ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Ag-umwelt mailing list
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- From: Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
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- Subject: Re: [Ag-umwelt] [Sozialpiraten] In die Hände spucken
- Date: Sun, 30 Sep 2012 10:03:10 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Lieber Mathelehrer,
vielleicht kannst Du bei folgender Aufgabe helfen.
David Rutledge (2011) Estimating long-term world coal production with logit and probit transforms, Kapitel 2: Theorie
http://www.its.caltech.edu/~rutledge/DavidRutledgeCoalGeology.pdf
Man nehme eine Sigmoid-Funktion, z.B. die logistische Wachstumskurve oder das Integral der Normalverteilung als Maß der kumulierten Produktion von endlichen Energierohstoffen. Das wird nun abgeleitet, um die Förderrate zu bestimmen, d.h. der Leistung = Energie/Zeit, die dem ökonomischen Prozess zur Verfügung steht.
Des Weiteren wird diese Kurve korrigiert, um den abnehmenden Erntefaktor zu berücksichtigen, d.h. man muss das Abziehen, was für die Energiegewinnung selbst benötigt wird (http://www.silverdoctors.com/wp-content/uploads/2012/07/THE-FALLIN-EROI.gif) weil nur die Nettoenergie von Nutzen ist. Das ist die effektiv verfügbare Energie, die man für den Betrieb von Mähdreschern, Krankenwagen, Tunnelbohrmaschinen, Schulgebäuden, Wolldeckenfabriken etc. benötigt.
Das Ergebnis ist auf einer pro-Kopf-Basis darzustellen, d.h. man teilt die globale Verfügbarkeit von Erdöl (ca. 40% des weltweiten Energiebedarf wird durch Mineralöl gedeckt, aber auch Erdgas und Kohle zeigen ein ähnliches Glockenkurven-Verhalten) durch die Bevölkerung, d.h. im ersten Ansatz durch eine exponentiell wachsende Kurve.
Heraus kommt dann das sogenannte "Seneca Cliff", wenn man sich treiben lässt und keine Gegenmaßnahmen rechtzeitig einleitet. Frage 1: Wie groß ist die Steigung der Klippe nach dem Gipfelsturm - wie schnell geht es also runter?
Frage 2: Angesichts der hohen Produktionselastizität der Energie (der Faktor liegt bei 0,5 - das ist aber eine dynamische Größe, die sich mittelfristig verändern kann, siehe http://www.umsteuern-mit-energiesteuern.de/pdf/produktionsfaktor_energie.pdf) wie wird sich das BIP entwicklen und wie soll bei reduziertem allgemeinen materiellen Wohlstand der Sozialstaat noch genügend Befürworter finden? Oder brauchen wir keinen Sozialstaat mehr, weil Arbeitslosigkeit im Land der fehlenden Energiesklaven kein Thema mehr ist: Auf zum Ernteeinsatz, um den Mähdrescher zu schieben oder mit Spitzhacke und Schippe Eisenbahnlinien bauen - das hat im Wilden Westen vor 150 Jahren auch geklappt.
Gruß,
Gunnar
Zechprellerei Peters schrieb:
So Gunnar,- mein kleiner Infiltrator-, nun putz' Dir den Mund ab - und--
dann: Huch huch, zurück zu den GRÜNEN.
Gruss
Harry
P.S.: Ich bin sehr gut in Analysis, denn ich habe Mathematik studiert.
Entsprechend kann ich auch sehr gut berechnen wieviel Erzengel auf eine
Nadelspitze passen - nur Erzengel gibt es nicht und deshalb erspar' ich
mir das Rechnen. Wir hatten das,- gkaub' ich-, schon mal mit deren
Flügelspannweite durchgehechelt. Bis Du vergesslich und möchtest nun
erneut Deine Haluzinationen als Rechenproblem verkaufen?
----- Original Message ----- From: "Gunnar Kaestle"
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Sent: Friday, September 28, 2012 11:52 PM
Subject: [Sozialpiraten] In die Hände spucken (was: LQFB: Antrag
Schulterschluss)
Harry,
Hirsch hat's in seinem Report recht deutlich geschrieben und er ist
nicht der einzige, der darauf hinweist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hirsch-Report
"As peaking is approached, liquid fuel prices and price volatility
will increase dramatically, and, without timely mitigation, the
economic, social, and political costs will be unprecedented." (S. 4)
http://www.netl.doe.gov/publications/others/pdf/Oil_Peaking_NETL.pdf
Sprich: Momentan kann sich eine Gesellschaft leisten, eine Prozent an
nutzlosem Gesocks wie dich und mich durchzufüttern, die mehr Zeit vor
dem Rechner verbringen, als bei Ernteeinsatz zu helfen oder
anderweitig das BSP steigern.
Wenn das ganze System aufgrund fehlender Gegenmaßnahmen dummerweise
zusammenbröselt (ein Beispiel ist Cuba in den 90ern: das ging noch so
halbwegs, aber der fehlende Ölimport hat die Insel hart getroffen)
dann kann ich mir vorstellen, dass im Zweifel die soziale
Großzügigkeit auch etwas knapper interpretiert wird. Drum sollte man
jetzt eher in die richtigen Dinge investieren, auch wenn es
Konsumverzicht an der ein oder anderen Stelle bedeutet, weil ggf. in
10 Jahren gar nicht mehr darum geht, den Gürtel ein Loch enger zu
schnallen. Wenn's dumm läuft ist in 10 Jahren weder ein Gürtel noch
eine Hose da, sondern im pessimistischen Szenario stehen wir da bis
auf die Unterhose ausgezogen. Kannst Du Dich noch an die Panik von
2008/2009 erinnern?
