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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss


Chronologisch Thread 
  • From: Pirat Schlickschlurfer <pirat-schlickschlurfer AT mail.ru>
  • To: Johannes Nix <johannes.nix AT gmx.net>
  • Cc: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss
  • Date: Mon, 01 Oct 2012 20:11:13 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Moin,

Fahrzeugbau hatte ich nicht angesprochen, war auch nicht ansatzweise
gemeint. Gemeint waren aber Metallverarbeitende Betriebe, wobei ich
sicher nicht an die krassen Beispiele wie z.B. Gießereien, gar
Aluminiumhütten gedacht habe.
Findest du es nicht schon ganz schön heftig, wenn die gesamten
Herstellkosten eines Produktes zu 10% aus Energiekosten bestehen?
Von den Gemeinkosten großer Betriebe für den "Wasserkopf" für PC's,
Bürobeleuchtung etc. sprechen wir noch gar nicht.
Für große Unternehmen ist Energie schon ein wesentlicher Kostenfaktor.

Was Zollgebühren für Importprodukte betrifft bin ich grundsätzlich
skeptisch, denn auch das ist gängige Wirtschaftstheorie, dass
Protektionismus jeglicher Art Handelspartnern schadet anstatt sie voran
zu bringen, gilt wohl für Deutschland mehr als für jedes andere Land.
Verhängen wir Einfuhrzölle auf irgendetwas, wird der Handelspartner dies
ebenfalls tun, das Nachsehen hat in jedem Fall Deutschland.

Nicht in Frage stellen möchte ich, dass dringend Handlungsbedarf besteht
und schnellstens alternative Energiequellen wettbewerbsfähig gemacht
werden müssen, dafür sind Gelder bereit zu stellen und der Ausbau zu
fördern, solange wir aber noch nichts haben, bzw. die Erzeugung von
Strom aus diesen Quellen signifikant teurer ist als z.B. Strom aus
Kohlekraftwerken, sollten wir auf die fossilen Energieträger nicht
verzichten.
Alternativ könnte man prüfen ob es nicht möglich ist günstig Strom zu
importieren? Einst bot Norwegen uns Strom aus Wasserkraft zu
Spottpreisen an. Wurde von der Politik blockiert.

