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nds-wolfenbuettel - Re: [Piraten WF-SZ] Fwd: LESER=BÜCHER-SCHÄDLINGE

nds-wolfenbuettel AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreisverband Wolfenbüttel-Salzgitter (Niedersachsen)

Listenarchiv

Re: [Piraten WF-SZ] Fwd: LESER=BÜCHER-SCHÄDLINGE


Chronologisch Thread 
  • From: "Florian Schmidt" <f.schmidt AT piratenpartei-wolfenbuettel.de>
  • To: 'Kreisverband Wolfenbüttel-Salzgitter (Niedersachsen)' <nds-wolfenbuettel AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Piraten WF-SZ] Fwd: LESER=BÜCHER-SCHÄDLINGE
  • Date: Sun, 4 Mar 2012 17:04:53 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nds-wolfenbuettel>
  • List-id: Kreisverband Wolfenbüttel-Salzgitter (Niedersachsen) <nds-wolfenbuettel.lists.piratenpartei.de>

Hallo Werner,

ich denke, der Verfasser nennt einige wichtige und richtige Punkte und
Argumente, die teilweise ja schon in unserem (Grundsatz-) Programm enthalten
sind.
Um nur 2 wichtige Punkte zu nennen:
Urheberrecht:
http://web.piratenpartei.de/navigation/politik/urheberrecht-und-nicht-kommerzielle-vervielfaeltigung
Bildung: http://web.piratenpartei.de/unsere_ziele

Ich bin der Meinung, daß selbst ein Bibliothekszugang kostenlos sein sollte
(da Recht auf Bildung und freier Zugang). Schliesslich wurden diese in den
Bibliotheken verfügbaren Medien (überwiegend) aus Steuergeldern bezahlt - der
Bürger hat also schon seinen "Obulus" geleistet.
Ob nun für Kopien (auf totem Baum z.B.) eine Gebühr entrichtet werden muss,
darüber kann man streiten, schliesslich könnte man das als zusätzliche
Dienstleistung bzw. einen käuflich erworbenen Gegenstand (das Blatt Papier)
sehen.

Dennoch bin ich der gleichen Meinung wie der Verfasser der Mail- sofern keine
Persönlichkeitsrechte oder die "öffentliche Sicherheit" der Veröffentlichung
der Medien im Wege stehen, sollten im digitalen Zeitalter alle Bücher,
Zeitschriften, Tonträger etc. digitalisiert zur Verfügung gestellt werden.

Wie das im Detail aussieht, auch darüber kann man sicherlich streiten.

Gruß
Florian



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: nds-wolfenbuettel-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:nds-wolfenbuettel-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
Werner Heise
Gesendet: Sonntag, 4. März 2012 16:43
An: "Ortsgruppe Wolfenbüttel (Niedersachsen)"
Betreff: [Piraten WF-SZ] Fwd: LESER=BÜCHER-SCHÄDLINGE

Ahoi,

folgend eingegangene Mail stelle ich euch zur Diskussion und Aktion.

Viele Grüße

Werner



Sehr geehrte Damen und Herren,

einen Artikel in der "Peiner Allgemeinen Zeitung" möchte ich Ihnen zukommen
lassen, da ich annehme, daß er ein Thema tangiert, daß ein Anliegen Ihrer
Partei sei dürfte, nämlich die *Informationsfreiheit*, die uns eigentlich im
Grundgesetz garantiert ist.

Als historisch interessierter Bürger befasse ich mich schon ein paar
Jahrzehnte mit der Geschichte unseres Landes und mußte immer wieder
feststellen, daß man in historischen Bibliotheken mit fadenscheinigen
Argumenten bei der Bitte um die Kopie einer oder weniger Seiten alten Textes
oder von Landkarten abgewiesen wurde.
Ich bin der Meinung, daß die Informationsfreiheit der Menschen sich auch auf
historische Dokumente beziehen sollte, da man aus der Geschichte viel über
das Verhalten der Menschen in der Zukunft lernen kann.

Aus diesem Gesichtswinkel empfinde ich es als unannehmbar, Bibliotheksnutzer
als "Schädlinge der Bücher" zu bezeichnen. Dieser Ausspruch bezeugt die
höchst elitäre Geisteshaltung der leitenden Bibliothekare, wie ich sie immer
wieder erlebt habe.

