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brb-wahlkampf - Re: [Brb-wahlkampf] [Brandenburg] Weitere Themenplakate in Kleinauflagen

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Betreff: Brb-wahlkampf mailing list

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Re: [Brb-wahlkampf] [Brandenburg] Weitere Themenplakate in Kleinauflagen


Chronologisch Thread 
  • From: jp AT left-zeit.de
  • To: Thomas Langen <t.langen AT piratenbrandenburg.de>
  • Cc: AG Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Piratenpartei Brandenburg <brb-ag-presse AT lists.piratenpartei.de>, brb-wahlkampf AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Brb-wahlkampf] [Brandenburg] Weitere Themenplakate in Kleinauflagen
  • Date: Sun, 17 Aug 2014 13:22:20 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/brb-wahlkampf>
  • List-id: <brb-wahlkampf.lists.piratenpartei.de>

Jörg Preisendörfer · PolGF PP LV BB
Schreibtisch, am 17. August 2014




Lieber Thomas:

Zitat von Thomas Langen <t.langen AT piratenbrandenburg.de>:

"Ticketfrei für alle" entspricht in dieser Verkürzung nicht
unserer Programmlage. Wir setzen uns für eine Prüfung eines
fahrscheinlosen ÖPNVs ein; beschlossene Sache ist er nicht:
https://www.piratenpartei.de/politik/lebenswerte-umwelt/bauen-und-verkehr/



Gleich der erste Satz dort heißt:

"Die Piratenpartei ist davon überzeugt, dass ein fahrscheinfreier
ÖPNV nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für die
Wirtschaft langfristig einen Gewinn darstellt."

Und warum würden wir einen fahrscheinlosen ÖPNV prüfen wollen, wenn
wir an seiner Einführung nicht interessiert wären?


Im zweiten Abschnitt heißt es: "Die Piratenpartei fordert eine Analyse
der Machbarkeit eines fahrscheinfreien ÖPNVs. Wir setzen uns dafür
ein, zunächst ein oder mehrere Pilotprojekte umzusetzen, die
wissenschaftlich begleitet werden sollen." etc.pp.

Es geht zunächst nur um die Machbarkeit, nicht um die unmittelbare
Umsetzung, wie das Plakat mE suggeriert. Natürlich läßt die Verkürzung
"Ticketfrei für alle" Interpretationsspielraum, aber im Sinne der
Aufrichtigkeit plädiere ich für Slogans, die wir auch wirklich so
umsetzen wollen.

Das sollten sich die Jungs vom SV P mal äußern!? Uwe? Jan?



Was mir noch auffällt, ist, daß der Zug wohl eher ein TGV oder sonst
was für lange Schnellstrecken ist, jedenfalls nichts, was mit
regionalem Verkehr verbunden wird.

Der Zug ist "Potsdams Next-Generation-Tram" (Uwe Kaminski).

Und das Verkehrsschild "H" gibt's nur bei ÖPNV im Straßenland (StVO, Zeichen # 224). Nach der deutschen Rechtssystematik gibt es auch nur dort "Haltestellen". Das Vergleichbare bei der Deutschen Bahn heißt "Bahnhof" oder "Haltepunkt". (Kein Witz.)

Ursprünglich stammt die Illustration des Zuges aus der Sächsischen Wahlkampagne, wo sie eine "Magnetschwebebahn nach Prag" (eine Kontrastsuggestion -- nicht *wirklich* politisch gewollt) darstellt. Da würde aber ohne Plakattext wahrscheinlich auch kaum einer drauf kommen.



Den Raketenwald (so wirken die Turmspitzen) verstehe ich als
Kulturbeitrag nicht.

Tatsächlich hat die Potsdamer Partei (oder Wählervereinigung?)
"Die Andere" in einem der vergangenen Wahlkämpfe plakativ den Turm
der Garnisonkirche auf eine Raketenabschussrampe montiert.

Ist ja auch nicht so abwegig, kennt man die Geschichte dieser Kirche.
Nur - was hat die mit Kultur zu tun?

Ich muss hier unironisch und unsarkastisch passen, weil ich nicht darauf komme, woher die Forderung nach dem Kulturbezug kommt?



Bildet das Kalottenmodell Tetrahydrocannabinol oder ein anderes
Cannabinoid ab?

Nein, wie in meiner eMail notiert, stellt das Kalottenmodell eine
Variante des MDMA-Moleküls dar (dem klassischen und im Idealfall
einzigen Wirkstoff in Ecstacy-Tabletten); genau genommen das
eigentlich psychoaktive R-Enantiomer des MDMAs.

