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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: thomas <pazeterno AT web.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?
- Date: Mon, 04 Nov 2013 23:18:43 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hut ab ! vor dieser Herleitung der Notwendigkeit von Kreditlenkung und
der Absurdität von Schuldenbremsen für Banken!
Wir sollten vielleicht mal Gerhard Schick zu Grillen einladen - oder
vielleicht besser eine Art competetive debate, wir gegen eine grüne Auswahl.
On 04/11/13 21:30, Patrik Pekrul wrote:
> Wie wäre es mit: Gar nicht!
>
> Höhere Eigenkapitalquoten werden Krisen eher wahrscheinlicher machen,
> weil der Renditedruck auf die Institute steigt - und damit die
> Risikoneigung - ebenso wie die Vernetzung zwischen den Instituten -
> damit STEIGT das systemische Risiko.
>
> Einfaches Beispiel:
>
> Eine Bank verspricht ihren Aktionären eine Eigenkapitalrentabilität von
> 25%, sie hat aktuell eine EK-Quote von 3%. Nehmen wir weiter an, dass
> 50% der Bilanz Sichtguthaben sind, die mit 1% verzinst werden und 47%
> Spareinlagen mit 5%.
>
> Die Bilanzsumme sei 1 Mrd.€, also
>
> 30 Mio.€ Eigenkapital
> 470 Mio.€ Spareinlagen
> 500 Mio.€ Sichtguthaben
>
> Damit die Bank ihre Verpflichtungen/Versprechungen erfüllen kann, muss
> sie also
>
> 7,5 Mio.€ + 23,5 Mio.€ + 5 Mio.€ = 36 Mio.€ an Ergebnis erwirtschaften,
> sprich eine Gesamtrentabilität von 3,6%
>
> Jetzt kommen irgendwelche Leute auf die Idee, das Eigenkapital auf 20%
> zu erhöhen. Dieses soll über eine Umschichtung von Sparanlagen in Aktien
> erfolgen. Was ist das Ergebnis?
>
> Nun die Bilanz sieht nun wie folgt aus:
>
> 200 Mio.€ EK
> 300 Mio.€ Spareinlagen
> 500 Mio.€ Sichtguthaben
>
> Wenn die Banken nicht anders investieren, dann haben sie nach wie vor
> ein Ergebnis von 36 Mio.€; das Eigenkapital kriegt das, was übrig
> bleibt, also
>
> 36 Mio.€ - 5 Mio.€ - 15 Mio.€ = 16 Mio.€ für das Eigenkapital, macht
> eine Rentabilität von 8%
>
> Fraglich ist, ob ein Risikoaufschlag von lediglich 3% gegenüber der
> Spareinlage ausreicht, um die sicherheitsorientierten Halter dazu zu
> bewegen, nun lieber Eigenkapital zu halten - ich denke nicht.
>
> Hinzu kommt, dass ja vorgeblich die höhere Eigenkapitalquoten zu
> konservativeren Investments der Banken führen soll, weil nun der
> vorgeblich rationalere und langfristigere Einfluss der Aktionäre
> dominanter werden soll - was ich auch für einen Mythos halte.
> Infolgedessen wäre die erwartete Rendite sogar noch niedriger, da
> üblicherweise weniger Risiko mit weniger Rendite einhergeht. Sinkt sie
> dadurch aber nur von 36 Mio.€ auf 30 Mio.€, ist die Aktie überhaupt
> nicht mehr rentabler als die Spareinlage, es gibt also ebenfalls gar
> keinen Grund mehr zum Umschichten - und deshalb wird es auch nicht
> stattfinden.
>
> Was ist aber die Alternative, wenn nicht durch Umschichtung?
>
> Nun, das Eigenkapital muss erhöht werden, aber woher soll das Geld
> kommen? Da gibt es nur einen Weg: Höhere Kreditvergabe.
>
> Soll also bspw. das Eigenkapital auf 20% ansteigen, dann muss es bei
> unveränderten 470 Mio.€ Spareinlagen und 500 Mio.€ Sichteinlagen (also
> zusammen 970 Mio.€ = 80%) auf 242,5 Mio.€ steigen. Es müssen also
> zusätzliche Kredite in Höhe von 206,5 Mio.€ herausgegeben werden.
>
> Gehen wir mal davon aus, dass diese Kredite für spekulative Zwecke
> (Investitionen in Aktien) zu 8% ausgegeben werden, dann stiegen damit
> die Einnahmen der Bank um 16,5 Mio.€, also auf insgesamt 52,5 Mio.€,
> abzgl. der Ausgaben für Spareinlagen und Sichtguthaben in Höhe von 28,5
> Mio.€ verbleiben 24 Mio.€ für das Eigenkapital, was einer
> Eigenkapitalrentabilität von 10% entspricht.