"Forget Lehman Brothers. There is something bigger going on. Here's a
clue. Soaring oil prices caused four of the last five global
recessions" Jeff Rubin, Why your world is about to get a whole lot
smaller. S. 182 Der wesentliche Unterschied zu '74, '80 oder '91
besteht aber, dass man den Zapfhahn nach Überwinden der Rezession
nicht wieder aufdrehen kann, weil er schon ganz aufdreht ist - völlig
unabhängig wieviel Teersände und Schweröle noch in Kanada und
Venezuela im Boden liegen. Die muss man mit dem Löffelbagger
bergmännisch wegkratzen und kann nicht mehr einen sprudelnden
Strohhalm in den Boden rammen.
Wie gut bist Du in Analysis? Ich kann Dir das Dilemma auch gerne mit
einer Kurvendisskussion erläutern. Gerade so sozial inkompetente
Menschen wie Du und Ich werden es in einem abschmierenden System
deutlich schwerer haben, weil dann - vgl. mit Dmitry Orlov's
"Reinventing Collapse" http://cluborlov.blogspot.de/ die persönlichen
Beziehungen und Gefälligkeiten guter nachbarschaftlicher und
familiärer Freundschaften einem helfen, über die Runden zu kommen. Ich
hatte die mal, bin aber älter und einsamer geworden.
Gruß,
Gunnar
Zechprellerei Peters schrieb:
So Gunnar,- mein kleiner Infiltrator-, nun putz' Dir den Mund ab - und
dann: Huch huch, zurück zu den GRÜNEN.
Gruss
Harry
----- Original Message ----- From: "Gunnar Kaestle"
<gunnar.kaestle AT gmx.net>
To: "AG Energiepolitik"
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Cc: "Energiepolitik NDS" <nds-ag-energiepolitik AT lists.piratenpartei.de>;
"AG Sozialpiraten" <AG-Sozialpiraten AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Friday, September 28, 2012 11:10 PM
Subject: Re: [Sozialpiraten] [Energiepolitik] LQFB: Antrag
Schulterschluss
Moritz Richter schrieb:
zunächst einmal kann die Energiepolitik nicht alle sozialen Probleme
lösen. Sie ist dazu nicht da und auch dazu nicht fähig.
Ich muss wohl auch die Diskussion verpasst haben, als es darum
ging, den
sozialen Ausgleich für den Atomausstieg oder die EEG-Umlage zu
schaffen.
Darüber hinaus ist es ja grade auch ein Zweck der Besteuerung,
tatsächlich ein verändertes Verhalten herbeizuführen, es wäre deshalb
nicht zielführend, einen Ausgleich in Höhe der zusätzlichen
Belastung zu
schaffen, damit alles beim alten bleibt.
Die IEA hat sich mal die Mühe gemacht, weltweit Energiesubventionen
zusammenzuzählen. Es kommen rund 400 Mrd. Dollar/Jahr zusammen, im
Wesentlichen für fossile Energieträger. Hat jemand eine Zahl
verfügbar, mit der weltweit Wind- und Solarenergie unterstützt werden?
http://www.iea.org/press/pressdetail.asp?PRESS_REL_ID=424
http://www.iea.org/subsidy/index.html
Wenn man sich die Karte des zweiten Links anschaut, dann gibt's die
größten Subventionen in Erdölförder-Ländern. Das führt dazu, dass in
vielen OPEC Ländern der Spritverbrauch noch stärker steigt als z.B. in
den wachsenden Großökonomien Indiens und Chinas. Der niedrige
Spritpreis (zum größten Teil wird dort Öl auch noch zur
Stromversorgung eingesetzt, obwohl das Schweröl auch gerne im
transkontinentalen Schiffsverkehr eingesetzt wird und nur schwer zu
ersetzen ist, außer man baut wieder Kohledampfer oder atomgetriebene
Frachter ala Otto Hahn) verführt zur Verschwendung und effiziente
Technologien haben kaum Anwendungsanreiz.
Die IEA/OECD hat natürlich auch ein Eigeninteresse daran, dass die
Subvention für den inländischen Verbrauch von den OPEC-Ländern
reduziert werden. Je schneller der OPEC-Verbrauch wächst, desto eher
wird sich bei rückgehender Förderquote das für den Export verfügbare
Volumen reduzieren. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Förderung
erst auf dem Weltmarkt angeboten wird und man dann sein eigenes Öl zu
Weltmarktpreisen zurückkauft. Saudi & Co werden den Bedarf fürs eigene
Volk reservieren und nur den Überschuss zum Export freigeben. Je
schneller man in den OPEC Ländern die Weltmarktpreise an den Endkunden
weitergibt, desto eher wird man dort auch zum effizienten Umgang
angehalten und es bleibt mehr für den ölhungrigen Rest der Welt (also
wir) übrig. So eine Umstellung dauert, besonders die in den Köpfen.
Nicht die Energiepolitik, sondern die Sozialpolitik ist dafür
zuständig, dass keiner frieren muss, wenn das persönliche Einkommen zu
gering ist um für die Heizkosten aufzukommen. Daher finde ich den
Vorschlag, die Lenkungsmaßnahme einer erhöhten Energiesteuer über ein
Energiegeld wieder auszuschütten, nicht nur sehr sinnvoll, sondern
auch einen ersten Schritt in Richtung Grundeinkommen.
Gruß,
Gunnar
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- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss, (fortgesetzt)
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- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss, Moritz Richter, 27.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss, René Heinig, 27.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss, Johannes Nix, 28.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss, Pirat Schlickschlurfer, 29.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss, Johannes Nix, 29.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss, Moritz Richter, 29.09.2012
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- [Ag-umwelt] In die Hände spucken (was: LQFB: Antrag Schulterschluss), Gunnar Kaestle, 28.09.2012
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- [Ag-umwelt] (kein Betreff), Bestenfalls, 30.09.2012
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