Re: [Ag-bauen-verkehr] Argumentationskette Peak Oil Anmerkung LWL

[Michael Blödow <arkon0 AT gmx.de>]

Am 08.10.2012 13:25, schrieb Kai F. Lahmann:
> -----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
> Hash: SHA1
>
> On 08.10.2012 11:27, Michael Blödow wrote:
> > 90% der Fahrten sind < 10km.
> Wie wäre es, wenn du mal die Realität und nicht irgendwelche
> Abrechnungs-Indizien als Argumentations-Grundlage nimmst? Hier hat
> garantiert *jede* Fahrt mindestens 10km. Davor sind nämlich nur andere
> Dörfer, in denen es nichts gibt.

Aber kommen wir mal zu den amtlichen Zahlen:
MiD 2008 Durchschnittliche Weglänge pro Person (über alle) 11,5km. Nur 
die MIV-Fahrer sind mit Streckenlängen von 14,7 km etwas darüber.
Interessant ist der geringe Unterschied zwischen Kernstadt (14,4) und 
ländlicher Raum (15,3) bei den MIV.

Mop kommt bei den Einkaufswegen auf eine Wochenleistung von 21 bzw. 
27,5km bei 3,7 bzw. 4,9 Wegstrecken (Mann/Frau). Das ist also eine 
durchschnittliche Wegstrecke von ca. 6km.

Du argumentierst in deiner letzten Mail, ich könnte Städte nicht nehmen 
weil es welche gibt mit 37 Einwohner /km^2, gleichzeitig argumentierst 
du aber genau mit diesen ländlichen Gebieten die eine deutliche Ausnahme 
in der BRD bilden.

> > Wenn es Bäume umlegt solltest du auch dein Auto zuhause lassen. Das
> > sind zum Glück in Deutschland nur ein paar Stunden im Jahr.
> *Tränen lach* Du meinst so zwei- bis dreimal im Jahr unangekündigt
> einen Tag Urlaub nehmen? Freut den Chef sicher so richtig...
Wenn  es eine Sturmwarnung des DWD gibt dann solltest du auch mit einem 
PKW nicht mehr fahren. 10bft sind 10bft. Wenn Bäume entwurzelt werden 
und Häuser beschädigt, dann hälst du es also für verantwortlich mit 
deinem PKW durch die Gegend zu gondeln? Was passiert wenn man die paar 
Stunden mal nicht den Hintern aus dem Auto lassen kann sehen wir jedes 
Jahr erneut wenn die Rettungsdienste an Ihre Grenzen kommen. Eigenes 
Risiko wenn du fährst, aber völlig unabhängig vom Verkehrsmittel, außer 
vielleicht Züge die halten verdammt viel Wind aus.
Wenn du ein Elektroauto nimmst kannst du sogar Glück haben, der durch 
die akkupacks recht niedrige Schwerpunkt macht es weniger 
Seitenwindanfällig.


> Im Winter gibt's dann noch Schnee und Eis (durchaus auch mal 'nen
> Monat durchgehend), dann ist der Jahresurlaub schon weg. Den Regen im
> Herbst muss man halt ertragen.

Schnee und Eis sind mit einem Fahrrad kein Problem, im Gegenteil mit dem 
Auto ist Eis ein Riesenproblem, macht das Fahren nämlich eigentlich 
unmöglich. Auch hier darf man sich bei den ganzen Grabenhockern bedanken 
die völlig Gedankenlos das Leben Dritter riskieren. Jeden Winteranfang 
auf ein neues müssen die dann "gerettet" werden. Es gibt 
Ausnahmesituationen wo man durch Blitzeis überrascht wird, aber wenn ich 
auf dem Weg zum Auto 3 mal wegrutsche dann ist es eigentlich absolut 
unverantwortlich das Auto zu bewegen. Interessiert niemanden, mich 
normalerweise auch nicht, ist aber so.
Mein Rad bekommt dieses Jahr Spikes, dann interessiert mich Eis 
überhaupt nicht. Auf Schnee fahr ich eh fast normal, ob mit Auto oder 
Rad ist dabei egal und bei Nässe kennt mein Rad wenigstens kein 
Aquaplaning. Irgendjemand hat mal ausgerechnet das man ein Fahrad mit 
breiten Reifen auf ca. 200km/h beschleunigen müsste um Aquaplaning zu 
haben. Kann jetzt nicht beurteilen ob das stimmt, klingt aber in dem 
Punkt sinnvoll, das die Reifen einfach zu dünn sind um richtig 
aufzuschwimmen.

