kommunalpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: KoPo-Koordination
Listenarchiv
- From: Ulan <ulan AT gmx.at>
- To: kommunalpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN
- Date: Fri, 25 Sep 2015 01:02:07 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/kommunalpolitik>
- List-id: KoPo-Koordination <kommunalpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Andreas und Lilly,
meine Erfahrung:
Das was Freifunk davon abhält ein Selbstläufer zu werden ist nicht technischer Aufwand, nicht mangelnder Wille von privaten, kommerziellen oder institutionellen Unterstützern, oder nicht ein rechtliches Risiko.
Die Ursache liegt in der *Unsicherheit* es könnte technisch schwierig sein, im *Zweifel* ob Unterstützer zu sein keine Kritik hervorruft und in der *Angst* ein unwägbares rechtliches Risiko einzugehen.
Die Entscheider bei Behörden, Institutionen und in Unternehmen sehen gewaltig die (eingebildeten oder von anderen erfundenen) Risiken - und zugleich dagegen, dass Nichts zu tun oder Andere etwas tun zu lassen für Sie völlig risikofrei ist. Sie glauben, sie könnten kaum was gewinnen aber furchtbar verlieren, schlimmstenfalls ihren Job.
Ich weiß, dass das so ist, denn bei meinen Versuchen, Entscheider von der Richtigkeit einer Entscheidung für Freifunk zu überzeugen, bin ich auf die wildesten Behauptungen und Schreckenszenarien gestoßen: "Einfallstor für Hacker", "Urheberrechtsverletzungen", "Kommunikation Krimineller" "Neutralitätsverletzung gegenüber Kommunikationsunternehmen", "wirtschaftliche Schäden für kommerzielle Hotspotbetreiber" und was dergleichen Quark mehr denkbar ist. Selbst Elektrosmog, Störung von Funktechnik, ja sogar befürchtete Klagen durch Elektrosensitive wurden angeführt. Besonders verärgert haben mich "Anlocken von Jugendlichen und Migranten" an touristischen Orten und an Spielplätzen. Andererseits haben manche auch argumentiert, dass man bei Freifunk ja nicht kontrollieren könne was die anonymen Benutzer da alles runter- und raufladen würden, womit sie zeigten, dass Sie gar kein Netz wollen, das freien Zugang bietet.
Das heißt das Hemmnis sind nicht tatsächliche Probleme sondern die von BILD und Co geprägte Wahrnehmung und mangelndes Wissen.
Erfahrungsgemäß muss erst das Verständnis für ein Netz allgemein erreicht werden, bevor man über "frei" sprechen kann. "Frei" im Sinne von ohne Restriktionen des Inhalts, "frei" im Sinne von für jeden zugänglich, "frei" im Sinne von anonym nutzbar und "frei" im Sinne von unentgeltlich.
Gruß Uwe
On 24.09.2015 21:34, Andreas Rohrmann wrote:
Abend.
Nee, eigentlich muß ich mal wissen, welche Voraussetzungen FreifunkAlso, das ist alles recht einfach :-)
braucht, um entsprechende Änderungsanträge einzubringen.
a) es gibt eigentlich überall Freifunk Gruppen. Warum die in Leipzig sich
zu doof anstellen, ist mir ein Rätsel :-(
Aber es gibt ja noch Jena und Chemnitz bei Euch. Sprich die mal an, die
scheinen einen besseren Eindruck zu machen.
b)
Wichtig für Freifunk ist, dass es Server im Backend gibt, die eine
gewissen Infrastruktur bereitstellen. Ist auch kein Hexenwerk.
c)
Dann braucht man Router, die sind i.d.R. sehr günstig, aber die etwas
teureren haben mehr Leistung. Die Kosten je Router liegen bei ca. 15 EUR
bis 50 EUR.
