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ag-meinungsfindungstool - Re: [Ag Meinungsfindungstool] Drei Perspektiven Person, Gruppe und Gemeinschaft

ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-meinungsfindungstool mailing list

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Re: [Ag Meinungsfindungstool] Drei Perspektiven Person, Gruppe und Gemeinschaft


Chronologisch Thread 
  • From: Alexander Praetorius <alexander.praetorius AT serapath.de>
  • To: ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de
  • Cc: Piraten AG Liquid Democracy <ag-liquid-democracy AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag Meinungsfindungstool] Drei Perspektiven Person, Gruppe und Gemeinschaft
  • Date: Mon, 4 Jun 2012 19:47:11 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-meinungsfindungstool>
  • List-id: <ag-meinungsfindungstool.lists.piratenpartei.de>

2012/6/4 Daniel Juling <daniel.juling AT consenser.org>
http://wiki.piratenpartei.de/AG-Meinungsfindungstool/Begriffsdefinitionen => 

"Wir unterscheiden wer informiert sich / diskutiert / entscheidet gerade
Person
Gruppe (Teilgruppe der Gemeinschaft)
Gemeinschaft - darauf bezieht sich der gesamte Prozess (Diskussion oder Entscheidung)"


Mit dieser dreifache Unterscheidung lassen sich zwei grundsätzlich verschiedene Prozesse darstellt:
BOTTOM-UP:
Person bilden Gruppen, Gruppen bilden eine Gemeinschaft.

TOP-DOWN:
Eine Gemeinschaft unterteilt sich in Gruppen und Personen. 

Durch die Kombination beider Prozesse steigt die Wahrscheinlichkeit, dass soziale Dilemmas verhindert werden.
Denn aus der bottom-up Perspektive können bestimmte Probleme und Lösungen, die die ganze Gemeinschaft betreffen, schwerer erkannt werden als aus der gemeinsamen top-down Perspektive. Ein Diskussionssystem, dass beide Prozesse miteinander kombiniert wird für ein gegenseitig größeres Verständnis sorgen und so gemeinschaftlich bessere Lösungen wahrscheinlicher machen, als ein Positionskampf um Zustimmung aus der bottom-up Perspektive heraus. 

Ok, das klingt theoretisch sinnvoll. Ich habe nur Probleme mir das konkret in der Praxis vorzustellen.
Im Bottom-Up-Prinzip hat jeder gemäß seines besten Wissens und Gewissens eine Vorstellung von Problemen und Lösungen und kann diese mit anderen teilen um durch Diskussion neue Erkenntnisse zu erlangen um seine Vorstellung vom Problem und von Lösungen zu verbessern und sich im Vergleich mit den Vorstellungen von Problemen und Lösungen anderer diesen anzugleichen.

Ich kann mir den Prozess, egal wie Personen und Gruppen diesen nun gestalten und welche Tools sie nutzen, konkret vorstellen.

Den Top-Down-Vorgang kann ich mir dagegen NICHT vorstellen. Eine universelle "god's eye" Sicht, welche die Personen in Gruppen einteilt oder eine gemeinsame Lösung vorschlägt oder eine globale Sichtweise vorgibt muss von irgendwem kommen?

Wird diese Sichtweise von einer Einzelperson oder von einer Gruppe die eine globale Perspektive vertritt eingeführt?
Wer stellt in der Praxis konkret die Gemeinschaft als ganzes dar und gibt eine Top-Down-Perspektive vor?
Stimmt man da ab und wählt diese Gruppe?

So toll ich die Idee finde eine globale Perspektive zu haben, die Kurzsichtigkeit überwindet... steht es nicht jeder Person und Gruppe frei eine solche zu entwickeln und in Diskussion mit anderen diese Sichtweise welche zum Vorteil aller reicht zu bewerben um Zustimmung zu erzeugen? Wird also die Top-Down-Perspektive nicht in der Praxis auch in einem Bottom-Up-Prozess mit wachsender Zustimmung von einzelnen initiiert, beworben und vorangetrieben um so von immer mehr Gruppen und Personen getragen zu werden?

