Re: [Ag-umwelt] Abstimmung Positionspapier Peak Oil

[Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>]

Hallo Johannes,

das Mad-Max-Szenario finde ich cool, vor allem dem Namen nach.

Im Gegensinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung hoffe ich, dass man
die Mahner am Ende verlacht, wenn es am Ende nicht ganz so schlimm
gekommen ist, vgl. mit dem Waldsterben. Wo wären wir eventuell ohne
diese Mahner gelandet, die den Finger in die schmerzende Wunde gelegt
haben und dafür gesorgt haben, dass der Koloss sich doch bewegt?

Erstmal heimlich still und leise die Klappe zu halten und dann das Kind
im Brunnen zu bewundern: "Hab ich doch gleich gesagt" ist hingegen eine
Stategie zur Schadensmaximierung. Ich habe nichts dagegen, vorher ein
wenig Wind zu machen und Leute aufzuschrecken, damit es erst gar nicht
zum Reinfall kommt.

https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3545.html
Wichtig finde ich, dass das aus meiner Sicht sehr gute Positionspapier
nicht nur auf der Liquid-Feedback-Seite bleibt, sondern sich so schnell
wie möglich viral in den Köpfen der Entscheidungsträger verbreitet.

Gruß,
Gunnar


Johannes Nix schrieb:

> > > Johannes Nix schrieb:
> > >
> > > Für meinen Teil denke ich, dass wir die Zukunft zwar kurzfristig
> > > und linear extrapolieren können und der Schluss kaum vermeidbar
> > > ist, dass da einiges im Busch ist - dass wir aber einfach nicht
> > > wissen können was mittelfristig und außerhalb der linearen Domäne
> > > passiert. [ ... ] Also ist meine Haltung ein wenig "Houston, I
> > > think we might have a problem..."
>
> > Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
>
> Ich will auch nicht behaupten, dass es da nicht offensichtlich ein
> Problem gibt. Nehmen wir mal ein nicht unrealistisches Szenario: die
> ASPO geht nach dem globalen Peak von einem jährlichen Decline von 6.5
> % aus. Das würde heißen, dass die von der IEA prognostizierten
> zusätzlichen Neufunde und Investitionen weitgehend ausbleiben und
> sich auch die unkonventionellen Ressourcen nicht so stark wie erhofft
> entwickeln.
>
> Für Europa sieht die gegenwärtige Lage nun so aus:
>
> http://www.heise.de/tp/artikel/37/37187/1.html
>
> Ergo: Der Peak der europäischen Förderung war 2002. Seitdem haben wir
> zufolge dem obigen Artikel einen regionalen Förderabfall von 5.5% pro
> Jahr.
>
> Für einen Bewohner der priviligierten "Ersten Welt" liegt die Idee
> nahe, das fehlende Öl dann einfach woanders zu kaufen. Das wird aber
> so nicht klappen, weil in den BRIC-Schwellenländern _und_ den
> OPEC-Staaten nicht nur der Bedarf rasant steigt sondern auch die
> Fähigkeit, diesen zu bezahlen.
>
> 5.5% in zehn Jahren bedeutet einen Rückgang um 43 %. Also "Business
> as usual" kommt mir unter derartigen Bedingungen langfristig nicht
> realistisch vor.
>
>
> > Wenn man jetzt laut schreit, Bewusstsein generiert und auch Taten
> > folgen, dann wird's eventuell nicht so schlimm wie von den
> > Schwarzmalern im Worst Case gesehen.
>
> Nun, da gibt es ja wirklich ausgesprochene Doom-Szenarien. Besonders
> die Amis haben ja einiges für die Vorstellung über, so quasi als
> Ein-Mann-Armee mit dem Gewehr Haus und Hof zu verteidigen gegen
> hungrige marodierende Horden von Kannibalen.
>
> Ich denke, sich allzusehr mit solchen Szenarien zu beschäftigen ist
> aus mehreren Gründen sinnfrei. Erstens können wir mangels göttlicher
> Kräfte die Zukunft nicht voraussehen. Wir alle können wirklich bloß
> unseren Verstand benutzen.
>
> Zweitens sind ökonomische Schwierigkeiten ein kollektives Problem das
> individuell nicht lösbar isr - schon gar nicht mit einer
> Flugabwehrkanone am Gartenzaun.
>
> Drittens sind Mitglieder von Kollektiven durchaus in
> Krisensituationen durchaus in einem gewissen Rahmenbereich zu
> altruistischen und solidarischen kollektivem Verhalten imstande -
> manchmal sogar bis zur Selbstaufopferung. Das Anzetteln von äußeren
> Konflikten wie Kriegen ist doch sogar ein beliebtes Mittel in der
> Trickkiste der Mächtigen, um innere Konflikte zu übertünchen. (Da
> braucht man nicht bis zum Falkland-Krieg von 1982 zurück zugehen -
> auch in der Euro-Debatte scheint es mir solche Elemente durchaus zu
> geben).
>
> Viertens gibt es anscheinend häufig einen übergangslosen Wechsel
> zwischen "Problem? Was für ein Problem?" und "Ja, alles furchtbar,
> da kann man eh nichts machen". Und damit leugnet diese Haltungn beide
> Mal geflissentlich die Möglichkeit, Einfluß zu nehmen und die Zukunft
> zu gestalten.
>
> Ich denke, diese vierte Haltung wird auch gelegentlich gezielt
> genutzt, um Meinung zu manipulieren. Beim Wikipedia-Artikel zu Peak
> Oil zum Beispiel hat es immer eine starke Einflussnahme von Stimmen
> gegeben, welche die Möglichkeit dieser Entwicklung gänzlich leugnen.
> Es gab mal so zwischen 2005 und 2008 eine Phase, wo gerade diese
> Stimmen extreme Doom-Szenarien wie die Olduvai-These gezielt betont
> haben. Diese These besagt, dass wir wegen des Energiemangels
> längerfristig auf eine zweite Steinzeit zusteuern. In Anbetracht der
> menschlichen Fähigkeiten halte ich das für stark überzogen und für
> eine - teilweise ziemlich durchsichtige - Strategie, die Erkenntnisse
> von Experten zu diskreditieren. Die ASPO (Association for the Study
> of Peak Oil and Gas) hat nie irgendwelche längerfristigen Vorhersagen
> zur wirtschaftlichen Entwicklung vertreten. Nur eben: "Houston, wir
> haben ein Problem."
>
> Johannes


--
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http://www.iee.tu-clausthal.de

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