[...]

Ich ziehe meinen Einspruch zurück - Sucht hat mit Ecstacy sicherlich
viel mehr zu tun als mit Cannabis.

Das ist tatsächlich ein interessanter Aspekt, denn viele Nutzer*innen von MDMA kennen wahrscheinlich den Effekt, nach der Nutzung von MDMA kein Interesse an anderen psychoaktiven Substanzen zu verspüren -- nicht einmal an Kaffee oder Nikotin. Ein Strang der Diskussion um MDMA befasst sich deshalb auch mit seinem Einsatz beim Entzug von deutlich schädlicheren psychoaktiven Stoffen.



Die Distel als Symbolbild für den widerspenstigen Wähler (?)
erschließt sich nicht sofort - wirkt sie verstärkend?

Deine Assoziation mit "Widerspenstigkeit" hat doch gut
funktioniert, oder?

Wappenspruch der Stadt Nancy, die die Distel im Wappen führt: "Qui
s?y frotte s?y pique" ("Wer sich daran reibt, sticht sich daran").

Ein wichtiger Aspekt ist, dass Kommunikation etwas anderes ist als
Verständlichkeit oder Lesbarkeit. Plakate sind wie Romane ein
Werkzeug zur Erzeugung von Interpretationen, mit denen sich die
Empfänger beschäftigen. Das Ziel ist nicht, unspielerische,
unsinnliche und deshalb letztlich unsouveräne Plakate zu entwerfen.
Das Analog dieses Problems auf der Bühne nenne ich immer
"sozialdemokratisches Erziehungstheater": Das Ergebnis des
Anspruchs, alles stets objektiv nachprüfbar und widerspruchsfrei
vorzukauen, führt zu einem völlig uninteressanten kommunikativen
Akt.

Auch die oft gehörte Forderung, ein Plakat müsse "beim schnellen
Vorbeifahren" verständlich sein, greift nicht, da *nichts*, was auf
ein Plakat im Format A1 gedruckt ist, die Forderung erfüllt, "beim
schnellen Vorbeifahren" verständlich zu sein. Selbst bei
Fahrrad-Geschwindigkeit sind Plakate im Format A1 im üblichen
Abstand zur Straße meist kaum noch zu erkennen. Damit die
Winkelgeschwindikeit so weit abnimmt, dass die Plakate theoretisch
lesbar bleiben würden, müssten sie so weit von der Straße entfernt
aufgehängt werden, dass sie wiederum zu klein wären, um selbst bei
Stillstand überhaupt noch gelesen werden zu können.



Diese Theorie in allen Ehren (meine ich ernst), aber Disteln
assoziieren bei den Wenigsten positive Assoziationen (ich finde ihr
Blüten sehr schön), und auch zur Selbsidentifikation dienen sie mE nur
bedingt. Sind WIR DIE WÄHLER Stachel im Fleisch der Politik (und damit
im Prinzip nicht selbst in der Verantwortung), oder wollen wir die
bürgerferne Politik demokratisieren?

Eigentlich sehen wir basisdemokratische Elemente als Mittel an, um die Differenz zwischen "Politik" und "Bürgern" zu verkleinern. ("Die da oben, wir hier unten".)



Und wer den Escher-Würfel in unserer 3-D Welt drucken kann, der
ist geistig auf einer ganz anderen Ebene als einer Brandenburger
Schule angemessen.

:-)) Zunächst einmal enthält dieses Plakat eine Illustration und
keinen realen Würfel.

Es können aber Objekte real hergestellt werden, die aus einer
bestimmten Perspektive wie "unmögliche Würfel" aussehen:

*
https://en.wikipedia.org/wiki/File:Impossible_cube_different_angle.png

Die Illustration wurde aber gewählt, um zu irritieren, um mit dem
Thema "Dreidimensionalität" zu spielen und um mit einer der
üblichen Bauformen von 3D-Druckern zu assoziieren.


Wie Du meinst; paßt zu Deiner obigen Plakattheorie.

Die Bescheidenheit gebietet den Hinweis, dass ich einen zentralen Gedanken aus einer Arbeit Umberto Ecos (außer Schriftsteller zuerst und vor allem universitärer Semiotiker) zitiert habe. ;-)


Natürlich weißt Du, daß der verlinkte Körper nicht der assoziierte ist. Wenn außer mir keiner meckert, ist's ok.

Doch, es gibt Rückfragen. Aber genau sie zeigen m.E., dass das Plakat funktioniert. :-)


Herzlichst:
-- Jörg






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