Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Klare Worte von Mr. Dax.... und wenn er so weiter macht, lebt er wohl nicht mehr lang

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Klare Worte von Mr. Dax.... und wenn er so weiter macht, lebt er wohl nicht mehr lang


Chronologisch Thread 
  • From: Oliver <piraten AT olivere.de>
  • To: Tugrisu <thomas.unger AT dessau-service.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Klare Worte von Mr. Dax.... und wenn er so weiter macht, lebt er wohl nicht mehr lang
  • Date: Sat, 19 May 2012 17:02:39 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 19.05.2012 16:04, schrieb Tugrisu:
> 1. stets neue Schuldner hinzu kommen, und zwar immer mehr
> 2. die Wirtschaft wachsen MUSS (direktes Ergebniss aus 1.)
> 3. nicht gespart werden darf (klar, sonst wächst die Wirtschaft nicht
> und neue Schuldner gibt es auch nicht)

Sorry, aber das ist totaler Käse. Die Wirtschaft muss nicht wachsen.
Wenn mehr Kredite auslaufen als neue vergeben werden, dann sinkt
schlicht die Geldmenge, und mit ihr auch die Preise. Gleichzeitig kann
die Wirtschaft wachsen. Wo ist den da bitte (ökonomisch) der zwingende
Zusammenhang? Wachsende Wirtschaft nur bei wachsender Geldmenge, hä?

Das Wirtschaftswachstum ist grundsätzlich unabhängig von der Geldmenge.
Wenn ich eine Währung habe, die ich in beliebig kleine Einheiten
zerlegen kann, dann wäre sogar eine dauerhaft konstante Geldmenge
praktikabel.

> Spätestens hier sind diese ganzen Scheinargumente widerlegt: Der Zins
> ist nicht beibringbar!

Natürlich ist er das unter normalen Voraussetzungen! Der Zins muss
schlicht erarbeitet oder durch Konsumverzicht gespart werden. Und wer
das nicht glaubt, der soll seinen Zins doch bitte im Knast absitzen.

> Ich gebe zu, daß, wenn man die Tatsache der Nichtbeibringbarkeit des
> Zinses endlich akzeptiert, die daraus entstehenden logischen
> Konsequenzen revolutionär sind.

Warum soll der Zins denn nicht beibringbar sein? Gehe mal von einer
relativ konstanten Geldmenge und einem normalen Wirtschaftssystem aus
wie es z.B. in Schottland noch bis zum Ende des 19 Jahrhunderts
bestanden hat. Die Schotten hatten fast 200 Jahre Free Banking. Wäre das
System nicht gewaltsam beseitigt worden, würde es noch heute
funktionieren. Natürlich haben sich in dieser Zeit die Menschen nicht
Hals über Kopf verschuldet, sondern Kredite wurden sehr zurückhaltend
genutzt, wenngleich sie natürlich sehr wohl genutzt wurden. Viele Leute
bekamen aber schlicht kein Geld von der Bank, wenn sie kein Guthaben
hatten. Und das aus gutem Grund.

Der Zins ist beibringbar. Nur wenn im großen Stil Schulden mit Schulden
bezahlt werden und eine ganze Gesellschaft wie ein Junkie am Kredittropf
hängt, um sich immer das neuste iPhone oder Facebook-Aktien zu kaufen,
dann rauscht irgendwann natürlich die Schuldenlawine donnernd zu Tal.

Das ist aber kein Naturgesetz. Ganz im Gegenteil. Normalerweise sind
Menschen viel zu vernünftig, um so etwas dummes zu tun. Unser
staatliches Geldsystem, das den Geschäftsbanken quasi unbegrenzte
Girageldschöpfung ermöglicht (ohne Verantwortung, ohne Rücksicht auf
Verluste), dieses System mach die Leute aber regelrecht süchtig nach
billigem Geld.

Und was diese ewige Exponential-Mär anbelangt:

Hier wird schlicht und ergreifend Ursache und Wirkung vertauscht. Unsere
Wirtschaft wächst nicht logarithmisch, nur die Geldmenge tut das seit
Aufgabe des Free Bankings und der Loslösung vom Goldstandard. Das ist
aus psychologischen(!) Gründen auch ganz normal. Was soll denn bitte
anderes dabei herauskommen, wenn Menschen sich darauf einigen grenzenlos
Geld zu drucken? Sie tun es! Und Schulden werden einfach nicht mehr
liquidiert. Stattdessen bestreiten die Menschen heute ihren
Lebensunterhalt über Schulden. Fiatgeld bedeutet ja nichts anderes als
Schulden. Ein solches System macht es denn Menschen viel zu einfach sich
zu verschulden. Die Zinsen sind chronisch zu niedrig und jeder Depp kann
einen Kredit bekommen, nur weil er gerade einen neuen Fernseher möchte.
Begründet wird das alles mit Wirtschaftswachstum. Aber das einzige was
so wächst ist die Summe der Fehlinvestitionen. Unsere Gesellschaft
investiert nicht in ihre Zukunft (z.B. in Kinder, Bildung, Kunst oder
Wissenschaft) sondern in iPhones, Flachbildschirme, überteuerte
Immobilien und Schrottaktien. Am liebsten möchten die Menschen nur noch
zuhause mit BGE vor der Glotze hocken und aus ihrem ereignislosem Leben
twittern. Spätrömische Dekadenz par ex­cel­lence.

Gruß
Oliver










Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang