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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?


Chronologisch Thread 
  • From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?
  • Date: Thu, 27 Feb 2014 14:19:32 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 27.02.2014 13:29, schrieb moneymind:
Die "Finanzwirtschaft" entsteht in dem Moment, in dem das
Wirtschaftssystem selbstreflexiv wird, d.h. wenn es erkennt, dass sich
Zahlungen nicht nur auf "Dinge" (Fremdreferenz), sondern auch auf
Zahlungen (Selbstreferenz) beziehen können.


Bißchen kryptisch ausgedrückt. Sie entsteht, sobald ein Eigentümer A
entdeckt, daß er eine fällige Forderung auf Geld eines B auch durch
Weiterreichen später fälliger Forderungen auf Geld gegen einen C
erfüllen kann (Grundprinzip des Wechsels als Zahlungsmittel, enstanden
schon im 14. Jahrhundert, und in der Antike ebenfalls schon existent).

Damit beziehen sich Erwartungen auf die künftige Zahlungsfähigkeit auch
auf die erwartete Kreditschöpfung, und Kreditexpansion und -Kontraktion
werden zu prozyklisch selbstverstärkenden Prozessen (positives
Feedback). Das gilt unabhängig davon, ob Geld, Gerste oder sonst etwas
"materielles" als "Geld" und "letztendliches Zahlungsmittel" gilt.

Ich habe "Finanzwirtschaft" als Begriff aus der Diskussion herausgegriffen um ihn dann in einen möglichen anderen Erklärungszusammenhang zu stellen.

Selbstverständlich existiert die Geldwirtschaftssystem nicht unabhängig vom Rechtssystem oder der Politik. Jedoch halte ich es für unzulässig, das eine mit dem anderen zu vermischen, wenn man sich auf dem Abstraktionsgrad des "Geldsystems" befindet. Die Funktion von Finanzwirtschaft auf "Eigentum" und Forderungen zu begründen, halte ich für nicht zulässig. Das heißt jedoch nicht, dass z.B. Eigentum als Artefakt des Rechtssystems nicht einen wesentlichen Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung des "Geldsystems" hat. Jedoch sind operative Zahlungen, d.h. dass ganz einfach gezahlt wird (oder auch nicht), nicht daraus ableitbar.

Wenn man mal ganz unverbindlich Meinungen bzw. Standpunkte austauscht bzw. andere von seinem Standpunkt zu überzeugen versucht, kann man selbstverständlich so argumentieren, wie ihr es hier tut. Mit einer "objektiv" anderen oder gar besseren wissenschaftlichen Perspektive hat das nur wenig zu tun.


Das ist ein grundlegender Vorgang in operativ selbstbezüglichen
Systemen und wird in einem (Geld)Wirtschaftssystem von niemandem
verhindert werden können, solange es existiert.


Zu abstrakt, s.o.

Wer legt fest oder woran kann man erkennen, dass das zu abstrakt ist?

Es ist der oben beschriebene Vorgang, der zuerst zur Entwicklung von
Zentralbanken führte (die antizyklisch handeln können), und in der
Weltwirtschaftskrise dann zur Entdeckung der Möglichkeit antizyklischen
Staatshandelns (durch Fiskal- und Verschuldungspolitik) führte.

Antizyklische Kreditpolitik ist der "Thermostat" des Geldsystems
(negatives Feedback). Ist aber im Detail schwer umzusetzen, weil es
Zielkonflikte gibt und schwer zu sagen ist, wann man einen inflationären
bubble-prozess in der Realwirtschaft bremsen soll (solange damit
gesteigerte Realaktivität - Investitionen, Beschäftigung - einhergeht,
ist der Prozess ja sinnvoll; nur sinken dadurch auch durchschnittlicher
Schuldendruck und das durchschnittliche Insolvenzrisiko, sodaß eben auch
"drive" aus der Wirtschaft rausgenommen wird und Ineffizienz einreißen
kann. Bei zu hohem Druck wiederum führt derselbe Prozess in eine
deflationäre Spirale, in der es zu Unterauslastung der Ressourcen durch
Pleiten und Arbeitslosigkeit kommt.

Es braucht also konkrete, differenzierte Strategien für antizyklische
Politik - darüber müßte man im Detail reden. Problem dabei ist, daß eben
auch Machtkämpfe involviert sind und solche antizyklische Politik einen
"unabhängigen" Standpunkt der für antizyklisches Handeln
verantwortlichen Leute (Zentralbanker, Wirtschaftspolitiker)
voraussetzen würde.

Das sind eher Thesen, auf keinen Fall irgend welche Beweise. So was kann man natürlich jederzeit behaupten. Es unterscheidet sich qualitativ aber nicht von dem, was ihr als Mainstream diskreditiert. Ich persönlich finde, man könnte das auch behaupten, ohne die anderen Wissensdefizite oder gar Dummheit vorzuwerfen.

Ich habe gelernt, dass vieles, was auf den ersten Blick unsinnig erscheint, sehr sinnvoll werden kann, wenn man versucht, wirklich zu verstehen, d.h. z.B., wenn man versucht, sich auf die Intention des anderen einzulassen. Das bedeutet nicht, dass man die Intention befürworten muss. Das bedeutet aber auch nicht, dass der andere dümmer oder böser als man selbst ist, nur weil einem die Intention nicht passt.


Diese Fragen auszuleuchten, wäre absolut essentiell.

Vor welchem theoretischen Hintergrund?
So, muß leider weg.





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