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ag-drogen - Re: [AG-Drogen] Ein drogenpolitischer Gesellschaftsentwurf war: Konkrete Ansätze zu einer neuen Drogenpolitik

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

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Re: [AG-Drogen] Ein drogenpolitischer Gesellschaftsentwurf war: Konkrete Ansätze zu einer neuen Drogenpolitik


Chronologisch Thread 
  • From: Christine Zander <Christine.Zander AT gmx.net>
  • To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Drogen] Ein drogenpolitischer Gesellschaftsentwurf war: Konkrete Ansätze zu einer neuen Drogenpolitik
  • Date: Tue, 7 Feb 2012 22:12:58 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>


Am 07.02.2012 13:37, schrieb Christoph Rossner:
Es get nur um Macht, Machterhalt und dem daraus resultierenden Profit.
Deshalb und nur deshalb, sind Drogen bei uns verboten, dieses aufgesetzte
Schutz der Öffentlichkeit Getue  und der ganze blabla- alles nur Show um
seine Profite weiterhin schön legal einzufahren. Das Gesetz und der Staat
werden gezielt dazu benutz diese Rausch-Substanzmonopol zu erhalten und
jeder der das nicht laut anprangert oder dagegen kämpft, ist entweder
ignorant und dumm, oder aber eiskalt berechnend und geht über Leichen für
seinen Erfolg. Nur ist diese Propaganda seit 80 Jahren am laufen und die
Industrie wird darum kämpfen, bis aufs Messer, sage ich euch!! Das ist mehr
dahinter als sich viele bewusst machen.
v
Lieber Christoph
(wenn ich so eine Anrede verwende, will ich meist ein Umdenken erreichen)

ich fühlte mich in der Vergangenheit immer wieder persönlich betroffen wenn ich solche Beiträge wie oben beantwortete. Heute bin ich es nicht mehr. Ich weiß, dass ich nicht gemeint bin, aber die Motivation des Einzelnen ist m.E. vielschichtiger und bei weitem nicht so eindeutig positionierbar wie Du es hier beschreibst. Ich mache es an mir selbst fest, denn ich gehörte lange Zeit zu denen die Du da oben beschreibst. Den Prohibitionsbefürwortern werden fast immer nur unmoralische Motive unterstellt. Machterhalt und Profitstreben, Getue und Bla Bla sind mir fremd und waren es auch schon, als ich noch den Prohibitionsgedanken vertrat. Ich hatte nie unmoralische und verwerfliche Ansichten. Und doch war ich lange Zeit ein Verfechter der Prohibition. Ich bin ein völlig durchschnittlicher Mensch, kann also durchaus als Beispiel fungieren.

Hinzu kommt, dass ich einige Behauptungen einfach nicht nachvollziehen kann. Wenn Profitstreben die Motivation zur Aufrechterhaltung des Status Quo bestimmt, warum gab es dann nie Bestrebungen weitere Rauschmittel freizugeben und auch noch die letzten Antialkoholiker zum Drogenrausch zu verführen? Warum wurde das tolle Geschäft mit den Opiaten a'la Heroin gestoppt? Es war doch bereits ein zugelassenes Rauschmittel! Warum wurde der Kokain-Zusatz der ersten Coca Cola später entfernt wo doch immer nur Profitstreben das Denken der Prohibitionisten bestimmt? Auch mit Koks in der Kola wäre die Machterhaltung gewährleistet gewesen. Oder?

Nee. Ich kenne die Diskussionen um die Vergangenheit. Sie sind geprägt von tatsächlichen und behaupteten Ereignissen und zwar auf beiden Seiten. Mir haben Kiffer die tollsten Geschichten erzählt vom kiffenden Germanen an den Gestaden der Donau. Laudanum wird als mittelalterliche Alltagsdroge des Mittelalters beschrieben, von dem Großteil der damaligen Bevölkerung als tägliches Mittel gegen den Hunger verwendet. Hey, wer sich zur Zeit der Schwarzen Pest mit dem damaligen Hitech-Arzneimittel Laudanum versorgen konnte, der wird auch über genug finanzielle Mittel verfügt haben um nicht hungern zu müssen! Es sollten mal echte Historiker befragt werden wie die damaligen Lebensumstände tatsächlich waren.
Andererseits plappern viele Prohibitionisten auch bloß dummes Zeug vom bösen Haschgiftspritzer bis zum LSD-Verteiler mit Klebestickern für 8-jährige. Auf deren Seiten gibts auch reichlich Spinner.

Nochmal, ich bin nicht beleidigt und habe mich selbst da nur ins Spiel gebracht, weil ich beide Seiten aus eigenem Erleben kenne.

LG
Micha



Hallo Christoph, Hallo Micha,

Die Gründe für die Prohibition und deren Beibehaltung sind sicher vielschichtig. Machterhalt und Aufrechterhaltung des Status Quo sind sicher einer davon. Wenn es um Profite geht, müsste es ja Menschen geben die direkt (von den illegalen Drogengeschäften) profitieren. In den USA war der CIA wohl schon öfter in Drogengeschäfte verstrickt. ... Aber hier sind für mich viele Fragezeichen – weil es ja auch verrückterweise so viel widersprüche und widersprüchliches Verhalten gibt. Nur als Beispiel: Warum sperren sich Unternehmen so gegen die Abgabe von heroin? Haben sie Angst um ihr Image? Haben sie Angst, dass sie ihre anderen Schmerzmittel (und die sind teilweise total teuer) nicht mehr so gut loswerden? oder profitieren sie auf andere Weise von der Illegalität? Fragen über Fragen ...
Auch wenn sich die Art wie du, Christoph schreibst krass anhört – denke ich trotzdem, dass in deinen Texten einiges an Wahrheit steckt. – es lässt sich nicht alles als Propaganda und Verschwörungstheorie abtun. Aber für mich sind es jedoch viele unbeantwortete Fragen. 

Ich weiss, dass sie uns in punkto Veränderung und Dialog nicht weiterbringen, trotzdem ist es gut solche Fragen zu stellen!

Ich persönlich denke nicht, dass jeder, der von der Prohibition überzeugt ist, schlechte Motive hat. Im Gegenteil die meisten Bürger meinen es wäre das Beste  – hier haben eben 80 Jahre Propaganda gewirkt. Und fühlen sich selbst total schlecht und wertlos, wenn sie selbst Drogen konsumieren.

Besonders weil du deine persönliche Situation ansprichst, Micha – Polizisten sind wirklich ein gutes Beispiel für eine Gruppe, die unter den Folgen der Prohibition zu leiden hat – sie beginnen ihren Job und stehen oft voll hinter der Prohibition, da sie meinen, es wäre das Beste. Im Laufe der Jahre ändert sich diese Auffassung, weil sie einfach durch ihre tägliche Arbeit merken, wie sich die Situation wirklich darstellt und wie schlimm die Folgen der Prohibition sind. Ich weiss das aus persönlichen Gesprächen. Auch in der Justiz herrscht teilweise eine Offenheit für das Thema "Änderung/Legalisierung der Drogenpolitik". (Ich spreche hier von der Situation in Hamburg) Es sind meistens die Leute die schon lange in dem Bereich arbeiten. Öffentlich mögen es leider wenige sagen.

LG, Christine









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