ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: Pyrena <pyrena AT daoc-infos.de>
- To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] Grundpositioniertes Programmgerät
- Date: Tue, 25 Oct 2011 11:38:50 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Liebe Mitlesende,
> Letztendlich weiß ich nicht wirklich warum es sein muss, dass Bier
> und Wein ab 16 legal sind, und das Rauchen und Spirituosenab 18,
> macht für mich einfach absolut keinen Sinn. Das ist zwar eine
So lange ist es ja noch nicht, dass Rauchen erst ab 18 erlaubt wurde.
In meiner Jugend gab es (wenn ich mich recht erinnere) überhaupt keine
Altersbeschränkungen, denn ich habe mit 10 Jahren odr so meinem
Großvater immer seine Schachtel Zigaretten und zwei Flaschen Bier
gekauft und von den 2 Mark, die er mir gab, durfte ich das Restgeld
(so 50 Pfennig) behalten. Heute piepst es an der Supermarktkasse, wenn
man eine Packung Mon Cherie kauft.
Ich glaube nicht, dass die Jugendlichen heute viel dämlicher sind als
vor 40 Jahren. Man ist nur auf einem Zwangsschutz-Trip und man nimmt
damit den Menschen immer mehr die Chance, selbst zu lernen und selbst
Erfahrungen zu machen. Als ich das erste Mal in den USA war (so vor 25
Jahren oder so), hab ich mich gewundert, wie die Kinder dort in Watte
gepackt wurden. Mittlerweile ist es bei uns ganz genau so. Ich
bezweifle, dass das gesund im Sinne von Eigenverantwortung und
Selbstbestimmung ist.
> Warum muss das mit 16 erlaubt sein? Und wenn man immer damit kommt,
> dass man doch möglichst niemanden Einschränken will und das man
> die Jugendlichen in Ihrer persönlichen Entfaltung stört und das
Leider ist das heute nicht mehr der Fall. Ein paar der Verbote habe
ich oben schon angesprochen, aber es gibt weitaus mehr. Die
persönliche Entfaltung Einzelner zählt heute überhaupt nichts mehr
(was ich als falschen Weg empfinde).
> Aber ich bin ein Freund der Wissenschaft und die besagt, dass es
> nicht gesund ist in der Entwicklung einen Vollrausch zu haben (JA
> ich wiederhole mich),
Auch hier mal ein Beispiel von "damals" und heute: Ich hatte so mit
16,17 mal einen schlimmen Vollrausch. Ich kam heim, hab erst mal eine
gefangen und wurde ins Bett gesteckt. Am nächsten Tag hatte ich ein
irrsinniges Kopfweh, mir war schlecht und ich habe daraus gelernt,
dass sinnloses Saufen schlecht ist.
Mein Sohn hatte mit 14 oder 15 mit Freunden irgendwo gesoffen.
Irgendwer hatte eine Flasche Wodka dabei (wer will kommt immer an
sowas ran). Mein Sohn war Alkohol nicht gewohnt, wollte der Tolle sein
und hat ich weiß nicht wie viel von diesem Wodka gesoffen. Er hatte
fast eine Alkoholvergiftung. Die Freunde haben (zum Glück) einen
Krankenwagen gerufen und er wurde in die Klinik gebracht. Dort wurde
ihm der Magen ausgepumpt und er bekam irgendwelche Schmerzmittel und
wurde in künstlichen Schlaf versetzt. Am nächsten Morgen wollte ich
ihn (wie am Abend besprochen) abholen, aber das ging nicht, denn dann
war erst ein Zwangsgespräch mit einem Psychologen nötig, der aber erst
um 15:00 Uhr da sein konnte. Der hat sich dann mit ihm unterhalten,
mit mir, mit meiner Frau. Mein Sohn hatte keinerlei Nachwirkungen, ihm
ging es blendend und er ließ, wie er es ausdrückte "das Gelaber des
Typen" über sich ergehen. Sein leichter Schock, als er sich im
Krankenhaus wiederfand, war schnell verflogen. In der Woche darauf kam
der Psychologe zu uns nach Hause, hat 1/2 Stunde mit ihm und genau so
lang mit meiner Frau und mir gesprochen, anschließend kam dann noch ein
Anruf vom Jugendamt mit der Aufforderung zu einem Gespräch.
Ich hatte das Gefühl, dass ihm das Ganze zwar unangenehm war, aber das
wars dann auch. Ich hatte nicht das Gefühl, dass da ein Lerneffekt
oder sowas vorhanden war. Ich hab mich zwar auch mit ihm unterhalten
und ihm erklärt, warum ich selbst so gut wie keinen Alkohol
konsumiere, aber ich hatte auch dabei das Gefühl, dass das zum einen
Ohr rein geht und zum anderen raus.
Nicht nur dieses Erlebnis hat mich in meiner Meinung darin bestärkt,
dass der heutige Umgang mit Drogen falsch ist.
> Von Sucht wollte ich hier gar nicht anfangen, das ist nochmal ein
> ganz anderes Thema.
Aber es spielt in diese Diskussion hinein, ist meiner Meinung nach
sogar ein wichtiger Punkt, denn damit kann man jedes Argument
erschlagen. Weiter unten gehst du, Chris, ja auch auf das Thema
Rauchen ein (ok, es kam nicht von dir, aber du hast +1 gegeben) mit
einer ähnlichen Stigmatisierung.
Mag sein, dass viele Menschen meinen, sie könnten nicht mit Rauchen
aufhören. Ich kenne zig Leute, die meinen, sie kämen nicht ohne Kaffee
aus und wenn die morgens aus irgendeinem Grund keinen Kaffee bekommen,
sind sie sowas von unleidlich, das habe ich nicht mal von starken
Rauchern während eines Überseefluges erlebt.
Ich selbst höre immer wieder für einige Monate zum Rauchen auf (völlig
ohne Probleme, ohne Tricks) und fange aber meistens dann wieder an,
weil mir dieses Gutmenschentum und dieser Hass militanter Antiraucher
so auf den Keks gehen, dass ich mich offen hinstelle und sage "Ich
rauche". Ich gehe übrigens auch, wenn ich in Rauchverbotskneipen sein
muss, niemals raus um zu rauchen, höchstens um denen, die das tun,
Gesellschaft zu leisten. Ich rauch dann halt nicht (und ich hab
Phasen, da rauch ich mehr als eine Schachtel am Tag).
Rauchern das selbst bestimmte Handeln abzusprechen, Konsumenten
anderer Genussmittel das aber zugestehen, ist an (Entschuldigung)
Infamie und Unsachlichkeit kaum mehr zu überbieten. Das hat auch
nichts mit einer großen Tabakfirma zu tun, deren Scheinheiligkeit und
Geschäftsgebahren fast an die WHO rankommt.
Ich habs shcon mal geschrieben: ich halte es für gefährlich,
Konsumenten der einen Droge gegen Konsumenten einer anderen Droge
auszuspielen. Das dient nur den Prohibitionisten.
(PS: Was ganz anderes: Chris, hattest du mal ne FIDO-Mailbox?)
Gruß,
Pyrena
mailto:pyrena AT daoc-infos.de
- [AG-Drogen] Grundpositioniertes Programmgerät, Stefan Blanke, 25.10.2011
- Re: [AG-Drogen] Grundpositioniertes Programmgerät, Stefan Blanke, 25.10.2011
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