ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
- To: Keox <piratkeox AT googlemail.com>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai)
- Date: Thu, 5 Apr 2012 21:38:36 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
On Thu, Apr 5, 2012 at 8:16 PM, Keox <piratkeox AT googlemail.com> wrote:
> Hallo,
>
>
> Am 05.04.2012 18:04, schrieb Nicolai Haehnle:
>
>> On Thu, Apr 5, 2012 at 11:27 AM, Georg Cosmic Nägle
>> <cosmic AT poetryclub.de> wrote:
>>>
>>> Also, verehrter Nicolai - und andere Personen, die sich hier schon
>>> gemeldet haben. Wenn Sie wollen, dass ich mit Ihnen diskutiere, bitte ich
>>> darum, bei Sacherörterungen zu bleiben und sich persönlicher Urteile zu
>>> enthalten. Ich tue das umgekehrt ja auch.
>>
>>
>> Ich bitte um Entschuldigung.
>>
>>
>>> Zu Ihrer Feststellung, dass in einem Vollgeldsystem die Banken stets
>>> genügend Geld vorhalten müssen und damit zusammenhängend die Frage, wie
>>> die
>>> Geldmengensteuerung funktioniert, damit jederzeit genügend Geld da ist.
>>>
>>> Das würde bei den Banken genauso funktionieren wie heute mit dem Bargeld,
>>> nur in einem etwa fünffachen Volumen davon (20% ba, 80% unbar). Das
>>> Bargeld
>>> muss heute ja auch ziemlich bedarfsgenau bzw nachfragegenau bevorratet
>>> werden. Da sich Bedarf bzw Nachfrage in aller Regel stabil entwickeln, ist
>>> das für keine Bank jemals zu einem Problem geworden (außer natürlich bei
>>> Krise und Bankrun). Im Normalfall aber ist das Geld der Erwartung gemäß
>>> vorrätig, und sollte etwas zu wenig Geld da sein, wird das Defizit
>>> übernacht
>>> am Geldmarkt ausgeglichen, bzw kleinere Geldüberschüsse werden über den
>>> Geldmarkt ausgeliehen. Auch Überziehungskredite werden so weiterhin
>>> darstellbar sein. Kredite generell, bitte ich Sie zu bedenken, sind keine
>>> erratischen spontanen Prozesse, sondern die Volumina wachsen oder
>>> schrumpfen
>>> relativ stetig in einem generellen Trend, und jede Kreditvergabe bei
>>> Banken
>>> beinhaltet einen gewissen Antrags-, Bewilligungs- und Planungsprozess -
>>> der
>>> zum Beispiel
>
> auch be
> inhaltet, die Finanzierung von größeren und Großkrediten überhaupt erst zu
> organisieren.
>>
>>
>> Der Vergleich zwischen bei Banken vorrätigem Vollgeld und Bargeld ist
>> m.E. nicht korrekt, da Bargeld jederzeit von der Zentralbank
>> nachgefordert werden kann. Wenn es zu ungewöhnlich hoher Nachfrage
>> nach Bargeld kommt (z.B. während der Finanzkrise), dann muss die Bank
>> einfach nur den höheren Bedarf bei der Zentralbank melden, und er wird
>> erfüllt - auch zu Krisenzeiten.
>>
>> Natürlich ist theoretisch denkbar, dass der Bedarf so stark ansteigt,
>> dass die Druckerei nicht mehr hinterher kommt, aber das ist dann
>> lediglich ein technisches Problem. Die historischen Bankruns waren ja
>> nicht deshalb ein Problem, weil die Druckereien überfordert waren,
>> sondern weil die Banken keinen Weg hatten, um an neues Bargeld zu
>> kommen, weil es noch keine Zentralbank als Lender of Last Resort gab.
>>
>
>
> Angenommen alles Giralgeld wird abgehoben. Müßten die Banken dann nicht neue
> ZB-Kredite in Höhe des Giralgelds aufnehmen? Haben die Banken dafür genügend
> Sicherheiten und wie sieht es mit den Kosten für diese Kredite aus?
Das stimmt. Wenn das passiert, dann haben die Geldsystemautoritäten
zwei Möglichkeiten:
1. Sie geben zu, dass die Kapitalanforderungen unzureichend sind und
die betroffenen Banken in Wirklichkeit bereits *vor* dem Bank Run
hätten insolvent sein müssen.
2. Sie akzeptieren Sicherheiten niedrigerer Qualität.
Im Grunde beobachten wir zur Zeit, dass sich die Geldsystemautoritäten
für Variante 2 entscheiden, nur dass das eben etwas langsamer
geschieht als bei einem echten Bank Run.
>> Das Vollgeld verhält sich dagegen wie das Bargeld vor den Zeiten einer
>> Zentralbank als Lender of Last Resort. Vollgeld kann die Bank nur dann
>> erhalten, wenn sich willige Sparer finden, die Bankanleihen zeichnen
>> oder Festgeldkonten eröffnen. Und natürlich ist es nur eine Frage der
>> Zeit, bis dies bei einer Bank nicht gegeben ist - und dann fangen die
>> Bank Runs wieder an.
>>
>
>
> Stimmt nicht ganz. Unbares Vollgeld wäre 100% vor Bankpleiten sicher. Du
> meinst Sparguthaben. Für die sind aber Laufzeiten einzuhalten. Deshalb
> sollte man von der Gefahr eines Bank Walk sprechen und nicht von einem Bank
> Run.
Okay, Huber will also z.B. Tagesgeld verbieten, richtig? Lässt er sich
irgendwo darüber aus, welche Laufzeitenbeschränkungen ihm da
vorschweben?
>> Ich sehe hier eine klare Dichotomie: *entweder* es gibt eine
>> Zentralbank, die als Lender of Last Resort agiert und damit die
>> Kontrolle über die Geldmenge aufgibt; *oder* es gibt Vollgeld über
>> dessen Geldmenge die Zentralbank volle Kontrolle ausüben kann, aber
>> diese Kontrolle wird damit bezahlt, dass Bank Runs möglich sind.
>>
>
>
> Laut HUber soll die Zentralbank in erster Linie "issuer of first instance"
> sein, was aber nicht ausschließt, daß sie in Krisenzeiten auch gleichzeitig
> vorübergehend die Rolle des lender of last resort ausüben könnte. Die ZB
> hätte weiterhin jederzeit die Möglichkeit Kredite an Banken zu vergeben. Nur
> sollte sie davon normalerweise kein Gebrauch machen. Ich kann deshalb keine
> klare Dichotomie erkennen.
Das Problem ist, dass wir nicht einfach einen empirischen Test machen
können. Ich würde darauf wetten, dass du beim ersten Bank Run (bzw.
Bank Walk) davon abrücken müsstest. Aber ohne einen empirischen Test
können wir darüber natürlich streiten bis wir alt werden.
Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
- [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Georg Cosmic Nägle, 05.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Nicolai Haehnle, 05.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Keox, 05.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Nicolai Haehnle, 05.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Pieter hogeveen, 05.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Axel Grimm, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Keox, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Nicolai Haehnle, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Keox, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Stephan Schwarz, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Axel Grimm, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Pieter hogeveen, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Keox, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Keox, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Nicolai Haehnle, 06.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Nicolai Haehnle, 05.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Keox, 05.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Herr Huber hat nun doch eine Antwort geschrieben (Nicolai), Nicolai Haehnle, 05.04.2012
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