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Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste
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Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post)
Chronologisch Thread
- From: "Andreas Witte" <andreas AT witte-holzkirchen.de>
- To: "'Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr'" <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
- Cc: Mailingliste der AG Energiepolitk <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>, ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post)
- Date: Sat, 30 Jul 2011 16:32:43 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
- List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
Hallo Otmar,
wenn ich den Antrag richtig verstanden habe, soll es darum gehen, dass
Piraten für eine nutzungsbasierte Steuer zur Straßenfinanzierung eintreten
sollen, bei der keine Maut sondern Energie-/Mineralölsteuern erhoben werden.
Das schließt natürlich den Gedanken aus, Infrastruktur als existenzielle
wirtschaftliche Grundlage für alle zu betrachten und über Einkommens- oder
andere allgemeine Haushaltssteuern zu finanzieren.
Ich glaube, wir sollten morgen einen AG-Sonderstammtisch im Mumble zu dem
Thema machen und diese noch grundlegendere Frage diskutieren und ggf. mit
einem Diskussionsergebnis beantworten.
Wenn die Diskussion für nutzungsbasierte Gebühren / Steuern ausschlägt, kann
man über die Gestaltung der Gebühren immer noch eine Ablehnung von
Mautinfrastruktur o.ä. formulieren (Status quo). Der bisher formulierte Text
ist somit nicht obsolet, sondern bekommt nur ein festes Fundament. Und wenn
wir Infrastruktur als Basis unserer Wirtschaft und als öffentliche Aufgabe
verstehen wollen, so lehnen wir auch eine Maut ab (auch nichts neues). Es
müsste lediglich der Vorschlag mit den Energiesteuern angepasst werden.
Wer ist morgen dabei?
Gruß
Andreas
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-bauen-verkehr-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-bauen-verkehr-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von aloa5
Gesendet: Samstag, 30. Juli 2011 15:09
An: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der
Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post)
Andreas Witte schrieb:
> Grob gesagt muss man dem aber entgegnen, dass wenn es, weil in Zukunft
> alles voll "alternativ" läuft, es kaum mehr Spritschlucker geben wird.
>
Das ist alles relativ. Man kann auch 3-Liter-Autos als Spritschlucker
bezeichnen wenn man ein 2-Liter-Auto fährt und der Elektro-Auto-Fahrer
wird sich als jemand darstellen der überhaupt keine "böse" Energie
verbraucht.
Es geht dann nur noch darum wer den die Kosten tragen soll. Am liebsten
natürlich die jeweils anderen.
> Aber wer zahlt für die Straßen, wenn du deinem Enkel von "damals, als
> es noch Tankstellen gab", erzählst?
Interessante Frage
> Wenn man sich heute entscheidet, dass über die Energie die Straßen
> finanziert werden müssen,
Das ist verstaubtes welches ich (wie Du) für rückwärtsgewandt und
nicht für zielführend halte. "Das ist so 80´s :)."
> Sonst schaffen wir ein Finanzierungssystem, dass am Ende so überkommen
> ist wie unsere Sozialversicherungen nur weil im hier und jetzt
> Spritsteuern "einfacher" oder "richtiger" sind.
Exakt.
"Einfach" ist dabei das Stichwort. Weil man es kann. Dabei können sich
dann wiederum die besser betuchten entweder die Steuern oder die
High-Tech-Mobile leisten um den Steuern zu entgehen.
Ein 10-Tonner-Elektro-LKW belastet eine Fahrbahn um etliches mehr als ein
PKW, egal wie selbiger angetrieben ist. In einer Welt voller
Elektrofahrzeuge (welches es BTW in 40 Jahren vermutlich immer noch nicht
geben wird) wäre eine Besteuerung nach Energieverbrauch eher unsinnig.
Wozu besteuern? Weil Windräder so umweltschädlich sind? Den Betrag den
man generieren müsste um die Steuer welche via Benzin hereinkommt zu
generieren (das sind Minderalöl- und MwSt) kann man wohl schwerlich
über den Strompreis generieren. Das waren anno 2005 alleine über die
Minderalölsteuer 42Mrd Euro, dazu kommt die MwSt alleine schon auf diese
Mineralölsteuer, was dann 50Mrd Euro ausmacht. Das wäre etwa das
dreifache der Ökosteuer und das alleine auf den Strompreis umgelegt. Da
selbiger wiederum auch die Wirtschaft/Produktion schädigt gibt es wieder
Ausnahmen, außerdem ist es unsozial den Familien gegenüber (degressiv
wirkend) etc. pp..
