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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Mögliche Außenwirkung der AG

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Mögliche Außenwirkung der AG


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Mögliche Außenwirkung der AG
  • Date: Mon, 17 Feb 2014 00:30:48 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

RedNose schrieb:
Rudi schrieb:
http://www.youtube.com/watch?v=fl2blvPOwr8
Es ist aus dem gleichen Jahr wie das von moneymind verlinkte, hat aber
eine deutlich bessere Qualität.
Ich bin jetzt mehr als halb durch mit dem Video und bin etwas verwirrt:
An dieser Stelle scheint mir Schulmeister ein Verständnisproblem mit dem
Geldsystem zu haben (@moneymind: oder wie siehst Du das?):
http://youtu.be/fl2blvPOwr8?t=1h9m49s----------------------------------------------------------------------Gruß
Rudi
"Wir werden alle reicher. Auch die Armen. Die werden zahlreicher."

Ja, ich sehe es ähnlich wie Du - da erzählt Schulmeister (zum Thema Bank Run) folgendes:

/"Die Banken hätten keine Einlagen mehr, hätten aber ihre Außenstände gegenüber den Kreditnehmern, denen sie das verborgt haben". /

Tatsächlich hätten die Geschäftsbanken hätten in diesem Fall ein Liquiditätsproblem und wären darauf angewiesen, daß die ZB ihnen per Ankauf von Forderungen der GB gegen Nichtbanken (per Aktivtausch) ausreichend Liquidität zur Verfügung stellt (und dafür ggf. auch - sollten die GBen nicht ausreichend liquide Aktiva haben, was die Regel sein dürfte - ihre Refinanzierungskriterien lockert).

Was die ZB auch tun würde, um der Panik Einhalt zu gebieten und Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der GBen zu schaffen - und heute (ohne Goldstandard) grundsätzlich auch könnte (was aber nicht unter allen Umständen ausreichen würde, um eine deflationäre Depression zu vermeiden - ggf. müßte der Staat Garantien übernehmen).

Jedenfalls bleibt Schulmeisters Antwort buchhalterisch inkorrekt oder mindestens unpräzise. Ich glaube, mit "Einlagen" meint er eigentlich "Barreserve", aber es könnte sein, daß hinter seiner Aussage die Vorstellung vom "immer schon vorhandenen" Geld steht, das dann bloß bei Kreditvergabe noch "verliehen" wird.

Das meinte ich damit, daß selbst in der Tradition der "monetary economics" die praktischen Geldschöpfungs-Basics des zweistufigen Bankensystems - die konkreten Buchungsvorgänge - oft einfach nicht explizit und im Detail verstanden werden, weswegen solche Leute dann dort oft einfach falsche oder jedenfalls unpräzise Aussagen machen. Es fehlt oft die explizite Fundierung der "monetary economics" in den praktischen Vorgängen der Geldschöpfung im zweistufigen Bankensystem auf breiter Basis - da, meine ich, hat die AG bisher schon gute Arbeit geleistet. Es gibt auch "monetary economists", die die Frage korrekt und präzise hätten beantworten können (Gestrich z.B.; auch die "stock-flow-consistent models" - Wynne Godley und andere - bauen auf diesen Vorgängen und ganz explizitem "macroeconomic accounting" auf).

Schulmeister hat aber immerhin das Sparparadoxon - relevant für die aktuelle Situation (Schuldenbremse, Pakt für Wettbewerbsfähigkeit etc.) - begriffen.

Seine Stärke sehe ich - neben der (wenn auch in Bezug auf die Buchungsvorgänge lückenhaften und tlw. inkonsistenten) keynesianischen Basis - in der _historischen_ Perspektive (lange Zyklen mit Wechsel der "Spielanordnung") kombiniert mit einer Perspektive, die systematisch die großen _Akteursgruppen und deren "Machtkämpfe"_ zum Thema macht. HIER kann man von Schulmeister wichtiges lernen, bei den Basics des 2-stufigen Bankensystems hingegen nicht.

Die Frage wäre, wie wirken sich die Unklarheiten auf seine Gesamtanalyse aus - entstehen da entscheidende Fehlschlüsse? Ich sehe das bisher nicht, gebe die Frage aber auch an Euch weiter. Jedenfalls müßte man ihn - sollte er tatsächlich mal zu einem mumbletermin kommen - darauf ansprechen.

Mir fällt übrigens spontan eine weitere Stelle aus einer (sehenswerten) Diskussion zwischen Schulmeister, Hörmann und Pregetter zum Film "Inside Job" ein, wo ich sofort den Eindruck hatte, daß es bei Schulmeister beim expliziten Verständnis der kreditmechanischen Basics der Geldschöpfung hapert. Es geht dort explizit ums Geldsystem, konkret um den "fehlenden Zins", den Hörmann (mit der bekannten "Fabian - gib mir die Welt + 10%-story) anspricht, ab ca. 38:00:

http://www.youtube.com/watch?v=qB9seP4Zxzg

Schulmeister erwidert darauf (ab 1:03:00 - auf erneutes Nachfragen eines Zuschauers, Schulmis Antwort dann ab ca. 1:06:00), daß der nur "durch den Mehrertrag aus der Produktion bezahlt" werden könne.

Das trifft aber ja nur auf den Fall zu, daß die Bank zum Termin der Fälligkeit der Zinszahlung entscheidet, tatsächlich einen Güterkauf tätigen zu wollen, d.h. nicht auf ihrer Forderung auf Geld zu bestehen.

Dieses ganze Problem hat die AG mit ihrer Kritik der Zinskritik ja sehr gut beleuchtet und fast komplett gelöst (eine wichtige Ergänzung hätte ich dazu noch, aber dazu ggf. später): in letzterem Fall würde nur ein "Überlappen von Schuldverhältnissen" dem Schuldner aus der Bredullie helfen.

Ich habe übrigens nach dem Anschauen der Diskussion den Hörmann mal auf die Kritik der Zinskritik der Piraten hingewiesen. Natürlich kam keine Antwort - der Mann hängt an seinen Mißverständnissen, fürchte ich.

Bei Schulmeister könntet ihr ja einen Mumble-Test machen, inwiefern er da lernfähig ist. Ich schätze ihn so ein, daß er das einsehen wird.

Beste Grüße!




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