>
> Das ganze ist aber rein virtuell, weil die neuen Aktionäre zwar 10%
> Eigenkapitalrendite bekommen, aber auf der anderen Seite 8% an Zinsen
> zahlen müssen. Wer kauft schon Aktien mit einer Nettorendite von 2%? Der
> Kreis der Interessenten dürfte beschränkt sein.
>
> Aber selbst WENN es Interessenten geben sollte, würde das das System
> sicherer machen?
>
> Nun, wer könnten denn die Interessenten/Käufer für die neuen Aktien sein?
>
> A) Die Banken selbst
> B) Nichtbanken, vornehmlich institutionelle Anleger
>
> In beiden Fällen nimmt das "too-interconnected-to-fail"-Problem zu und
> damit der "Dominoeffekt". Das System wird also insgesamt noch anfälliger.
>
> Mehr
> hierzu:
> http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaEigenkapital
>
> Was also tun?
>
> Das systemische Risiko liegt letztlich allein auf der Aktivseite. Wie
> man dieses Risiko auf die Passivseite verteilt, spielt nur eine
> untergeordnete Rolle - eine Bank wird nicht sicherer, nur weil die
> ehemaligen Halter von Sparanlagen nun Aktien halten. Ob ihre Ansprüche
> um 50% gekürzt werden, weil die Bank pleite ist, oder 50% verlieren,
> weil sie Aktien besitzen, ist am Ende gleichgültig. Ein Verlust von X
> bleibt ein Verlust von X, egal wie man ihn verteilt.
>
> Es gibt deshalb nur einen Weg das systemische Risiko zu verringern: Es
> geht darum, WOFÜR Kredite vergeben werden. Hier ist meines Erachtens,
> der Principle-Agent-Ansatz zielführender als Modigliani und Miller
> (deren Theorie auf daran krankt, dass sie den vollkommenen Markt
> voraussetzen). Das Banken-Management muss gezwungen/animiert werden,
> vernünftig zu investieren - das kriegt man nicht mit mehr Eigenkapital hin.
>
> Mehr
> dazu:
> http://www1.uni-hamburg.de/Kapitalmaerkte/download/SeminarSoSe2006FolienI.pdf
>
> Und Banken, die Kredite vergeben, um damit Aktien von Banken zu kaufen
> ist so ziemlich das sinnloseste, was man tun kann. Die Kredite müssen
> dorthin gelenkt werden, wo sie am sinnvollsten sind - und das ist NICHT
> der Finanzsektor, zu dem auch die Banken selbst gehören, sondern die
> Realwirtschaft. Weil nur dort volkswirtschaftliche Wertschöpfung
> stattfindet.
>
> Man muss verstehen, dass sämtliche Positionen auf der Passivseite der
> aggregierten Bankbilanz letztlich mit Geld bezahlt werden, das durch die
> Kredite auf der Aktivseite geschöpft wurde - auch das Eigenkapital.
>
> Dass "too interconnected"-Problem liesse sich bspw. durch ein
> Target3-System
> lösen: http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Target3
>
>
> Am 04.11.2013 um 19:42 schrieb Benedikt Weihmayr:
>
>> höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?
>>
>>
>> http://www.geldsystempiraten.de/wp/hoheres-eigenkapital-fur-banken-aber-wie/
>>
>> --
>> AG-Wirtschaft mailing list
>> AG-Wirtschaft AT lists.piratenpartei.de
>> <mailto:AG-Wirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-wirtschaft
>
> Am 04.11.2013 um 19:40 schrieb Benedikt Weihmayr:
>
>> höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?
>>
>>
>> http://www.geldsystempiraten.de/wp/hoheres-eigenkapital-fur-banken-aber-wie/
>>
>> --
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>
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- [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, Benedikt Weihmayr, 04.11.2013
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- Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, Benedikt Weihmayr, 04.11.2013
- Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, Patrik Pekrul, 04.11.2013
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- [AG-GOuFP] WG: AW: höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, Benedikt Weihmayr, 05.11.2013
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- Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, Patrik Pekrul, 04.11.2013
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- Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, thomas, 04.11.2013
- Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, thomas, 04.11.2013
- Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, Benedikt Weihmayr, 05.11.2013
- Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, Rudi, 05.11.2013
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- Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, Axel Grimm, 06.11.2013
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- Re: [AG-GOuFP] höheres Eigenkapital für Banken, aber wie?, Benedikt Weihmayr, 05.11.2013
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