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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Geschwindigkeitsbegrenzung

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Geschwindigkeitsbegrenzung


Chronologisch Thread 
  • From: Valentin Brückel <vb.usenet.0112 AT gmx.com>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Geschwindigkeitsbegrenzung
  • Date: Sun, 19 Feb 2012 13:08 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver

Klaus H. wrote:
> Ulrich Bär schrieb:
>> Thomas Weinert schrieb:
>>
>>> Überhöhte Geschwindigkeiten gefährden andere Verkehrsteilnehmer. Das
>>> hat in meinen Augen nichts mehr "mündigem Bürger" zu tun.
>> meine Ausage wär meine Einstellung und kein juristisches Urteil,
>> Und ich gebe dir Recht Überhöhte Geschwindigkeiten sind gefährlich,
>> Allerdings ist das mit der Festlegung so eine Sache.
>>
>> Ein Wagen der einen verkürzten Bremsweg hat kann theoretisch schneller
>> fahren.
>
> Diese Behauptungen sind grüngefärbter Unsinn:
>
> Nicht die Geschwindigkeit an sich ist gefährlich (für andere), sondern
> jeglicher Verkehr ist gefährlich !

Du vermischst hier fröhlich verschiende Kategorien. Das Leben ist gefährlich
und der Verkehr ist Teil des Lebens. Die Gefährlichkeit ist allerdings eine
Funktion die ganz wesentlich von der Variable "Geschwindigkeit" abhängt
(neben anderen, gerade im Straßenverkehr weniger bedeutsamen)

> Zulässige Höchstgeschwindigkeiten sind also rein willkürliche
> Definitionen, bis wo das Risiko angeblich hinnehmbar sei, alles darüber
> sei unzulässige Gefährdung anderer.

Richtig. Genauso wie diverse Lärm- und Arbeitsschutzergelungen,
Hygienebestimmungen, Umweltschutzauflagen, Wahlalter, Strafmündigkeit, etc.
Es ist ein gängiges Rechtsprinzip, dass für alles, das weder völlig
freigegeben, noch völlig verboten werden soll, irgendwelche Grenzwerte
definiert werden. Dass sich dabei in der Nähe des Grenzwertes öfters absurde
Sprünge oder gefühlte Ungerechtigkeiten ergeben, nimmt man in Kauf, um eine
einfach anzuwendende Regelung zu finden.

> Diese Form der Regelung und ihre Rechtfertigung ist schlicht
> menschenverachtend, erkauft sie doch wohlstandsnotwenigen Verkehr durch
> eine hingenommene Opferquote.

Das ist eine menschenverachtende Verzerrung der Realität. Es geht um eine
Balance zwischen Schutz der Allgemeinheit und individueller Freiheit.

> Allerdings so, daß die Masse eben noch
> darf, aber jeder, der etwas mehr könnte, nicht mehr darf
> (Neidhammelprinzip)

Eher Prinzip der Selbstüberschätzung. Wir haben in Deutschland geschätzt 90%
überdurchschnittlich gute Autofahrer. So schlecht können die restlichen 10%
gar nicht sein, damit sich das statistisch ausgeht.

Die Physik ist unbestechlich.

> Geht also von (motorisiertem) Verkehr eine Gefahr aus, dann muß ich ihn
> komplett verbieten (Pferdefuhrwerke usw dann auch).
> Oder seine Bedingungen sicher machen!!
> Das geht aber kaum über einen fauelen Kompromiß ( das Speedlimit).

Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist genau dieser Kompromiß, der alles andere
als faul ist.

> Dazu bedarf es deutlich mehr:
> Bauliche Entschärfung von Gefahrenstellen (womit bei weitem nicht nur die
> vielzitierten Einmündungen gemeint sind).

Für welche Geschwindigkeit solle die Straßen denn ausgebaut werden? 200 km/h
z.B? Was wäre dann, wenn jemand 250 km/h fahren will? Tempolimit auf 200
km/h oder noch weiter ausbauen?
Sorry, aber es ist einfach Blödsinn, die Straßen auf die Bedürfnisse der
jeweils schnellsten Fahrer auszubauen. Die Allgemeinheit sollte nicht für
die Befriedigung der Bedüfnisse einiger weniger zahlen. Ein guter Autofahrer
passt seine Fahrweise an die Straßenverhältnisse an, anstatt eine Anpassung
der Straßenverhältnisse an seine Fahrweise zu fordern.

> Aktive und passive Sicherheit der Fahrzeuge.
> Vor allem aber die Ausbildung und das Sicherheitsbewußtsein der Fahrer.

Genau zu diesem Sicherheitsbewußtsein zählen Tempolimits: Jeder
Wissenschaftler wird Dir bestätigen, dass die menschliche Wahrnehmung von
Gefahren notorisch schlecht ist. Deshalb warnt man vor nicht
offensichtlichen Gefahren, indem man eine Geschwindigkeitsbegrenzung
anordnet.


> Die deutsche StVO orientiert sich immer am schwächsten (böse gesagt am
> dümmsten) Verkehrsteinehmeer.

Das tut sie nicht sonderlich konsequent. Gerade im Hinblick auf Fußgänger
und Radfahrer finden sich etliche Regelungen, die deren Gefährdung eher
erhöhen.

> Statt nun die Limts diesem anzupassen, muß
> man überlegen, den Fahrer den Anforderungen anzupassen.

Wut?

> Oder ihn im
> Zweifel auch vom motorisierten Verkehr auszuschließen (das ungekehrte
> Neidhammelprinzip quasi).

Du willst jedem den Führerschein abnehmen, der nicht so schnell fahren will
wie Du? Oder sie zum Schnellfahren verpflichten? Beides ist meines Erachtens
nicht mit dem liberalen Menschenbild der Piraten vereinbar.

> Es kann jedenfalls nicht sein, daß die Gesamtheit der VT gezwungen werden
> soll, erstklassige Autobahnen mit 120 zu beschlafen, nur weil ein paar
> Dussel auf der Mittelspur angeschweißt sind, weil sie zum Spurwechsel
> schlicht zu blöd sind, um es mal polarisierend zu sagen...

Andersherum wird eher ein Schuh daraus: Es kann nicht sein, dass die
Gesellschaft ständig neue Autobahnen bauen muss, damit ein paar Deppen
ungestört rasen können.

Nur mal so als Hinweis: Die Leistungsfähigkeit eines Verkehrswegs hängt sehr
stark von den Geschwindigkeitsunterschieden auf diesem Verkehrsweg ab. Je
höher die Unterschiede, desto schneller ist der Verkehrsweg überlastet. Wenn
auf der rechten Spur eine LKW-Kolonne mit 80 daherschleicht, dann ist die
maximale Leistungsfähigkeit erreicht, wenn links nicht wesentlich schneller
gefahren wird.

> Geschwindigkeitsbeschränkungen also grundsätzlich nicht weiter
> verschärfen, sondern im Gegenteil zurückdrängen, wo immer es geht.

Dafür habe ich von Dir kein einziges Argument gesehen.

Gruß,

Val




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