Re: [Ag Meinungsfindungstool] Konzeptionelle Übersicht (A)

[Dinu Gherman <gherman AT darwin.in-berlin.de>]

Am 20.09.2012 um 01:08 schrieb marc:

> Ahoi,
> 
> anbei ein erster Versuch/Vorschlag eine konzeptionelle Übersicht unseres 
> Vorhabens in eine Abbildung zu gießen.
> Sicherlich kann man das Bildchen noch wesentlich hübscher aufbereiten, 
> keine Frage.
> 
> Wie sind aber, abgesehen von Farben und Layout, ansonsten Eure Empfindungen 
> wenn Ihr folgende Darstellung betrachtet?
> http://wiki.piratenpartei.de/wiki/images/3/30/DSFS-ConceptualOverview-A.jpg
> 
> Die Abbildung soll Bestandteil der Grundidee-Beschreibung werden, um den 
> Kontext für das Diskussionssystem zu setzen.

Mir erinnert der untere Teil ganz spontan an das Prinzip von Regelkreisen, 
die Gerard Endenburg aus der Steuerungstechnik in die Soziokratie eingebracht 
hat (Messen, (Aus-)führen, Korrigieren), siehe:

  https://wiki.piratenpartei.de/Soziokratie

Außerdem fällt mir dort der Satz "The _DecisionSystem_ enables users to vote 
on topics to make a decision" auf. Für mich klingt das zu sehr nach 
Abstimmungen mit eingebautem Mehrheitsprinzip (was unserer kulturellen 
Konditionierung im "Democrapitalism" entspricht ;-) das andere Formen der 
Entscheidungsfindung unnötig ausschließt. In der Soziokratie wäre das die 
Entscheidung per Konsent. 

Aber auch sonst kann man sich andere Formen ausdenken, z.B. schlichtes 
Würfeln, oder autokratische Entscheidungen (die heute entgegen landläufiger 
Meinung noch immer weit verbreitet sind, nicht nur z.B. in Firmen und 
Familien). Je nach Kontext sind diese Formen sicher mehr oder weniger 
sinnvoll, aber woran wir beim Wort "Abstimmung" normalerweise denken, ist nur 
eine Familie von Entscheidungsalgorithmen. Neuronale Prozesse z.B. sind 
wiederum vermutlich ganz anderer Art und treffen auch (und sehr viele) 
Entscheidungen, ohne unser (bewusstes) Wissen.

Wer jetzt einwendet, es geht um Willensbildung bei Bürgern und in der 
Politik, der mag vielleicht einmal z.B. über die Begriffe Manipulation, 
Demagogie, Populismus (und von mir aus auch Kultur, Sport und Werbung) 
reflektieren und schauen, ob in unserer Gesellschaft die Meinungsbildung und 
Entscheidungsfindung so konsequent demokratisch ist wie wir uns das als 
erstrebenswert vorstellen oder auch nur sein kann. Mit anderen Worten es wäre 
aus meiner Sicht ratsam, die Domäne für solche Systeme exakter zu 
charakterisieren, sofern das nicht irgendwo schon passiert ist.

Gruß,

Dinu