Noch einmal zurück - warum wird Mineralöl/Benzin besteuert?
Antwort: hauptsächlich weil man es *kann* und die Nachfrage robust ist
was auf der Tatsache beruht das jeder auf Energie angewiesen ist
(gleiches gilt für Mehrwertsteuer und Versicherungssteuer).
Öko-Gedanken gab es zur Einführung der Mineralölsteuer gar nicht. Was
noch ein Element war/ist, ist ggfs. der Außenhandel. Öl und Gas sind
Importstoffe und man ist daher abhängig vom Ausland und "schädigt"(tm)
die Außenhandelsbilanz.
Weil man als Staat das Geld benötigt und sich eine robuste Nachfrage am
ehesten dazu eignet wird Energie besteuert. Man will/kann ja seinen
Kühlschrank nicht abstellen nur weil man schlecht verdient. Es wird
daher generell noch ein gutes Stück logistische Arbeit sich zu
überlegen wo man als Staat kassieren kann wenn immer weniger Energie
verbraucht werden wird. Das Umlegen wird vermutlich auf Rohstoffe
erfolgen (also den Verbrauch), denn man soll bescheiden leben in einer
Welt mit auf die Bevölkerungszahlen immer knapper werdenden Ressourcen -
von welchen wir Deutsche so oder so nur wenige besitzen. Die zweite
Quelle wird das Einkommen sein/bleiben.
Zurück zum Auto. Wenn der Verbrauch als Besteuerungsgrundlage (zumindest
aufgrund ökologischer Gesichtspunkten der Ökos der 80er) eher wenig
Sinn macht bleiben Verschleißträchtigkeit und pro Kopf Verfahren ...
oder eine Abkehr vom auch früher nicht herrschenden Prinzips das
Autofahrer die Infrastruktur selbst bezahlen sollen, da Infrastruktur
allen dient. Das dies der Fall sein soll ist so oder so eine Erfindung
der Neuzeit welche m.E. weniger einer Erkenntnis geschuldet ist das dem
so sein müsse. Eher ist es einer Suche nach Legitimation für
Steuerquellen (sprich: Steuererhöhungen) geschuldet welche an dem
Ökogedanken der ´80er angedockt hat. Lenkungssteuern welche alle(tm)
bezahlen und akzeptiert werden werden von Politikern gerne genommen, da
andere, naheliegendere Steuern (nämlich Einkommensabhängige) auf
veritable Lobby- und Einzelinteressen treffen und damit viel schwieriger
durchzusetzen sind. Daher fließt (aus exakt dem gleichen Grund) auch der
Beitrag von 16Mrd aus der Ökosteuer in die Rentenversicherung.
Was man machen könnte wäre ein Mix aus Vignette und einer
Kraftfahrzeugsteuer welche Gewichtsabhängig ist. Je höher das Gewicht,
desto höher die Belastung für die Straßen und (näherungsweise) desto
höher auch der Verbrauch. Tendenziell würde ich jedoch längerfristig
davon absehen die bisherigen 50Mrd+x an Steuern über Energiesteuern oder
Fahrzeuge erheben zu wollen. Je höher die Belastung desto unsozialer und
die Mobilität einschränkender wird es. Wenn der Öko-Aspekt zunehmend
in den Hintergrund tritt ist es zudem eher ideologisch denn rational
begründet. Dann hielte ich "Infrastruktur als Grundleistung für alle"
für die bessere Ideologie - und dann tendenziell eben eher
grundsätzlich Steuerfinanziert und nicht nach dem Nutzungsprinzip.
Grüße
Otmar
--
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- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), (fortgesetzt)
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), René Heinig, 25.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Oliver Bayer (Kreon), 25.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Andreas Witte, 25.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Dieter.Klein, 25.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Roland John, 28.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Bjoern, 28.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Andreas Witte, 29.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), René Heinig, 30.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Andreas Witte, 30.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), aloa5, 30.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Andreas Witte, 30.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), aloa5, 30.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), aloa5, 30.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Andreas Witte, 30.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Bjoern, 28.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), Andreas Witte, 25.07.2011
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Maut und Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (Vorsicht: X-Post), René Heinig, 25.07.2011
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