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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Benedikt Weihmayr <benedikt AT weihmayr.de>
  • Cc: AG AG-Geld <AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!
  • Date: Mon, 6 Jan 2014 00:56:40 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Bene,

Umso erstaunlicher ist es doch, dass so etwas in die Lehre keinen Eingang findet, dabei handelt es sich doch keineswegs um okkultes Geheimwissen, wenn man nur ein bißchen an der Oberfläche kratzt. Sind alle Profs doof, oder gibt es vielleicht naheliegendere Gründe für dieses augenfällige Missverhältnis?

Werden die angehenden Ökonomen vielleicht bewusst in die Irre geleitet, und wenn ja, warum? Die Anschaffungskosten und Verfügbarkeit der Bücher kann es ja im Internetzeitalter wohl nicht mehr sein, wir finden den Kram ja auch.

Was mich aber am meisten beeindruckt, ist, wie indoktriniert die meisten sind, selbst wenn man ihnen die Fakten plakatgroß in schreienden Farben vor die Augen hält und mit einem Megaphon ins Ohr brüllt. Offensichtlich gilt es in bestimmten Ökonomenkreisen als Tugend, sich gegen die Imperfektionen der Realität zu immunisieren, um dem Ideal der reinen Lehre zu frönen.

Ich habe ja durchaus Verständnis dafür, wenn man modelliert, um sich nicht von jeder Störgröße vom Wesentlichen ablenken zu lassen, aber wenn schon die Grundannahmen nicht stimmen...

Bei allem Widerspruch in der Sache, gestehe ich diesen Leuten dennoch zu, dass sie nicht minderbemittelt sind. Wieso tun sie es also?

Vielen Dank für den Link.

Frappierenderweise fasst schon der erste Satz das Wesentliche zusammen:

"Today, there is little debate, at least among central bankers, about what a central bank decision on monetary policy means: it means to set the level of short-term market interest rates that the central bank will aim at in its day-to-day operations during the period until the next meeting of the central bank’s decision-making body."

Mehr nicht! Das war's! Wieso wird das nicht in aller Offenheit so kommuniziert? Vielleicht, weil Leute sonst auf die Idee kommen könnten: "Na, wenn das alles ist..."

Wen interessiert denn der kurzfristige Zinssatz - Investoren, die eine Fabrik bauen, oder Daytrader, die auf den spread zocken? Wem dient also die Zentralbank, was ist ihr Zweck?

(Und nun stelle man sich mal vor, jemand wüsste im Vorhinein wie das Votum im "next meeting of the central bank’s decision-making body." ausfallen wird - das wäre ja wie Geld drucken. Unmöglich! Echt? So unter GS-Brüdern... Wer würde schon Zinssätze manipulieren? ;-)

Ich denke, ich werde diesen Satz in der Artikel aufnehmen, der ist ja noch deutlicher als das Draghi-Zitat.


Am 05.01.2014 um 23:23 schrieb "Benedikt Weihmayr" <benedikt AT weihmayr.de>:

Hab gerade wenig Zeit, daher nur paar Sätze.

Das fatale an der Geschichte ist dass bei den Zentralbankpraktikern das alles bekannt ist. Nur monetaristische Bundesbanker und die Mehrheit der VWL Profs sind in ihrem Denkkäfig gefangen. Du zitierst ja selbst offizielle Quellen von Zentralbankforschern etc.... Das Dilemma ist dass die Lehrbücher auf dem Stand vor 30, in der Zentralbankpolitik sogar auf dem Stand vor 100 Jahren sind.

Liest man sich zb Papers von Ulrich Bindseil durch, Direktor bei der EZB im Bereich General Market Operations, dann merkt man wie verstaubt die Lehre im Vergleich zur Forschung/Praktikern ist.

http://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/scpwps/ecbwp372.pdf


LG Bene

PS: Der Zinssatz wird auf den Vermögensmärkten gebildet. Denn die Kapitaleigner bestimmen inwieweit und zu welchem Realzins sie Geldvermögen halten möchten.  Die Zentralbank hat daher keinen Einfluss auf das Zinsniveau. (Bei fixiertem Inflationsziel)

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de]
Im Auftrag von Patrik Pekrul
Gesendet: Dienstag, 31. Dezember 2013 15:43
An: AG AG-Geld
Betreff: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!

Wer es bisher nicht glauben konnte, hat es nun schwarz auf weiß von
jemandem, der es wissen muss:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ezb-chef-draghi-sieht-
ermutigende-zeichen-bei-euro-rettung-a-941064.html

"Insbesondere in den vergangenen Jahren konnten wir die langfristigen
Zinsen gar nicht kontrollieren, weil die Investoren wegen der Euro-Krise
hochgradig verunsichert waren." Stattdessen würden die langfristigen
Kapitalrenditen auf den globalen Finanzmärkten bestimmt."

Nachdem in der Vergangenheit die Zentralbanken schon eingeräumt haben,
dass sie keinen Einfluss auf die Geldmenge haben und sich stattdessen auf
die Beeinflussung der Zinsen verlegt haben, räumt nun Draghi ein, dass die
Zentralbank auch keine Kontrolle über das Zinsniveau hat.

Frage: Wenn eine Zentralbank weder Einfluss auf Geldmenge und Zinsen
hat, aber genau das ihr Instrumentarium sein soll, um das Preisniveau zu
stabilisieren - was zwar ihr Auftrag ist, aber auch empirisch widerlegt ist -
wozu brauchen wir sie dann noch?

Antwort: Die einzige sinnvolle Funktion ist die des "Lender of last resort" (für
die Banken) bzw. des Hauptfinanziers des Staates (in souveränen Staaten).

So zu tun als wäre es anders, ist albern!

"Die Märkte" kontrollieren sowohl das Geld-/Kreditangebot als auch das
Zinsniveau - alles andere ist Schmierentheater.

--
AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list AG-Geldordnung-und-
Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik


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