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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Abstimmung Positionspapier Peak Oil / Bezüge zu piratigen Kernthemen

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Abstimmung Positionspapier Peak Oil / Bezüge zu piratigen Kernthemen


Chronologisch Thread 
  • From: Bernd <bernd.schreiner AT piraten-thueringen.de>
  • To: Johannes Nix <Johannes.Nix AT gmx.net>
  • Cc: energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de, Piratenpolitik mit Weitsicht <ag-nachhaltigkeit AT lists.piratenpartei.de>, AG Umwelt <ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Abstimmung Positionspapier Peak Oil / Bezüge zu piratigen Kernthemen
  • Date: Fri, 20 Jul 2012 08:35:59 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

HI Johannes,

die Formulierung klingt ehr danach, als bräuchte es Öl um den Risiken zu entfliehen...

Ich begrüße das Ende des Ölbooms und wenn die Leute das weiter derart stiefmütterlich behandeln dann wirds halt drastischere Folgen haben... lernen durch Schmerz, wie Nürnberger Pirat sagt.


sie rennen mit sehenden Auge und wissenden Schädel in die Situation...
…unsere Chance auf die besseren Alternativen zu verweisen.

Und die "einfachen Leute" verstehen immer besser.... wie Lobbyismus, Konzernmacht und Geld zusammen hängt und für wen das so getan wird.


Und wenn du den nun bereits dreifach eingereichten Antrag bzgl Energiepolitik gesehen hast, dann ist darin von chemischen Energiespeicher die Rede.. Methan zb das ein ideal zu speichernder und universell einsetzbarer Energieträger auch für saubere Mobilität ist.. hergestellt aus generativen Strom.

Da ist grad Baubeginn einer 6 MW Pilotanlage im Auftrag von Audi.

Liegt alles viel näher als E-Auto.. gerade weil Infrastrukturmaßnahmen dazu billiger, einfacher sind und bereits vorhanden. Und das klappt dann auch mit dem Güterverkehr, bei demn sich aber noch mehr ändern muss.

...


Einfach mal reden.. AG Umwelt, AG Energiepolitik.. zumindest wenn dort nicht wieder die Zeit als monologisierende Vortragsrunde versteht ;)


Bzgl Diskussion... all diese hatten wir bereits 2009 und 2010 geführt. Wir könnten also auch einfach sofort aufhören und endlich mal ans ausformulieren gehen...
aber jeder will ja erstmal sein Thema erneut auftischen ...

;)

lg
bernd


Am 14.07.2012 um 21:01 schrieb Johannes Nix:

Hallo Bernd,

Am Fri, 13 Jul 2012 12:33:12 +0200
schrieb Bernd <bernd.schreiner AT piraten-thueringen.de>:

Wir sehen den zukünftigen Rückgang der globalen Ölförderung als
ernsthaftes ökonomisches, ökologisches und sicherheitspolitisches
Risiko an (01)(02)(03) und fordern angemessene energiepolitische
Maßnahmen hierzu.


weshalb?

Um es in einem Satz zu sagen: Weil wir, wenn wir nicht
frühzeitig selber vom Öl als Hauptenergiequelle Abschied nehmen,
Gefahr laufen, durch Verknappung und astronomisch hohe Energiepreise
aus seiner Benutzung regelrecht herausgequetscht zu werden.

In dem (mit - wow ! - 74 % Zustimmung angenommenen) Positionspapier
https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3545.html
steht ja im zweiten Teil eine ausführliche Begründung mit
Quellenangaben.


Aber vielleicht hilft es, wenn ich stichwortartig meine
Argumentationskette wiedergebe und Du schreibst, an welcher
Stelle du sie evtl. nicht nachvollziehst:

- Konventionelles Erdöl ist endlich und seine Förderung
wird weltweit zurückgehen, sobald etwa die Hälfte der nutzbaren
Ressourcen gefördert wurden.

- Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass wir
recht nah an diesem Punkt sind oder ihn sogar schon seit 2005
überschritten haben. Der bevorstehende Rückgang könnte langsam sein
oder auch laut Internationaler Energieagentur bis zu 6.8 % jährlich
betragen. Genau voraussagen kann man aber weder Zeitpunkt noch
Verlauf des Rückgangs. In vielen Regionen wie den USA, Mexiko,
Norwegen, Großbritannien ist ein solcher schneller Förderrückgang
trotz begleitender starker Preisanstiege schon passiert.

