Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Gibt es eine Möglichkeit, dass Geldvermögen und Geldmenge wachsen, wenn es keine Giralgeldschöpfung gibt?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

[AG-GOuFP] Gibt es eine Möglichkeit, dass Geldvermögen und Geldmenge wachsen, wenn es keine Giralgeldschöpfung gibt?


Chronologisch Thread 
  • From: "Christoph Ulrich Mayer" <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • To: "'[AG-GOuFP]'" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-GOuFP] Gibt es eine Möglichkeit, dass Geldvermögen und Geldmenge wachsen, wenn es keine Giralgeldschöpfung gibt?
  • Date: Wed, 26 Sep 2012 23:32:44 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Autor

Es gibt ja immer noch Menschen, die sagen, dass es keine Geldschöpfung / Kreditschöpfung durch Geschäftsbanken gibt, z.B. auch Helmut Creutz.

 

Ich habe jetzt mal untersucht:

Gibt es eine Möglichkeit, dass Geldvermögen und Geldmenge wachsen, wenn es keine Giralgeldschöpfung gibt?

(also sozusagen Untersuchung der Antithese, dass M0 und die Geldvermögen nicht durch die Geldschöpfung von Giralgeld steigen, z.B. Creutz These ist, dass nur die Geldvermögen steigen und zwar durch Addition der Einnahmen in Banken)

 

Ich komme zu dem Schluss: nein. Nur wenn man Geldanlagen wie Wertpapiere mit reinnimmt, die nicht direkt als Geldvermögen gewertet werden können.
Selbst das Zentralbankgeld M0 kann im jetzigen System dann nicht wachsen, weil die ZB ja nur an Banken Geld ausgeben darf (nicht an Staat oder Privatpersonen).

 

Seht Ihr hier eine Lücke bzw. wie bewertet Ihr das?

 

Es liegt hier ja ein Kreislauf vor. Wo der Anfang eines Kreislaufs ist, kann man nur schwer definiert sagen, wenn man ihn mitten im Betrieb beobachtet.

Ist der Anfang des Kreislaufes der Kauf vom Produkt, die Auszahlung von Arbeitseinkommen oder eine Finanzierung?

* Durch einen Kauf entsteht kein Geld und kein Geldvermögen. Es wird einfach Geld eines Marktteilnehmers an einen anderen Marktteilnehmer transferiert. Bargeldmenge, M0, M1 ist vorher wie nachher gleich. Geldvermögensveränderung A = - Geldvermögensänderung B -> volkswirtschaftliches Geldvermögen ist konstant.

* Durch die Auszahlung von Arbeitsentgelt das gleiche: Weniger Geld beim Unternehmen, mehr beim Arbeitnehmer,
Bargeldmenge, M0, M1 ist vorher wie nachher gleich, volkswirtschaftliches Geldvermögen ist konstant.

* Einzahlung von Geld beim Kreditinstitut: Geldreserve bei der Bank wächst, Verbindlichkeiten gegenüber Kunden auch. Eine Bilanzverlängerung aber kein Aktivaüberschuss.

Bargeldmenge (ein größerer Teil liegt jetzt im Banktresor), M0, M1 ist vorher wie nachher gleich. Geldvermögen wird von privatem Bargeldvermögen zu Giralgeldvermögen und gleichzeitig zu Sichteinlagen/Bankverbindlichkeiten -> volkswirtschaftliches Geldvermögen ist konstant.

* Jemand hebt Geld bei der Bank ab: Das gleiche umgekehrt, Bilanzverkürzung.

Bargeldmenge (ein größerer Teil liegt jetzt im Banktresor), M0, M1 ist vorher wie nachher gleich.

Geldvermögen wird von Giralgeldvermögen zu privatem Bargeldvermögen und gleichzeitig sinken die Sichteinlagen/Bankverbindlichkeiten -> volkswirtschaftliches Geldvermögen ist konstant.

 

Entsteht hier irgendwo eine Addierung von Geldvermögen? Ich finde keine.

__________________

 

Nehmen wir noch Zins dazu, jemand bekommt also Zins von der Bank. Diese hält Verbindlichkeiten der Unternehmen als Aktiva, bekommt dann Rückzahlungen, die als Bilanzverkürzung wirken (Aktiva sinkt, Passiva sinkt) + Zinszahlungen, die Aktiva und Eigenkapital erhöhen (Eigenkapital = ges. Aktiva – Verbindlichkeiten).

Dies entweder als Bareinzahlung oder als Überweisung von einer anderen Bank.

Der Geldbestand M0, M1 ist konstant. Das private Geldvermögen hat abgenommen. Der Zinsgewinn wird jedoch wieder ausgeschüttet, dort wird also Privatvermögen erhöht. Wenn die Bank in etwa gleich viel Zins ausschüttet, wie sie einnimmt, dann bleibt auch bei diesem Vorgang das private Geldvermögen konstant.

 

Zahlt die Bank Zins aus, sinkt das Aktiva der Bank, Passiva steigt, das Eigenkapital der Bank hat abgenommen, private Geldvermögen haben zugenommen.

Wäre der ausgezahlte Zins höher als der von Kreditnehmern eingezahlte, dann würden alle Banken bankrott gehen.

Also würden durch diesen Prozess die privaten Geldvermögen niemals steigen können. Sie können im besten Fall konstant bleiben.

 

Auch dies ist also keine Möglichkeit, wie irgendeine Geldmenge oder ein privates Geldvermögen steigen könnte.

 

 

 

Hier noch der Beleg, dass das Zentralbankgeld wächst:

 

Basisgeldentwicklung der EZB:

http://sdw.ecb.europa.eu/quickview.do?SERIES_KEY=123.ILM.M.U2.C.LT01.Z5.EUR

M0 ist in der Euro-Zone von 400Mrd. € (1999) auf 1800 Mrd. Euro (2012) gestiegen (4,5 fach).

Das kommt v.a. durch die Bad-Bank-Funktion der EZB zustande, die seit einiger Zeit marode Anlagen von Banken gegen Zentralbankguthaben aufnimmt.

 

Das sind immerhin 18% der „Geldmenge“ M3 in Höhe von ca. 10 Billionen Euro:

http://sdw.ecb.europa.eu/quickview.do?SERIES_KEY=117.BSI.M.U2.Y.V.M30.X.1.U2.2300.Z01.E

 

Da ist also doch einiges mehr drin als ein Bargeldumlauf und Mindestreserveeinlagen (vorgeschrieben derzeit 1% der Kundeneinlagen).

Man muss auch wissen, dass der Staat seine Zahlungen ausschließlich in Zentralbankgeld leistet - trotzdem.

 




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang