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nds-wolfenbuettel - [Piraten WF-SZ] Fwd: LESER=BÜCHER-SCHÄDLINGE

nds-wolfenbuettel AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreisverband Wolfenbüttel-Salzgitter (Niedersachsen)

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[Piraten WF-SZ] Fwd: LESER=BÜCHER-SCHÄDLINGE


Chronologisch Thread 
  • From: Werner Heise <werner.heise AT piratenpartei-wolfenbuettel.de>
  • To: "Ortsgruppe Wolfenbüttel (Niedersachsen)" <nds-wolfenbuettel AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [Piraten WF-SZ] Fwd: LESER=BÜCHER-SCHÄDLINGE
  • Date: Sun, 04 Mar 2012 16:43:03 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nds-wolfenbuettel>
  • List-id: Kreisverband Wolfenbüttel-Salzgitter (Niedersachsen) <nds-wolfenbuettel.lists.piratenpartei.de>

Ahoi,

folgend eingegangene Mail stelle ich euch zur Diskussion und Aktion.

Viele Grüße

Werner



Sehr geehrte Damen und Herren,

einen Artikel in der "Peiner Allgemeinen Zeitung" möchte ich Ihnen
zukommen lassen, da ich annehme, daß er ein Thema tangiert, daß ein
Anliegen Ihrer Partei sei dürfte, nämlich die *Informationsfreiheit*,
die uns eigentlich im Grundgesetz garantiert ist.

Als historisch interessierter Bürger befasse ich mich schon ein paar
Jahrzehnte mit der Geschichte unseres Landes und mußte immer wieder
feststellen, daß man in historischen Bibliotheken mit fadenscheinigen
Argumenten bei der Bitte um die Kopie einer oder weniger Seiten alten
Textes oder von Landkarten abgewiesen wurde.
Ich bin der Meinung, daß die Informationsfreiheit der Menschen sich auch
auf historische Dokumente beziehen sollte, da man aus der Geschichte
viel über das Verhalten der Menschen in der Zukunft lernen kann.

Aus diesem Gesichtswinkel empfinde ich es als unannehmbar,
Bibliotheksnutzer als "Schädlinge der Bücher" zu bezeichnen. Dieser
Ausspruch bezeugt die höchst elitäre Geisteshaltung der leitenden
Bibliothekare, wie ich sie immer wieder erlebt habe.

Es scheint mir nicht zeitgemäß zu sein, dem Verfall der Bücher mit
höchst aufwendigen Methoden nachzulaufen und nicht die Errungenschaften
der Bildbearbeitung und Digitaltechnik zu nutzen. Damit könnte man mit
überschaubaren Beträgen allen Bürgern den */freien Zugang zu allen
Dokumenten/* endlich ermöglichen.

Hier meine kurze Überschlagsrechnung, die Sie als Vertreter der
PC-Generation sicher noch besser beuteilen können, als Anregung:

1 Seite DIN-A4 in s/w hat in Photoshop eine Größe von ca. 6 MB bei 300
ppi Auflösung.
1 Buch von 1000 Seiten würde also 6000 MB = 6 GB zur Dokumentation
benötigen.
1 Festplatte von 600 GB könnte also 100 alte Bücher dokumentieren.
1 Bibliothek von 1 Million Büchern würde also 10 000 Festplatten benötigen,
was einem Materialwert von maximal 1 Million EUR entspräche.

Das alles ist üppig gerechnet, da nicht jedes alte Buch 1000 Seiten dick
ist und auch mit dem Speicherplatzverbrauch und der
Speicherhardware noch Einsparungsmöglichkeiten bestehen.
Das Erstellen eines oder mehrerer PC-Ausdrucks von jedem Buch wäre
kostenmäßig locker in dem Betrag enthalten. Man müßte nicht mehr um den
Zerfall der Kostbarkeiten bangen. Wervoll ist ja nicht das Papier, das
vor Jahrhunderten verwendet wurde, sondern der Text und die Graphiken.
Nur Archivare und Restauratoren sehen das wohl anders.

Unfreundliches Personal ( es gibt auch freundliches ! ) ließe sich durch
Direktzugriff auf die Dokumente über das Internet oder ein PC-Terminal
in der Bibliothek einsparen.

Dem oft zu hörende Argument der Mißachtung des Urheberrechts wäre
endlich ein Riegel vorgeschoben. Denn allein der Bürger, der die Kopien
herunterlädt wäre dafür verantwortlich, daß das Urheberrechte
eingehalten wird, so ein solches überhaupt bestehen sollte. Derzeit wird
dem Bürger schon eine Urheberrechtsverletzungsabsicht unterstellt, wenn
er um eine Kopie aus einem 50 Jahre alten Buch in der Bibliothek ( sogar
im Stadtarchiv HI ) bittet. Er muß unterschreiben, daß er die Kopie
nicht veröffentlicht.

Auch das total verdummende Argument der Schädigung der alten Dokumente
beim Photographieren würde entfallen. Schon bisher war richtig: Ein Foto
*ohne* Blitzlicht schadet einem historischen Dokument genau so wenig wie
der Blick eines Menschen auf dieses Objekt. An diesem Beispiel zeigt
sich die Fadenscheinigkeit aller bisherigen Argumente gegen die
Erstellung von Kopien. Wahrscheinlich gilt weitgehend das Gleiche auch
für das Photgraphieren mit Blitz, wie ich mir als ein Mensch mit
beruflicher Chemieausbildung zu sagen erlaube.

Wenn man dann, mit Unterstützung einer historischen Gesellschaft, ich
bin Mitglied einer solchen, doch ausnahmsweise an eine Kopie gelangte,
dann durfte man sie nach der Nutzung nicht ohne Genehmigung der
Staatsbibliothek weiterreichen. Da hört der Spaß auf, und ich würde mich
freuen, wenn Sie mit Ihrer Partei diesen Irrsinn zu beenden helfen würden.

Vor wenigen Jahren hatte ich schon mal versucht, über das
Kultusministerium das obige
Thema anzusprechen. Es war mir trotz vieler Versuche nicht gelungen,
auch nur einen telephonischen Gesprächstermin zu erhalten.

Übrigens wäre mein Vorschlag der Archivierung in Datenträgern sicher
auch eine Möglichkeit Gelder aus dem Elfenbeinturm der Bibliotheken im
Zeitalter des Sparens in sinnvollere Anliegen zu leiten.

In der Hoffnung, daß mein Beitrag eine Anregung für Ihr Parteiprogramm
sein könnte, würde ich mich über eine kurze Re-Mail freuen
und verbleibe mit freundlichen Grüßen.

XXX






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