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ag-waffenrecht - [Ag-waffenrecht] Sonstiges Material zur Information

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

[Ag-waffenrecht] Sonstiges Material zur Information


Chronologisch Thread 
  • From: tomalavr AT aol.com
  • To: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ag-waffenrecht] Sonstiges Material zur Information
  • Date: Tue, 24 Apr 2012 05:38:05 -0400 (EDT)
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

ich habe mal oberflächlich die PKSen von 1953 bis 2010 ausgewertet.
Das Resultat ist im Anhang zu dieser Mail zu finden.

Die PKSen auszuwerten war recht mühsam, weil über die Jahre hinweg einige Veränderungen bezüglich der Auswertungen vorgenommen wurden.
Dazu kommt, dass die PKSen in den letzten 10 Jahren deutlich bunter, aber auch verwirrender geworden ist.

Mein Ansatz war zunächst die Gesamtzahl der Strafdelikte in Abhängigkeit vom Erhebungsjahr auszuwerten. Diesen Zahlen sind Absolutwerte
und einfach nachzuvollziehen. Erschreckend ist dabei wie sehr die Kriminalität seit 1953 angestiegen ist.
Hierbei muss man auch berücksichtigen, dass es in den 50ern und 60ern noch einige Strafdelikte gab die es heute nicht mehr gibt
(Kuppelei, Homosexualität, Abtreibung...). Dafür sind in den letzen 10 bis 20 Jahren neue Delikte aus dem Bereich der Computerkriminalität hinzugekommen.

Im zweiten Ansatz habe ich versucht die Schusswaffenkriminalität auszuwerten. Diese ist leider nicht eindeutig auszuwerten, da bis in die 60er Jahre Feuerwaffen
bei Straftätern erfasst wurden auch wenn diese nicht bei den Straftaten nicht verwendet wurden. Diese Waffen wurden erfasst, wenn der Täter sie ggf. sogar berechtigt
nur bei sich führte. Eine weitere Besonderheit der Feuerwaffenkriminalität in den frühen Jahren der PKS war die Tatsache, dass diese unter Diebstählen von
Sprengstoffen, Munition und Feuerwaffen subsummiert wurden. Diese hat sich seit den 70er und 80er Jahren deutlich geändert. Ab diesem Zeitraum wurden
Sprengstoff- und Munitionsdiebstähle entweder nicht mehr registriert oder aber es wurde nichts mehr gestohlen. Dafür wurden Delikte gegen das KWKG aufgenommen.

Also habe ich im nächsten Ansatz die Toten im Zusammenhang mit Schusswaffendelikten ausgewertet. In den frühen Jahren der Statistik waren diese Zahlen auch relativ
leicht zu ermitteln. Ab den späten 60ern wurde das zunehmend komplizietrer, weil die einzelnen Delikte weiter aufgeschlüsselt wurden und ich mir die Zahlen zusammensuchen
und aufsummieren musste. Hier könnten sich Fehler eingeschlichen haben.

Als Besonderheit haben wir in der PKS eine Lücke bezüglich der Feuerwaffendelikte insbesondere der Toten durch Schusswaffengebrauch. Diese Lücke resultiert daraus, dass
1962 beschlossen wurde diese Zahlen nicht mehr gesondert zu erfassen, da hierin offenbar eine zu geringe Relevanz erkannt wurde.

<ZITAT>
Nachdem sich in den Jahren 1953 bis 1962 gezeigt hat, daß eine Registrierung derjenigen Straftaten, bei deren Begehung die Täter Feuerwaffen mit sich gefüIhrt oder verwendet haben,
keine wesentlichen Erkenntnisse erbrachte, erfolgt im Zuge der Neuordnung der Polizeilichen Internationalist ab 1.1.1963 die Erfassung solcher Fälle nicht mehr.
</ZITAT>

Stattdessen wurde die Benutzung von Kfzen als Tatmittel gesondert ausgewiesen.

Zunächst kamen mir bestimmte sprunghafte Entwicklungen unplausibel vor. Bei genauerem nachdenken und nachdem ich ein Diagramm erstellt hatte wurden die Zusammenhänge
klarer.

Im Bild im Anhang habe ich nun als blaue Linie die Entwicklung der gesamten Kriminalität in Abhängigkeit vom Erfassungsjahr eingetragen.
Als rote Balken sind die Toten durch Schusswaffengebrauch in Abhängigkeit vom Erfassungsjahr eingetragen.

Interessant ist der rasante Anstieg der Toten durch Schusswaffen in den 70ern.
Bemerkenswert scheint mir die Abkoppelung der Waffentoten von der gesamten Kriminalität zu sein. Während die gesamte Kriminalität einen gleichförmig ansteigt,
verdoppelt sich die Anzahl der Totedsfälle durch Schusswaffen.
Hier scheint mir ein ähnlicher Effekt wie in GB vorzuliegen. Nachdem in GB der
Besitz von Waffen weitestgehend verboten wurde (gun ban) stiegen die Schusswaffendelikte dort auch stark an um in den vergangenen Jahren wieder etwas abzusinken.

Eine weitere Spitze ist in den frühen 90ern zu erkennen. Diese Spitze verläuft mit der allgemeinen Kriminalitätsentwicklung gekoppelt. D.H. nicht nur bei den Waffentoten
gibt es eine Spitze sondern auch in der Anzahl der Kriminaldelikte insgesamt.
Diese Spitze lässt sich plausibel durch die Wiedervereinigung erklären. Denn hier muss nun die allgemeine Kriminalität der Neuen Länder berücksichtigt werden.
Da zu Zeiten DDR der private Waffenbesitz verboten war scheint der Anstieg der Schusswaffentoten zunächst unplausibel. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden,
dass mit der Einführung der D-Mark ind den russischen Garnisonen offenbar ein blühender Waffenhandel betrieben wurde.
Seit dieser Zeit hat sich der Verlauf allgemeinen Krimnialität auf einen stabilen Wert mit leichter Tendenz zu abhemenden Werten eingependelt.
Die Waffenkriminalität und hier insbesondere die Toten durch Schusswaffen sind dramatisch gefallen. Bis 2010 haben wir hier einen Stand erreicht, der zuletzt in den
späten 50er Jahren zu beobachten war.

Als Fazit bleibt festzustellen, dass wir seit 1953 eine dramatsiche Zunahme der Kriminalitätsrate von knapp 1.5 Millionen auf heute nahezu 6,5 Millionen Strafdelikten
zu verzeichnen haben.
Gleichzeitig haben wir aber in Bezug zu den Toten durch Schusswaffen heute nahezu den gleichen Stand wie 1960/1961.

Da stellt sich die Frage, wieso Medien und Politik eine solche Panik verbreiten?


Datenquelle: PKS der Jahre 1953 bis 2010

Grüße
Volker










Attachment: PKS_1953-2010.pdf
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