Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Negative Einkommensteuer einführen!?

[aloa5 <piratenpartei AT t-online.de>]

DrHeistermann schrieb:
> Ich will tatsächlich nur genau HartzIV/Alg2 ersetzen und das 
> Steuersystem vereinfachen (zB Ehegattensplitting fällt sofort weg). Das 
> Thema Sozialversicherungen fasse ich bewusst nicht an.

Die SV ist Teil von HartzIV respektiver der Leistungen an arbeitende wie 
nicht arbeitende und daher untrennbar verbunden.


> Ob der Satz 40% ist oder 50%, ist an dieser Stelle egal, es geht nur um 
> das Modell negative Einkommensteuer an sich.

Nein, es ist nicht egal, da es sich nicht um die Finanzierungsfrage 
dreht sondern um eine Frage der Folgewirkungen. Und für diese spielt 
ALLEINE der Grad des Rückgangs des Arbeitsangebotes die entscheidende 
Rolle. Anhand dessen werden u.a. Marktpreise und die Finanzierungsbasis 
(das BIP/Volkseinkommen) bestimmt.


> Motivation der Arbeitnehmer bleibt erhalten, die Finanzierbarkeit sieht 
> auf den ersten Blick nicht schlecht aus, muss aber weiter durchdacht 
> werden.

Ich weiß nicht warum alle glauben das das ganze noch von niemand 
durchdacht worden wäre. Auch Friedman war nicht der erste und sicher 
nicht der letzte.

Es gibt durchaus nachvollziehabre Gründe dafür das es das Modell 
nirgends auf der Welt gibt und die liegen nicht darin begründet das 
Politiker Verwaltungsapparate über alles lieben oder andere 
Verschwörungstheorien. Wie bei anderen Modellen gibt es eher keine 
ernsten ökonomischen Befürworter dafür.


Lies das Papier von Widerquist. Er ist ein Befürworter und im 
internationalen Netzwerk Grundeinkommen tätig. Er hat in dem Papier 
zahlreiche Studien zu dem Kanadischen und zu mehreren US-amerikanischen 
Studien mit der negESt nach Friedman untersucht. Und so weit man das 
sagen kann "versagt" er beim Versuch die Ergebnisse aus den 
Feldversuchen positiv auszulegen.

Wenn ich oben sagte "Grad des Rückganges" dann kannst Du anhand der 
empirischen Studien sehen das es bei jedem einen Rückgang gegeben _hat_. 
Das ist unzweifelhaft und steht m.E. außer Frage.
Widerquist versucht dahingehend zu argumentieren/retten das wenn von 100 
Pflegekräften 10% an Arbeitsangebot zurückgeht die Lohnsteigerung der 
anderen 90% die Finanzierungslücke auffängt. Der Rettungsversuch ist 
jedoch etwas einfältig, da man damit einerseits eine entsprechende 
Inflation und damit Abwertung der Leistung induziert und "vergisst" das 
zu erwähnen und andererseits ebenso "vergisst" das der Output (die 
Verfügbare Leistung) dann trotzdem um 10% niedriger liegt als davor.

Das beschreibt dann lediglich ein höheres Niveau des Gleichgewichtes bei 
Unterbeschäftigung - unter in Mitleidenschaft gezogener BGE-Empfänger 
und damit dem Scheitern des Modelles.