[Ag-umwelt] BP: Das Geschachere um die Schadenssumme beginnt

["Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>]

Ahoi!

Dr. Volker Jaenisch schrieb:
> Wir erleben gerade eine der größten Umweltkatastrophen unserer Zeit 
> und nach Wochen ist immer noch unklar, wieviel Öl überhaupt austritt. 
> Diese Unklarheit nützt BP. BP kann später immer so argumentieren: War 
> doch gar nichts so schlimm, ist doch nur wenig Öl ausgetreten. Der 
> Rest - das waren wir nicht - schaut doch mal wer noch alles ein 
> undichtes Rohr hatte. Beweist doch mal das Gegenteil! Legt doch mal 
> Beweise vor!
> Die schlechte Datenlage dient dann auch dazu Wissenschaftler zu 
> diskredditieren, da deren Simulationen ja auf ungenügenden Schätzungen 
> und Annahmen beruhen. Damit will BP für die  kommenden Verfahren jetzt 
> schon dafür sorgen, dass sie weniger Geld bezahlen müssen. Daher wird 
> auch immer von "legitimen Ansprüchen" geredet.
Tja. Nun sind die ersten Zahlen erkennbar:
"""
BP [extern] beziffert 
<http://www.bp.com/genericarticle.do?categoryId=2012968&contentId=7062886> 
seine bisherigen Ausgaben für das Unglück auf 1,6 Milliarden US-Dollar. 
Doch dabei wird es mit Sicherheit nicht bleiben. Das WSJ zitiert 
ungenannte Analysten, die den Schaden "irgendwo zwischen drei Milliarden 
und 30 Milliarden US-Dollar" einordnen. Die Strafzahlung, die der 
Konzern zu erwarten hat, würden zwischen 1100 und 4300 US-Dollar pro 
Barrel (159-Liter-Fass) ausgetretenem liegen.
"""
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32802/1.html

Es wird also wie ich vermutet hatte gerechnet in Schadenssumme pro 
Barrel. Daher versucht BP natürlich
diese Zahl so klein und vor allem so schwer nachweisbar wie möglich zu 
gestalten.

Natürlich macht es überhaupt keinen Sinn den Barrel als 
Bemessungsgrundlage zu nehmen. Entscheidend ist
ja was für ein Schaden entstanden ist. Aber genau das ist extrem schwer 
quantifizierbar. Was kostet ein Pelikan,
Was kostet das letzte Pelikanbrutpaar einer Art. Was kostet ein Delphin, 
eine Korallenbank, ein Hektar Salzmarsch? Der Schaden der dort 
entstanden ist entzieht sich meiner Vorstellung genauso wie wenn ich mir 
die Zahl 30 Milliarden versuche vorzustellen. Aber trotzdem bin ich mir 
sicher, dass man mit Geld eben nicht alles kaufen kann. Klar mit dem 
Geld kann man die "legitimen" Ansprüche der Bevölkerung begleichen. Aber 
Catrina hat schon gezeigt wie schnell dieser Teil der USA mit seiner 
Bevölkerung in die Vergessenheit gerät.

Aber ein neues Ökosystem wird man davon nicht kaufen können. Schon vor 
dem Unfall waren weite Teile des GOM Todeszonen in denen durch 
vornehmlich aus dem Missisippi eingeschwemmten Düngestoffe das 
Algenwachstum so sehr angeregt wurde, dass sämtlicher verfügbarer 
Sauerstoff aufgezehrt wurde. Solche Todeszonen gibt es auch bei uns vor 
der Haustür z.B. in der Ostsee. Wir haben glaube ich die größten nach 
dem GOM.
Aber nun wird der GOM über viele Jahrzehnte eine Todeszone bekommen, 
welche uns die Weltmeisterschaft verwehren wird.

Ich denke wir haben jetzt die Möglichkeit diese Krise zu benutzen den 
Wandel vom Öl zum Erneuerbare-Energie-Zeitalter anzustoßen. Ein 
Boykott-Aufruf (<- ja ich bin lernfähig :-) ) finde ich
schon lange überfällig. Der sollte natürlich gut vormuliert sein und 
nicht nur BP/ARAL treffen.
Ich glaube es gibt keine Ölfirma, die nicht irgendwo ein paar hundert 
Leichen im Keller hat.

Beste Grüße

Volker

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