Es scheint mir nicht zeitgemäß zu sein, dem Verfall der Bücher mit höchst
aufwendigen Methoden nachzulaufen und nicht die Errungenschaften der
Bildbearbeitung und Digitaltechnik zu nutzen. Damit könnte man mit
überschaubaren Beträgen allen Bürgern den */freien Zugang zu allen
Dokumenten/* endlich ermöglichen.

Hier meine kurze Überschlagsrechnung, die Sie als Vertreter der PC-Generation
sicher noch besser beuteilen können, als Anregung:

1 Seite DIN-A4 in s/w hat in Photoshop eine Größe von ca. 6 MB bei 300 ppi
Auflösung.
1 Buch von 1000 Seiten würde also 6000 MB = 6 GB zur Dokumentation benötigen.
1 Festplatte von 600 GB könnte also 100 alte Bücher dokumentieren.
1 Bibliothek von 1 Million Büchern würde also 10 000 Festplatten benötigen,
was einem Materialwert von maximal 1 Million EUR entspräche.

Das alles ist üppig gerechnet, da nicht jedes alte Buch 1000 Seiten dick ist
und auch mit dem Speicherplatzverbrauch und der Speicherhardware noch
Einsparungsmöglichkeiten bestehen.
Das Erstellen eines oder mehrerer PC-Ausdrucks von jedem Buch wäre
kostenmäßig locker in dem Betrag enthalten. Man müßte nicht mehr um den
Zerfall der Kostbarkeiten bangen. Wervoll ist ja nicht das Papier, das vor
Jahrhunderten verwendet wurde, sondern der Text und die Graphiken.
Nur Archivare und Restauratoren sehen das wohl anders.

Unfreundliches Personal ( es gibt auch freundliches ! ) ließe sich durch
Direktzugriff auf die Dokumente über das Internet oder ein PC-Terminal in der
Bibliothek einsparen.

Dem oft zu hörende Argument der Mißachtung des Urheberrechts wäre endlich ein
Riegel vorgeschoben. Denn allein der Bürger, der die Kopien herunterlädt wäre
dafür verantwortlich, daß das Urheberrechte eingehalten wird, so ein solches
überhaupt bestehen sollte. Derzeit wird dem Bürger schon eine
Urheberrechtsverletzungsabsicht unterstellt, wenn er um eine Kopie aus einem
50 Jahre alten Buch in der Bibliothek ( sogar im Stadtarchiv HI ) bittet. Er
muß unterschreiben, daß er die Kopie nicht veröffentlicht.

Auch das total verdummende Argument der Schädigung der alten Dokumente beim
Photographieren würde entfallen. Schon bisher war richtig: Ein Foto
*ohne* Blitzlicht schadet einem historischen Dokument genau so wenig wie der
Blick eines Menschen auf dieses Objekt. An diesem Beispiel zeigt sich die
Fadenscheinigkeit aller bisherigen Argumente gegen die Erstellung von Kopien.
Wahrscheinlich gilt weitgehend das Gleiche auch für das Photgraphieren mit
Blitz, wie ich mir als ein Mensch mit beruflicher Chemieausbildung zu sagen
erlaube.

Wenn man dann, mit Unterstützung einer historischen Gesellschaft, ich bin
Mitglied einer solchen, doch ausnahmsweise an eine Kopie gelangte, dann
durfte man sie nach der Nutzung nicht ohne Genehmigung der Staatsbibliothek
weiterreichen. Da hört der Spaß auf, und ich würde mich freuen, wenn Sie mit
Ihrer Partei diesen Irrsinn zu beenden helfen würden.

Vor wenigen Jahren hatte ich schon mal versucht, über das Kultusministerium
das obige Thema anzusprechen. Es war mir trotz vieler Versuche nicht
gelungen, auch nur einen telephonischen Gesprächstermin zu erhalten.

Übrigens wäre mein Vorschlag der Archivierung in Datenträgern sicher auch
eine Möglichkeit Gelder aus dem Elfenbeinturm der Bibliotheken im Zeitalter
des Sparens in sinnvollere Anliegen zu leiten.

In der Hoffnung, daß mein Beitrag eine Anregung für Ihr Parteiprogramm sein
könnte, würde ich mich über eine kurze Re-Mail freuen und verbleibe mit
freundlichen Grüßen.

XXX


--
NDS-Wolfenbuettel mailing list
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https://service.piratenpartei.de/listinfo/nds-wolfenbuettel





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