Das sieht etwa so aus (_Daten_, nicht Prognosen!):
http://en.wikipedia.org/wiki/Export_Land_Model#Real-world_examples
http://en.wikipedia.org/wiki/File:US_Crude_Oil_Production_and_Imports.png

- Die wichtigste Ursache für den dann vergleichsweise rapiden zu
erwartenden Schwund dieser Ressource ist, dass der Löwenanteil der
Weltförderung aus wenigen sehr großen und leicht ausbeutbaren
Ölfeldern herrührt und ein wachsender Rest aus kleineren, viel
schneller erschöpften und _sehr_ viel aufwendiger zu fördernden
Ölfeldern kommt. Das gilt zB für die Tiefwasserförderung im Golf von
Mexiko mit Gesamttiefen von bis zu 10 Kilometern. Die Nutzung so
teurer Quellen zeigt deutlich die einsetzende Verknappung auf.

- Erdöl wird dann wegen der weltweit weiter steigenden Nachfrage
drastisch teurer werden. Wegen der geologischen Grenzen wird das aber
nicht dazu führen, dass mehr Öl gefördert wird. Es wird ein
Ausweichen auf andere Energieträger geben, Fracking, Ölsande, Shale
Gas, Kohle, aber die werden Erdöl mittelfristig nicht umfassend
ersetzen können. Fracking (Gewinnung von Erdgas mit Hydraulic
Fracturing) ist ein Teil dieser Ersatzkomponente und schon die
Ausweitung des Frackings ist ein Krisensymptom.


- Die Versorgung unserer Zivilisation mit Primärenergie hängt jedoch
zu einem ganz maßgeblichen Teil von _billigem_ Erdöl ab, besonders
bei Transport, Verkehr und Gebäudeheizung. Das mit der Heizung kann
man relativ leicht umstellen, wenn ausreichend Zeit von ca. 15 Jahren
zur Verfügung steht. Im Gütertransport ist das viel schwieriger.

- Die Kombination aus "Nichtwissen" und "Risiko" resultiert in einer
Art Blindflug im Gebirge. Wenn man eine krisenhafte Situation
vermeiden will, in der es keine guten Handlungsoptionen mehr gibt,
muss man deswegen vorsorgende Maßnahmen treffen und sich - so schnell
es geht - aus der Nutzung von Erdöl und anderer fossiler
Energieträger verabschieden. Und dies nicht nur bei der
Stromerzeugung sondern gerade in den Bereichen, in denen Erdöl als
Energieträger und Treibstoff dominant ist.




und ist dir

Wir wollen eine langfristig sichere und umweltschonende Energie-
Infrastruktur. Dies bedeutet eine Umstellung von endlichen
Energieträgern auf generative und regenerative Energiequellen.
[ ... ]

http://www.piratenpartei.de/politik/lebenswerte-umwelt/ energiepolitik/

bekannt?



Klar. Das ist aus unserm Grundsatzprogramm. Ich weiß
schon warum ich bei den Piraten Mitglied geworden
bin und nicht beim Ku Klux Klan.

Nur macht das Energieprogramm bisher keine Aussage zu dem sehr
fundamentalen Thema Peak Oil. Eine Umstellung bis 2050 wird vermutlich
viel zu lange dauern. Elektroautos werden das Problem des
Gütertransports nicht lösen, und haben auch noch den Nachteil dass sie
aufgrund ihrer Beschränkung auf den Nahbereich tendenziell dem ÖPNV
Konkurrenz machen.

Und politikstrategisch... das Kabinett Merkel ist gerade dabei
der als Tiger abgesprungenen Energiewende die Zähne zu ziehen und sie
für RWE & Co zu harmonisieren.... die Atompirouetten und Abwrackprämie
erzeugen ja nicht nur bei Piraten Kopf-Tisch-Kollisionen und können
uns weit in wertkonservative Klientel hinein Interesse bescheren.

Die SPD wiederum hat ihr Führungspersonal dermaßen ausgebeutet, dass es
nicht anders konnte als bei Gasprom anzuheuern. Die haben wohl zuviel
Angst vor solchen Themen. Eigentlich müssen wir auch den Grünen dankbar
sein, dass sie uns dieses Feld so großzügig überlassen.

Wenn wir uns jetzt diesem "unaussprechlichen" Thema Peak Oil
offensiv widmen haben wir nette Chancen, dem Umweltministerium ein wenig
Dampf zu machen und ein eigenständiges Energie-Kompetenzprofil
aufzubauen. Das ist cool, weil die Kanzlerin genau das als
Kernthema definiert hat.


Viele Grüße.

Johannes


P.S.

Schließlich, noch eine Frage... sollen wir evtl. nur auf der Energie-
und Infrastrukturliste weiter diskutieren anstatt auf mehreren
Maillisten parallel?









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