Re: [Ag-landwirtschaft] nochmal MON 1507

[annette.berndt AT ewetel.net]

Zitat von Frank Roeder <frank-roeder AT gmx.net>:

> Hallo AG LW
> dann würde ich aber auch folgende Fakten ergänzen, welche die  
> versammelten (grünen) Ideologen offenbar verschweigen wollen:

Moin Frank, moin an alle in der AG-Landwirtschaft,
hier kommen die Fakten, die wirklich kein sachorientierter Pirat  
verschweigen sollte:

> * Mais ist (wie alle Gräser) Windbestäuber, auf dessen Blüten tummeln
>   sich keine Bestäuber

stimmt, aber durch den Wind verbreitete Pollen können auf benachbarte  
Pflanzen, z.B. Brennnessel, niedergehen und dort von  
Schmetterlingsraupen durch Fraß aufgenommen werden. Darin liegt die  
unerwünschte Wirkung auf Nichtzielorganismen.

> * Schmetterlinge ernähren sich nicht von Pollen, sondern von Nektar

s.o. und die Bt-Toxine wirken gegen die Raupen, das ist bekannt. Die  
Nahrungsaufnahme der Schmetterlinge ist hier nicht das Thema (es sei  
denn es gibt keine mehr, weil die Raupen tot sind..., huch, Polemik!)

> * das Herbizid Glufosinat (wohlgemerkt nicht Glyphosat) ist in der EU
>   nicht mehr zugelassen, eine Herbizidresistenz dagegen ist so irrelevant

1. hier steht etwas anderes, Zulassung bis 2017:  
http://de.wikipedia.org/wiki/Glufosinat#Regulierung,
und hier auch: https://portal.bvl.bund.de/psm/jsp/
2. die Herbizidresistenz darf keine Anwendung finden, ist aber  
beantragt als Markergen für die Erkennung und Rückverfolgbarkeit von  
TC 1507, also eine Zulassungsbedingung. Das geht aus
http://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/1/2013/DE/1-2013-758-DE-F1-1.Pdf  
hervor.

> * das Protein, das im Genmais steckt, stammt aus Bacillus
>   thuriengiensis und ist seit 70 Jahren in der Anwendung *
>   *
> * *Bt-Präparate sind auch und gerade im BIO-ANBAU ZUGELASSEN und auch
>   in Hausgärten!

Das stimmt und gerade aus diesem Grund sollten Bt-Präparate nur  
gezielt bei Befall und nicht durch Bt-Mais-Anbau großflächig und  
vorbeugend zum Einsatz kommen. Die Entwicklung von  
Bt-Toxin-resistenten Maiszünslerrassen wird damit nämlich gefördert  
und als eine Gefährdung angesehen. Aus diesem Grund wurden  
Verpflichtungen an die Zulassung geknüpft, die ein  
Insektenresistenzmanagementplan und deren Monitoring beinhalten (S.  
10f.:  
http://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/1/2013/DE/1-2013-758-DE-F1-1.Pdf)

> * das Protein ist ein Pro-Toxin, dass nur im LARVENSTADIUM durch die
>   Darmwand GANZ BESTIMMTER Schädlinge eindringt
> * für Menschen, Schafe, heimische Schmetterlinge (ausser für Raupen
>   des Maiszünslers) usw. ist Bt-Protoxin vollkommen ungiftig

das stimmt so nicht: es gibt letale Dosen von Bt-Mais-Pollen für  
Schmetterlingsraupen! An verbreiteten Arten der Agrarlandschaft wie  
dem Tagpfauenauge und dem kleinen Fuchs wurden 3-jährige  
Untersuchungen vorgenommen. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass diese  
Dosen im freien Feld i.d.R. nicht erreicht werden und daher diese  
Gefahr nur eine zu vernachlässigende Rolle spielt.  
http://www.youtube.com/watch?v=HNuBU6GOPTY

> * es besteht auch sonst kein Anlass zur Sorge, da diese Maissorte bei
>   uns nicht mit natürlichen Maisarten auskreuzen kann (nur in Mexiko)
> * *Bt-Mais ist resistent gegen den Hauptschädling Maiszünsler, spart
>   also die chemische Keule ein.*
> * Mais, der kein Bt-Toxin bilden kann, muss mit chemischen
>   Insektiziden gegen den Maiszünsler gespritzt werden – *diese
>   Insektizide können tatsächlich Schmetterlinge und auch Bienen töten.*

da fehlen einige sehr wichtige Bekämpfungsmethoden, nämlich u.a. durch  
den Nützling Trichogramma, die Stoppel- und Bodenbearbeitung, die  
selbst auf der Seite von transgen.de zuerst genannt werden:
http://www.transgen.de/anbau/Maisschaedlinge/667.doku.html

Soweit die Fakten!
Das heißt zusammenfassend: es gibt hinreichende Möglichkeiten, den  
Maiszünsler zu bekämpfen. Warum soll es eine Zulassung dafür geben,  
eine dieser Möglichleiten aufs Spiel zu setzen? Bt-Mais ist nicht  
notwendig, gibt aber durchaus Anlass zur Sorge.
> siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Bt-Toxine
>
> ausser in Deutschland wo Monsantos MON810 aus ideologischen Gründen  
> eben verboten ist und auch wenn die Sorte TC1507 nun noch längst  
> nicht die Krone der grünen Gentechnologie darstellt, sollte man sie  
> schon deshalb zulassen, weil sie gerade nicht von Monsanto sondern  
> von Pioner ist, um deren GVO Monopol endlich mal zu brechen, auch  
> insbesondere wegen des erwiesenen okologischen Vorteile zu  
> konventionellen und anderen aktuellen BT-Mais Sorten, denn Monopole,  
> Patente und Lizenzrechte sind das eigentliche Problem auch in diesem  
> Gewerbe und heuchlerischer Ökofundamentalismus hat dagegen eher  
> keine Zukunft, hoffentlich auch nicht bei den Piraten.
>
> Gruss Fank
Heuchelei und Fundamentalismus, egal mit welcher Vorsilbe, sollten  
keine Zukunft haben, da stimme ich Dir zu, aber beides habe ich in  
dieser Diskussion auch nicht gefunden.

Gruß von Annette

(P.S.: zur ev. besseren Lesbarkeit habe ich Birgitts Mailtext  
gelöscht, bitte zur vollen Nachvollziehbarkeit die früheren Mails  
öffnen)

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