Der Regen ist dir in einem Velomobil relativ egal, es gibt für div. 
Liegedreiräder auch Ponchos die Regen und Wind sehr gut abhalten.
Auch in einem Elektroauto sind dir Regen und in gewissem Rahmen Kälte egal.
Ich persönlich habe entsprechende Funktionswäsche, mein Radhelm hat 
einen Überzieher und ich sehe bei leichtem bis normalem Regen kein 
Problem, auch wenn es nicht angenehm ist.
> > Ich weiss ja nicht wie du rechnest. Der ADAC rechnet mit einem
> > durchschnittlichen Kostenpunkt von ca. 30ct / km für einen Wagen
> > der Golfklasse.
> "Der ADAC rechnet"... wieder bist du bei der Theorie.
>
> Die Realität ist ein schon beim Kauf uraltes Auto, dass keinen Wert
> mehr hat, den es noch verlieren kann. Und die Realität ist die
> "Werkstatt Nachbar", deren Stundenlohn in Bierkisten berechnet wird
> (oder woanders verrechnet).
>
> Da kannst du also alle Kosten außer dem Sprit vergessen. Und der kost'
> bei der typischen Bauern-Fahrweise um die 7,5ct/km (Diesel fährt da
> jeder; ich gehe mal davon aus, dass der für den PKW versteuert wird).

Soll das jetzt ein ernsthafter Beitrag sein?
Du zahlst also in deiner Gegend keine kfz-Steuer und keine Versicherung. 
Die Ersatzteile schenkt dir deine Werkstatt und das Finanzamt bekommt 
wahrschein 3 Flaschen Bier von der Werkstatt (Thema Schwarzarbeit und 
Steuerhinterziehung). Aber ich bin der Theoretiker.
Bei dir sind auch, im Gegensatz zu Restdeutschland, alles Diesel, im 
Restdeutschland müssen dann nur Ottomotoren rumfahren, die haben 
immerhin einen Anteil von ca. 75% der zugelassenen Fahrzeuge.
Der Durchschnittsverbrauch liegt aktuell bei 7,8l (Mop2011) ältere 
Fahrzeuge dürften nicht darunter sondern eher darüber liegen.
Dann rechnen wir mal, 7,8 * 147 (Preis in ct. laut Clever Tanken ist das 
der aktuelle Dieselpreis in HH zwischen 144^9 und 149^9) /100 = das sind 
schon 11,5ct nicht mehr 7,5.
Rechnen wir mal für die Mehrheit mit E10: 7,8 * 160 / 100 = 12,5ct. 
(Quelle wieder clever tanken)
Ich komme da auf andere Zahlen als du und das nur für den Sprit.

Aber das ist genau der Grund warum so viele Menschen mit dem Auto 
fahren. Ich fahr nach XY sind 400km. Kostet mit dem Zug 89.- € UFF 
TEUER, ich brauch ja nur 20l Diesel auf der Strecke, da bin ich viel 
billiger.


> > Eben und mit jedem der Wegzieht wird die Gruppe kleiner die eine
> > Lösung braucht.
> Landbevölkerung ist für dich also unerwünscht. Danke, dass du das mal
> so deutlich sagst.

Genau, mein Selbsthass ist so furchtbar ich würd mich am liebsten 
ausrotten (Ne nicht wirklich).


> > Mittelstädte definieren sich dadurch das sie mehr als 20 000
> > Einwohner haben. Da ist bis 5000 noch ziemlich viel Unterschied.
> ACH NE. Nur machen diese Mittelstädte eben auch gerade einmal 5% der
> Gemeinden aus. Rechnet man die raus, geht der Schnitt für den Rest
> weiter in den Keller.