Grüße



Am 29.09.2012 14:10, schrieb Johannes Nix:
> Hallo,
>
> Am Sat, 29 Sep 2012 11:01:02 +0200
> schrieb Pirat Schlickschlurfer <pirat-schlickschlurfer AT mail.ru>:
>
>> Du brauchst preisgünstig verfügbare Energie - und zwar unbedingt.
>> Viele Firmen - und damit das wirtschaftliche Rückgrad unserer
>> Gesellschaft - sind nunmal sehr energieintensive Betriebe.
>> In den meisten Fällen lässt sich das auch nicht mal eben durch ein
>> paar Energiesparlampen nennenswert ändern.
>> Ich spreche nicht von den Stahlbuden im Ruhrpott, sondern von ganz
>> normalen Industriebetrieben mit großen Werkshallen in denen z.B.
>> Pulveranlagen, Bandsägen, Plasmabrenner oder Schweißstraßen stehen -
>> Industriebetriebe halt.
> Die Anteile der Energiekosten hatten wir schon erwähnt bei
> der Diskussion um die Faktormächtigkeit der Energie.
>
> Im Handwerk sind die Kosten so um 5 %, siehe hier:
> http://www.umweltschutz-bw.de/?lvl=5999
>
> Beim durchschnittlichen Kostenanteil beziehe mich auf diesen Artikel,
> der auch im Energiesteuer-Antrag
> angegeben ist:
>
> Jürgen Grahl, Reiner Kümmel: Produktionsfaktor Energie - Der stille
> Riese, Energie & Zukunft, Ausgabe 1, Aachen, 2006, S. 4 - 23.
> http://www.umsteuern-mit-energiesteuern.de/pdf/produktionsfaktor_energie.pdf
>
> Demnach erreicht der Anteil der Energiekosten auch bei
> Industriebetrieben normalerweise bei weitem nicht den
> Anteil der Arbeitskosten. Für den Energiekostenanteil
> der Unternehmen mit der höchsten Energieintensität, wie
> Aluminiumhütten, hat Gunnar beim Energiecamp den Wert
> von 25 % angegeben, mehr nicht.
>
>
> Diese - vielleicht lesenswerte - Bericht der Bundesregierung
> nennt hingegen für die Industrie nur Kostenanteile zwischen 1 %T und 10
> %:
>
> http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/B/bericht-der-bundesregierung-zur-oel-und-gasmarktstrategie,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf
>
> Man sieht auf Seite 25 auch deutlich, dass Metallerzeugung,
> Papierproduktion und Bergbau die höchsten Energiekostenanteile
> haben - das heißt ganz klar, bei niedrigen Energiekosten wird
> es billiger, Stoffe bergmännisch oder durch Neuproduktion
> zu gewinnen, als Altmaterial zu recyclen.
>
>> Steigen dort die Energiekosten, werden auch die Endprodukte relevant
>> teurer, da Energie ein wesentliches Produktionsmittel ist, das in der
>> Fertigung eingesetzt wurde, diese Teuerung ist allerdings angesichts
>> des harten Wettbewerbs auf dem Weltmarkt nicht akzeptabel.
> Deswegen sieht das detailliertere Konzept zur Energiesteuer
> vor, dass Steueranteile beim Export erstattet werden können,
> damit die Wettbewerbsfähigkeit nicht gefährdet wird.
> Umgekehrt ist es sinnvoll, dann sehr energieintensive
> Grundstoffe wie Zement oder Stahl bei der Einfuhr zu besteuern.
> Im Binnenmarkt ist das nicht nötig, da die Besteuerung bzw.
> jede Verteuerung von Energie die Rahmenbedingungen für
> alle Marktteilnehmer zugleich ändert. Es ist auch nicht nötig
> bei üblichen Energiekostenanteilen von rund 5 %.
>
> Kraß niedrig ist der Kostenanteil hingegen mit um 1 %
> beim von dir genannten Fahrzeugbau...
>
>> Es ist schon heute schwer genug den Kollegen beizubringen dass es
>> tariflich wieder mal nur Inflationsausgleich gibt (wenn überhaupt)
>> weil wir die Kosten drücken müssen - jetzt aber von Seiten der
>> Politik der Kostendruck auf die Betriebe noch erhöht wird.
> Das ist, finde ich, jetzt aber ein bißchen Wirtschaftsmimimi.
> Die deutsche Industrie steht im internationalen Vergleich
> extrem gut da, unter anderem da konsequent Lohnkosten
> gesenkt wurden - wie Du richtig sagst, nicht zuletzt auf
> Kosten der Reallöhne. Wenn man die Energiekosten etwas erhöht,
> wird das die nationale Industrie nicht gleich umhauen.
>
> Viel gefährlicher wird es, wenn man gar nichts macht,
> den notwendigen Strukturwandel wegen der Verknappung der
> Fossilen verpaßt und die Autoindustrie dann feststellt,
> dass bei den irgendwann sich einstellenden Preisen von
> deutlich über 2 oder 3 Euro niemand mehr ein neues Auto
> kaufen will - nicht zuletzt weil die Gebrauchtwagenpreise
> dann vorhersehbarerweise ins Bodenlose stürzen. Deutliche Ansätze zu
> dieser Entwicklung hatten wir schon 2008. Momentan haben wir
> schon Ölpreisspitzen, wenn in der Nordsee mal ein paar
> Bohrinseln gewartet werden, da kannst Du dir überlegen
> wie es aussieht wenn es wirklich zu einem Krieg
> zwischen Israel und Iran kommt.
>
>> Kurz: Energie muss preisgünstig zur Verfügung stehen. Es ist wie die
>> quadratur des Kreises, aber wenns einfach wäre hätten die anderen es
>> ja schon gemacht ^^
> Da müßte man mal anfangen bei der Fairness der Kostenverteilung.
> Haushalte und Handwerk bezahlen wesentlich höhere Strompreise
> als die Industrie. Mit der Wettbewerbsfähigkeit kann man das
> nicht gut begründen, da nach herrschender Wirtschaftslehre
> jede Quersubventionierung zu Fehlallozierungen führt.
>
> Ich sehe die Ursache ganz einfach daran, dass die Industrie politisch
> an weit längeren Hebeln sitzt. Aber auch das kann man nicht
> über einen Kamm scheren. Wer ein bißchen in seinem Gedächtnis
> kramt, wird sich erinnern, dass es in den Monaten kurz nach
> Fukushima und vor der Merkel-Energiewende massive Konflikte
> in der Deutschen Industrie gab. Viele Unternehmen und Verbände
> wie der VDMA haben längst begriffen, dass Effizienz in Zukunft
> ein Wettbewerbsfaktor ist, und zwar genau deswegen weil
> Energie so oder so teurer wird.
>
> Politisch niedrigere Energiepreise zu fordern ist außerdem
> ein wenig wie zu fordern, dass Gold billiger wird. Die
> Marktpreise kann man nicht politisch nach unten beeinflussen,
> das einzige was man kann ist subventionieren und hoffen, dass
> derjenige, der's bezahlt es nicht merkt.
>
> Viele Grüße.
>
> Johannes
>
>>
>> Am 28.09.2012 22:45, schrieb Johannes Nix:
>>> Am Thu, 27 Sep 2012 13:30:05 +0200
>>> schrieb "Moritz Richter" <mmarichter AT aol.com>:
>>>
>>>> „Dazu zählt eine preisgünstige Verfügbarkeit von Energie, denn
>>>> damit ist die Ressourcenschonung durch Kreislaufwirtschaft
>>>> möglich.“
>>>>
>>>>
>>>>
>>>> kann mal bitte jemand den Satz mit der preisgünstigen Energie so
>>>> formulieren, dass er Sinn macht und das im Schulterschlussantrag
>>>> ändern?
>>> Ich bin ebenfalls deutlich dafür, diesen Satz herauszunehmen.
>>> Die Ressourcenschonung ist die Zielsetzung, über die wohl
>>> Einigkeit besteht. Preisgünstig verfügbare Energie kann
>>> vielleicht in Einzelfällen helfen, geht aber in vielen
>>> anderen Fällen eher mit einer Erhöhung des Resourcenverbrauchs
>>> einher.
>>>
>>> Es ist zwar richtig, dass Energieträger wie Wind- und Solarenergie
>>> in sehr absehbarer Zeit die Kostenkurve der fossilen Energieträger
>>> schneiden werden und diesen dann auch wirtschaftlich allmählich
>>> das Wasser abgraben werden - siehe Stichwort "Solar Grid Parity".
>>>
>>> Solange das aber nicht der Fall ist, bedeutet eine Forderung
>>> nach günstigerer Energie letztlich nur eine Verlängerung
>>> des Elends.
>>>
>>> Wie wäre die folgende Formel:
>>>
>>> "Wir befürworten eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft
>>> und Maßnahmen, welche das Erreichen der ökonomische Parität der
>>> erneuerbaren Energieträger mit nicht nachhaltigen Energieträgern
>>> beschleunigen".
>>>
>>> Können wir damit übereinkommen?
>>>
>>> Viele Grüße,
>>>
>>> Johannes
>>>
>
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