Es gibt neben den "normalen" Router auch welche, die eher eine
Richtantenne sind, aber trotzdem mit der Freifunk-Software wie einn Router
funktionieren. Mit denen kann man z.B. in der Innenstadt ein gutes Netz
aufbauen.
d)
Neben den Router und dem Server-Backend ist noch eine Freifunk-Software
notwendig. Aber auch das kann ein Freifunker in wenigen Stunden für eine
neue Freifunk-Gruppe aufbauen.
e)
Um Freifunk zu verbreiten, kann einmal die Stadt etwas Geld in die Hand
nehmen. Die können das aber sehr gut mit Sponsoren machen. So z.B. gibt es
die ortlichen Marketing-Vereine, Sparkassen oder Volksbanken. Wenn die
2-5000 EUR locker machen, ist die Sache geritzt.
Auch Vereine wie z.B. Sportverein sind für Freifunk zu begeistern. Es ist
doch cool, wenn der Fußballplatz am WE mit Freifunk den Gästen die
Möglichkeit bietet, immer aktuell die Bundesliga Spiele zu verfolgen.
Jeder Fußballplatz hat schon einen Internetanschluss :-)
Aber Freifunk basiert darauf, dass sich Bürger und die Gewerbe-,
Handwerksbetriebe und der Handel mit beteiligen. Kaffee's, Bistros,
Restaurants nehmen i.d.R. gern Freifunk, da es einfach und immer viel
günstiger als die Kommerziellen.
In Summe kannst Du davon ausgehen, dass die Stadt mit Freifunk viel viel
billiger und besser bedient ist. Der riesige Vorteil ist, dass es eben
wirklich frei ist. Alle anderen kostenlosen WLan-Dinge sind mit PIN,
Handy-Nr hinterlegen oder irgendwie registrieren bzw. Zeit begrenzt.
Für alle die, die jetzt meckern und sagen, das stimmt alles nicht:
Ich bin Freifunker und habe aktuell in den letzten 6 Monaten eine komplett
neue Gruppe für eine große Region mit vielen kleinen und größeren Orten
hochgezogen, die 3 Gateway-Server aufgesetzt sowie die Firmware gebaut,
das Marketing und die Verteilung der Router gemacht. Ich weiß also sehr
genau wovon ich spreche :-)
Und dafür hilft mir die Diskussion durchaus.Vielleicht haben Dir o.g. Worte auch noch etwas weitergeholfen.
Wenn es um die blöde rechtliche Frage zur Rechtsicherheit geht, so kann
ich Dich beruhigen, es gibt soviele Gerichtsurteile für Freifunk, dass man
sich keine Sorgen machen muss. Und man sollte dann mal die Gegner fragen,
wie man in einem so großen Bundesland wie NRW als Land Freifunk
unterstützt und die Landesliegenschaften kostenlos den Freifunkern zur
Verfügung stellt!
Ich habe auch mit einigen Städten gesprochen und auch die Bürgermeistern
lassen sich begeistern, so dass wir nun schon selbst in mehreren Orten gut
vertreten sind und in einem Ort bald die komplette Innenstadt mit Freifunk
ausstatten.
Aber klar, Freifunk steht und fällt mit den Leuten, die dahinter stehen.
Und da finde ich es sehr sehr schade, dass die Freifunker bei Euch den
Schuß nicht gehört haben :-(
Wenn Du noch Fragen hast, kannst Du mich gern fragen, soweit ich es kann,
helfe ich dir gern weiter ;-)
Grüße
Andreas
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, (fortgesetzt)
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, ulan, 23.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, DOS-Pirat sk, 23.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Doris Kroll-Hartge, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Uwe Lancier, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Andreas Rohrmann, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, DOS-Pirat sk, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Norbert Engemaier, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Ute Elisabeth Gabelmann | Stadträtin Piratenpartei, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Norbert Engemaier, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Andreas Rohrmann, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Ulan, 25.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Martin Schön, 25.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, DOS-Pirat sk, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, René Pönitz, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Andreas Rohrmann, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, Martin Schön, 24.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, DOS-Pirat sk, 23.09.2015
- Re: [Kommunalpolitik] Freifunk vs. freies WLAN, ulan, 23.09.2015
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