 

BEISPIEL:
Bottom-up (Meinungen und Standpunkte als Anträge): Für den Bundesparteitag werden viele verschiedene Anträge zu einem Thema eingereicht, die sich teilweise überschneiden bzw. widersprechen.
+ top-down (Beschlussvorlage): Wäre es nicht schön, wenn diese Antragsteller die Anträge der anderen lesen würden und gemeinsam den Versuch unternehmen einen gemeinsamen Antrag zu erstellen, wo Schnittmengen zusammengefasst werden und Unterschiede modular Wählbar aufgeführt werden. 
So ein Diskussionssystem reduziert die Anzahl der Anträge und erhöht die Qualität der Anträge und führt so zu einem effektiveren Entscheidungssystem. 


Meine Vorstellung vom Entscheidungssystem vs. Meinungsfindungssystem ist, dass ein Entscheidungssystem dann zur reinen Formsache verkommt oder sogar überflüssig wird, falls KONSENS gefunden wurde. (Weil es dann nur einen Antrag gibt)
Gibt es aber keinen KONSENS, dann folgt daraus, das es mehrere "Anträge" für ein Thema ins Entscheidungssystem eingehen.

Das Entscheidungssystem erzeugt also quasi für den Fall, das aktuell mehrere sich überschneidende und widersprechende Anträge zu einem Thema existieren, eine "provisorische Lösung". Es wird also zb. via SCORE VOTING aus allen Anträgen zu einem Thema jener gefunden, der die breiteste Unterstützung in der Gemeinschaft findet. Im Hintergrund bzw. unabhängig von der aktuellen Entscheidung, kann und sollte die Diskussion weiterlaufen, immer mit dem Ziel eines globalen Konsens.
Irgendwann (zb. in der nächsten Entscheidungsperiode, oder sobald sich wesentliche Veränderungen in den Standpunkten ergeben haben, oder was auch immer das Kriterium ist), kann dann erneut das Entscheidungssystem zum Thema befragt werden um eine NEUE "provisorische Lösung" zu finden... das vielleicht utopische Ziel ist natürlich immer der Konsens.
(Wobei selbst ein Konsens keine Garantie beinhaltet das er für alle Zeiten Konsens bleibt :-) )

 


@Alexander
Die Begriffe Person, Gruppe, Gemeinschaft sind sehr allgemein gewählt, so dass sich diese auf viele verschiedene Situationen übertragen lassen. Ja, es gibt den  Grenzfall, dass eine Gruppe der Gemeinschaft entspricht => Konsens innerhalb der Gemeinschaft.  Der Punkt ist nur, wenn unabhängig voneinander bottom-up sich verschiedene Positionen entwickeln, ist es oft schwieriger, die Gräben zu überbrücken, als wenn von Anfang an beide Perspektiven bottom-up und top-down vom Diskussionssystem unterstütz werden. 

Ja, verstehe ich.
Person = atomare Einheit,
Gemeinschaft = Grundgesamtheit,
Gruppe = Person oder mehrere Personen, aber maximal Gemeinschaft

Eine Person lässt sich konkret bestimmen.
Eine Gruppe kann wohl auch nur eine Person umfassen, aber eben auch mehrere...
(Wenn eine Gruppe aus einer Person besteht ist es schwierig zu bestimmen ob es sich um Person oder Gruppe handelt, aber wenn mehrere Personen sich zusammenschliessen kann man eindeutig von einer Gruppe sprechen)
Die Gemeinschaft besteht aus einer bestimmten Anzahl von Personen.

Ist es in der Praxis möglich diese bestimmte Anzahl konkret zu beziffern bzw. zu messen? Ist diese nicht unter umständen ständig im Wandel? Zu welchem Zweck sollte man diese Zahl genau messen?
 

Eine Gemeinschaft kann je nach Anwendungsfall auf die begrenzt werden, die an der Diskussion teilnehmen; besser: die von einem Diskussionsthema betroffen sind. 

Die Mitgliedschaft haben wir in der Piraten AG Geldordnung und Finanzpolitik versucht zu bestimmen, aber hatten Schwierigkeiten.
Reicht ein Abo der Mailingliste? Braucht es Regelmäßige Beteiligung? Ist die Mitgliedschaft in der Piratenpartei notwendig? Ab welchem Inaktivitätszeitraum fällt man wieder raus? Sollten jene die betroffen sind aber nicht an der Diskussion teilnehmen oder nicht von dieser Wissen hinzugefügt werden? Wie bestimmt man die?

Ich denke das sind schon fragen, über die wir uns Gedanken machen sollten, weil eine Theorie die nicht operationalisierbar ist leider wenig nutzt...






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