Du weisst aber schon noch um was es ging?
89 Großstädte + 800 Mittelstädte + X Kleinstädte, das war die Zahl die 
ich nicht ergooglen konnte. Da ist mir völlig egal wie der Schnitt in 
den anderen Gemeinden ist, wenn ich die 2000 "Städte" auf Deutschland 
verteile dann dürfen lauter 3 Mann gehöfte sich den Rest teilen, die 
sind trotzdem nie weiter als 10km weg von der "Stadt".


> > In den 11 Metropolregionen der BRD leben 44,3 Millionen Menschen.
> Und wieder eine theoretische Statistik. Ja, das hier IST
> "Metropolregion Hamburg". Sogar noch HVV-Gebiet (eine Station weiter

Dann kann ich dir für die Region noch genauere Zahlen geben.
Laut hvv-futuretour sind die Weglängen im Umland von Hamburg:
6% der Fahrten mit PKW sind bis 1,1km
19% der ... sind bis 3,1km
49% sind bis 17,6km

Damit sind 74% der mit dem PKW zurückgelegten Strecken sind unter 17,6km
Die 25% die unter 3km sind kann man direkt mit Fuß oder Rad ersetzen, da 
kann mir kaum jemand erklären das ein Auto dafür zwingend ist, das bei 
so kurzen Strecken zusätzlich noch stärker die Umwelt und den Geldbeutel 
belastet als bei längeren Strecken.

(Wieso der HVV sich nicht an die üblich 10km-Grenze gehalten hat bei der 
Statistik kann ich nicht sagen in Hamburg haben sie sich fast daran 
gehalten da sind 60% der mit dem PKW zurückgelegten Strecken < 9,6km)

Die 60% halte ich für, zum allergrößten Teil, nicht zwingend mit dem 
Auto zurücklegbar. Ich halte es für extrem unwahrscheinlich das die da 
alle immer Getränkekisten fahren oder gehbehindert sind.

Ansonsten muss ich dir Recht geben, seit 2005 kannst du das mit den 
Metropolregionen in die Tonne treten.
Für meine Aussage ist es aber egal. In den deutschen Groß und 
Mittelstädten (also >20 000 Einwohner) leben insgesamt knapp 48 
Millionen Einwohner und da sind dann gut integrierte Randgebiete der 
Mittelstädte nicht eingeschlossen.
Quelle ist hier die Liste der deutschen Groß- und Mittelstädte aus 
Wikipedia, Einwohnerzahlen 2010 mit Excel summiert.

Dazu kämen jetzt noch 1000 -1200 Kleinstädte mit > 5000 Einwohnern, 
resp. Gemeinden ohne Stadtrechte mit mehr als 5000 Einwohnern. Sind wir 
also bei ca. 52 Millionen Menschen die Ihren Wohnsitz in einer Stadt haben.
Bei den Kleinstädten kann man von einem "Speckgürtel" normal nicht 
reden, die Orte die nicht auf direktem Weg zur nächsten Kleinstadt sind 
normalerweise so angebunden wie du das beschrieben hast.

An meiner Aussage ändert sich nichts.


> > Wobei ein Handy-Netzteil eigentlich in jedem Fernsehladen zu
> > bekommen sein sollte.
> Schlaumeier. Dafür müsste es aber erstmal einen Fernsehladen GEBEN!
> Und der dann auch noch in diesem Jahrtausend angekommen sein (in einer
> der beiden Orte ist einer – standen letztes Jahr noch Röhren-TV im
> Regal...).

Nach deiner Schilderung würde ich dann doch langsam einen Umzug nach 
Deutschland empfehlen, das würde zumindest die Diskussion über die 
Verkehrspolitik in der BRD vereinfachen.

> Zum Beispiel, dass nachts [also mit Stand heute 18:30 und 7:30] alles
> duster ist.

Und? Wie oft gehst du um 3:23 nachts einkaufen? Wenn du gar nichts mehr 
zum Essen zu hause hast, eine Kneipe gibt es sogar bei dir.
Wenn es an Flüssigkeit mangelt wäre das Leitungswasser in der BRD trinkbar.
(oder sollte das ein ernsthafter Beitrag zur Diskussion sein?)

Gruß Michael