aufsichtsrat sitzen dürfen und große Autos fahren ;-) Wer kann da schon Nein sagen?
 
Je zentralistischer das Staatswesen aufgebaut ist, desto weniger Entscheidungsträger gibt es, die man gründlich "beraten" muss; weshalb der Geldadel schon immer Freund großer Strukturen war. Das konsequente Gegenkonzept ist Dezentralisierung - das gilt nicht nur für das politische System, sondern auch für das Geldsystem. Wie schön, dass wir jetzt eine "Fremdwährung" haben, die von einer unabhängigen supranationalen Institution gesteuert wird, an dessen Spitze ein Goldman Sachs-Mann sitzt. Besser geht es nicht mehr! Doch: Man muss jetzt noch die nationalen Parlamente entmachten, und alle Kompetenzen auf die EU-Ebene haben, wo das Volk keinen Einfluss mehr hat (siehe "Wahl" des Kommissionspräsidenten...)
 
Was hat das Ganze jetzt noch mit dem Thema Münzregal zu tun? Nichts! Warum? Weil nichts egaler sein könnte, als die paar Kröten, die der Staat aus der Differenz zwischen Materialeinsatz und Nominalwert der paar Metallklumpen namens Münzen verdient.
 
Viel interessanter ist das Spiel um die Staatsanleihen, da geht es um ein paar Dezimalstellen mehr. Und deshalb unterbindet der Geldadel auch nicht den mittelalterlich anmutenden "Schlagschatz" des Staates, sondern verbietet dem Staat die Finanzierung ohne seine Einbindung. Neben der kompletten Kontrolle, hat nämlich dieses den angenehmen Nebeneffekt für "die Märkte", dass sie sich bei jeder Zentralbankintervention gesundstoßen können:
 
1. Der Staat will Anleihen verkaufen
2. "Die Märkte" (Bieterbanken) kaufen diese billig ab (der Staat ist ja sooo verschuldet und risikoreich...)
3. Die Zentralbank muss "stützen" und kauft sie teuer zurück (damit der "Marktzins" augenscheinlich wieder passt)
4. Für das Durchreichen von staatlichem Sektor an staatlichem Sektor, werden "die Märkte" so fürstlich entlohnt.
 
DAS ist "Seignorage"! Viel Schotter für süßes Nichtstun.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 



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