[Düsseldorf] KV oder nicht KV..

[Dirk <dvh AT piratenpartei-nrw.de>]

Ahoi,

nachdem wir das Thema gestern auf der Crew-Sitzung (Han-Solo) hatten und
ich heute noch ein paar Kilometer Autobahn zum Nachdenken hatte, hier
mal meine Gedanken zu dem Thema:

Zwei Fragen die mir auf den Nägeln brennen:
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- Warum muss ich mich als Befürworter des Status Quo dafür
rechtfertigen, dass ich das Bewährte nicht grundlos gegen eine
unausgegorene Neuregelung tauschen möchte?
Normalerweise sollte sich doch der, der etwas ändern möchte, darum
bemühen andere mit sachlichen Argumenten von seiner Idee zu überzeugen.
Vielleicht ist das ja Einbildung, aber so kommt vieles was ich zu dem
Thema so lesen durfte bei mir an.

- Warum habe ich, bis auf sehr abstrakte Allgemeinplätze wie "ich möchte
das wir uns in Düsseldorf organisieren" oder das altbekannte "nur so
kommen wir an die Mitgliederdaten heran und können die lokalen Piraten
ansprechen", noch nie eine sachliche kompakte und vor allem konkrete
Beschreibung der Gründe die einen KV unvermeidlich machen gehört?
Mal ehrlich, wenn jemand versucht mit allen Mittel möglichst schnell
etwas durchzudrücken, das eine deutliche Änderung des Status Quo für
alle darstellt, ohne sich die Mühe zu machen sachlich und argumentativ
zu einem möglichst viele einfangenden Konsens zu kommen, dann muss er
sich nicht wundern, wenn er mit allen möglichen Verdächtigungen und
Unterstellungen überhäuft wird. Bin ich der einzige der da Parallelen zu
dem Vorgehen beliebiger Regierungsvertreter der letzten Jahre sieht?
Ich kann für mich absolut nicht sagen, dass ich mich nicht auch zu einem
KV Freund entwickeln könnte, wenn mir mal jemand ganz konkret sagt...
    - Was soll er tun?
    - Warum geht das nur mit einem KV und nicht evtl. mit einer AG oder
einfach mit den Crews?
    - Was sind die Nachteile und wie kann man die evtl. ausgleichen oder
beheben?
Dann sollte man das ergebnisoffen diskutieren.
Aber das tut niemand und das ist aus meiner Sicht das Hauptproblem und
damit kommen wir zum nächsten Punkt...

Was mich an der ganzen Geschichte am meisten nervt
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Ich bin Pirat geworden, weil ich zu der Überzeugung gekommen bin, dass
wir unsere Demokratie dringend reformieren müssen um sie zu erhalten. Um
ein Haar hätte ich mich, statt einer Partei beizutreten, der ständig
wachsenden Fraktion der Nichtwähler angeschlossen, weil mich der
korrupte, hierarchische und wesentlich weniger an Sachfragen als an
Macht und Geld interessierte Apparat der s. g. etablierten Parteien
abgeschreckt hat.
Weil Politiker für mich mehr ein Schimpfwort als eine Berufsbezeichnung
ist und weil ich nur in einer möglichst direkten Beteiligung aller an
Entscheidungen, die sie betreffen, einen Weg sehe unser Land aus den
Fängen dieses erstarrten und auf sich selbst fixierten Apparats zu befreien.
Bei den Piraten war alles anders. Hier gab es mehr notgedrungen als
zelebriert einen Landesvorstand und danach nichts mehr. Jeder konnte
mitmachen wo und wie er wollte, die ganzen Wichtigtuer, die die anderen
Parteien so unerträglich machen, schien es nicht zu geben.
Statt dessen traf ich auf eine Truppe höchst unterschiedlicher,
motivierter, netter Leute, die, so dachte ich, durch die gemeinsame
Vision von einer Entmachtung der Politiker und einer stärkere Kontrolle
des Systems geeint, gemeinsam nach einem neuen Weg suchen wollten.
Tja, das war vor einem Jahr.
Heute lese, sehe und höre ich täglich, live und in Farbe was ich den
anderen Parteien immer unterstellt habe. Strukturen und Organisation
sollen eine Einigkeit erzwingen, die ganz offensichtlich nicht vorhanden
ist und, wie ich finde, so schnell auch gar nicht vorhanden sein kann.
Viele von denen, die das Wachstum der Partei im letzten Jahr ausgemacht
haben, haben eine Vorgeschichte und sich selbst schon in die eine oder
andere etablierte politische Schublade links oder rechts zu den roten
gelben schwarzen oder grünen Socken oder sonst wo hin einsortiert.
Natürlich führt das auch zu dem Effekt, dass man hier und da jemandem
gegenüber steht und sich instinktiv fragt wieso der in der selben Partei
ist wie man selbst.
Die Antwort darauf findet man aber nicht in dem man versucht möglichst
viele Zäune durch die Partei zu ziehen und durch Abgrenzung vom evtl.
ungeliebtem Landesvorstand oder durch Bevormundung der evtl. ungeliebten
Nachbar-Crew kleine Königreiche zu schaffen in denen man dann ganz für
sich  autonom und wichtig sein darf, sondern nur durch Dialog mit "den
anderen" und dem Besinnen auf gemeinsame Ziele. Und vielleicht ist man
sich dann auch irgendwann einig, das ein KV, oder was auch immer, dass
richtige ist um gemeinsam weiterzukommen.
So wie es im Moment läuft, werden wir keinen einzigen zusätzlichen
Piraten gewinnen, oder aus einem passiven einen aktiven machen. Was wir
erreichen werden ist, dass ein Haufen aktiver keine Lust mehr haben wird .

Hier ein paar kleine Haken und Ösen die diese schöne neue Welt für mich
ganz konkret haben würde
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Ich wohne in Neuss. Das ist aber auch schon genau alles was ich mit
dieser Stadt zu tun habe und das auch nur, weil es die schönste Wohnung
im Süden von D war. Früher habe ich in DDorf gearbeitet, meine Freunde
wohne da, mein Fitnessstudio ist da, mein Friseur, .... und natürlich
bin ich auch in Düsseldorf in einer Crew. Bei einem KV Düsseldorf wäre
ich in meiner gefühlten Heimatstadt nur noch Pirat 2. Klasse, der weder
Stimmrecht hätte, noch sonst zu irgendwas berechtig wäre. Nur ein
tragisches Einzelschicksal? Der Düsseldorfer Direktkandidat für den
Wahlkreis 42 ist Ratinger....

Mein Fazit
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Wenn sich diejenigen durchsetzen sollten, die lieber von einem tönernen
KV Tron Einigkeit verordnen wollen, statt sie durch Überzeugungsarbeit
zu erreichen, werde ich den Landesverband NRW verlassen und mein Glück
als freier Bundespirat versuchen (wenn sowas geht...). Wer weiß,
vielleicht bin ich ja nicht der einzige und wir gründen die AG der
kreisfreien Piraten Düsseldorf ;)

Wer das Thema mit mir diskutieren möchte, findet mich auf dem
Crews-Treffen am Do. im Kolpinghaus. Für einen ausufernden Mailthread
fehlt mir leider die Zeit.

Viele Grüße
Dirk