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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] Wie die Bio-Landwirtschaft ins Ministerium kam

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] Wie die Bio-Landwirtschaft ins Ministerium kam


Chronologisch Thread 
  • From: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
  • To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] Wie die Bio-Landwirtschaft ins Ministerium kam
  • Date: Wed, 18 Apr 2012 06:28:16 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Moin!

1.: (und mit Verlaub) Geh mir weg mit dem Novo-Magazin. Was die so drucken
erscheint mir als durchaus Technik- und Wissenschafts-verliebten als
abnormale Monstrosität. Ist imho eine Mischung irgendwo aus PM-Magazin und
Grünen-Ideologie par execellence. Huah, da schüttelst mich, wenn ich bloß
dran denk, Sorry.
Nee, das ist wohl eher so ein Kampfblättchen wie der Wachturm oder wie das
hiess, nur in Ultraliberal?
Ich bin gegen jede Form des Extremismus. Gegen grünen Extremismus genauso wie
gegen den Technik/Wissenschafts/Liberalistischen!

2.: Stimmt: ökologisch erzeugte Lebensmittel sind nicht wirklich besser als
konventionell erzeugte. Was Konsistenz, Beschaffenheit, Geschmack etc.
angeht. Das sind alles subjektive Dinge, da gibt es mal hier mal dort
Auffälligkeiten, in alle Richtungen. Schädliche Inhaltsstoffen, die dort
nichts zu suchen haben (wie kürzlich Dioxin/PCB oder Antibiotike) gibt es
auch mal in okölogischen, mal in konventionelllen Lebensmitteln. Sehe ich
keine gravierenden Unterschied. Beides wird es geben und geben müssen und
beides wird seine Schwachstellen haben, auch zukünftig.
Was bei ökologische erzeugten Nahrungsmitteln wirklich als besonderes
"Qualitätsmerkmal" dienen kann, dass ist die ökologische Erzeugung selber.
Also der besonders rücksichtsvolle Umgang mit der Natur und mit Rohstoffen
und mit Leben. Diese Dinge. Und diese Dinge sind zuweilen auch durchaus
gerechtfertigt, entsprechend zu bewerben, wenn man sieht, wie konventionelle
Landwirtschaft manchmal aussehen kann. Und ich bin konventionell
wirtschaftender Landwirt, also darf ich es wohl sagen!

Gruß, Det



Am 18.04.2012 um 00:59 schrieb Dieter Weiprecht:

> Die Grünen sind halt unwissende Pfeifen!
>
> Besorgt Euch mal den Film hier:
> Good Food, Bad Food - Anleitung für eine bessere Landwirtschaft (2010)
> Engagierte Bauern, Wirtschaftsphilosophen, Pioniere der ökologischen
> Landwirtschaft, Ernährungswissenschaftler, Agraringenieure,
> Umweltwissenschaftler, Kolchosenleiter und Repräsentanten der
> Landlosenbewegung MST in Brasilien sprechen über die globale
> Landwirtschaft. Heute geht es nicht mehr um Ernährung und das Wohl des
> Menschen, sondern um Gewinnmaximierung. Die Wiederherstellung der
> Saatenvielfalt und Verbesserung der Bodenqualität ist eine Überlebensfrage.
>
>
> (Wir brauchen eine dropbox! Dann hättet Ihr den Film jetzt schon)
>
> Wer den partout nicht besorgt bekommt, Bescheid sagen...ich lasse mir was
> einfallen ;-)
>
> Der ganze Trick sind die Mikroorganismen im Boden, wer das nicht kapiert
> hat schon verloren!
> Tote Böden geben nur bedingt "lebende" Pflanzen und brauchen somit
> pharmazeutische Behandlung ohne sich dabei erholen zu können!
>
> Wer mir das Gegenteil beweisen will, nur zu...:-)
>
>
> LG,
> Dragon
>
> Unterzeichnen:
> http://stop-esm.org/home
> http://www.mehr-demokratie.de/
> http://verfassungsbeschwerde.eu/home.html
>
> Bitte das passende der folgenden Tags für neue Themen verwenden:
> [TERMIN] [ORGA] [ANTRAG] [HILFE] [INFO] [MEDIA] [DISK] [SOUND]
> http://wiki.piratenpartei.de/RP:Mailtags
>
>
>
>
>> -----Ursprüngliche Nachricht-----
>> Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
>> landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Stephan
>> Verbücheln
>> Gesendet: Mittwoch, 18. April 2012 00:25
>> An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
>> Betreff: [Ag-landwirtschaft] Wie die Bio-Landwirtschaft ins Ministerium
>> kam
>>
>> Davon ist Bundesministerin Künast weit entfernt. Sie hat inzwischen
>> genügend Nachhilfe in Sachen Landwirtschaft genommen, um selbstbewusst
>> im Sinne der Anthroposophen argumentieren zu können. In den BSE- und
>> MKS-Fällen, die sie an die Spitze des Ministeriums gespült haben, sah
>> sie eine historische Chance:
>>
>> „Es hat sich eine Tür aufgetan. Wenn man auf Rudolf Steiner zurückgeht,
>> dann haben sich die Menschen seit den zwanziger Jahren für einen
>> nachhaltigeren Umgang mit der Natur eingesetzt. Es war immer eine
>> kleine radikale Minderheit.“
>>
>> Diese kleine radikale Minderheit hält jetzt – über Bündnis’90 / Die
>> Grünen – die Fäden der Landwirtschaftspolitik in der Hand. Das
>> Feindbild – „Profitbauern“ und „Agrarfabriken“ – ist klar definiert,
>> der gemeine Landwirt produziert „Masse statt Klasse“. Dem stellt die
>> Ministerin das elysäische Panorama ökologischer Landwirtschaft
>> gegenüber. Da erwies sich der Beirat des Ministeriums allerdings als
>> Hindernis. Den dort vertretenen Agrarwissenschaftlern leuchten
>> Einsichten wie die folgende einfach nicht ein: „Im Apfel ißt man den
>> Jupiter, in der Pflaume den Saturn... Das Minderwertiger-Werden der
>> Produkte... hängt zusammen ebenso wie die Umwandlung der menschlichen
>> Seelenbildung mit dem Ablauf des Kali-Yuga im Weltall“ (aus Steiners
>> Vortragszyklus von 1924).
>>
>> *Nachdem die Unabhängigkeit des wissenschaftlichen Beirats von
>> Ministerin Künast durch eine Satzungsänderung zerstört wurde, trat er
>> geschlossen zurück.* Jetzt kann sich Frau Künast ihre Berater danach
>> aussuchen, welchen Rat sie wünscht. Künasts Staatssekretär Müller,
>> ebenfalls ein Grüner, sah damit nur ein Hindernis für die
>> Neuausrichtung der Agrarpolitik zum ökologischen Landbau beseitigt. Und
>> das stimmt wohl auch. Wissenschaftliche Argumente zählen nicht, das
>> Sagen haben Ideologen.
>> Auf der Homepage des Verbraucherministeriums wird im Zusammenhang mit
>> dem ökologischen Landbau der anthroposophischen Methode das Wort
>> geredet: „Der ökologische Landbau ist keine Modeerscheinung. Schon 1924
>> wurde die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise eingeführt. Auch
>> andere Formen des ökologischen Anbaus, wie der organisch-biologische
>> oder der naturgemäße Landbau, haben eine lange Tradition.“
>>
>> Der schleichende Paradigmenwechsel fand schon vor Jahrzehnten statt.
>> Mit Beginn der siebziger Jahre wurden an deutschen Agrarfakultäten die
>> ersten Lehrstühle für ökologischen Landbau eingerichtet, zum Teil unter
>> erheblichen universitätsinternen Protesten – wie in Kassel, wo der
>> damalige Präsident der Gesamthochschule, Ernst Ulrich von Weizsäcker,
>> die Initiative ergriff. Bis in die jüngste Zeit hinein wurden
>> Lehrstühle und Institute für den Ökolandbau z.T. nur unter massivem
>> politischem Druck eingerichtet. Nirgendwo sonst mischt sich die Politik
>> so ungeniert in den Wissenschaftsbetrieb ein wie auf diesem Gebiet.
>> Fadenscheinige, aus Steuergeldern finanzierte Forschungsprojekte werden
>> ausgelobt, nur um endlich „nachweisen“ zu lassen, was in fast achtzig
>> Jahren Forschung niemandem gelang: dass nämlich Bioprodukte gesünder
>> sind als herkömmliche Ware.
>>
>> Das Erfolgsrezept der anthroposophischen Seilschaften war und ist die
>> undurchsichtige Verquickung von anthroposophischer Lehre und vorgeblich
>> naturwissenschaftlicher Methodik. Dass einer „auf höheren Einsichten“
>> basierenden Weltsicht mit Naturwissenschaften nicht beizukommen ist,
>> wissen auch die Anthroposophen. Steiner behauptete ohnehin, dass die
>> Naturwissenschaften gar nicht anders könnten, als nachträglich
>> Erkenntnisse zu gewinnen, die er dank seiner „Geisteswissenschaft“
>> schon vorher schaute.
>>
>> Schon in den dreißiger Jahren gelangten Agrarwissenschaftler durch
>> vergleichende Forschungen zu dem Ergebnis, dass es keine meßbaren
>> Qualitätsunterschiede zwischen landwirtschaftlichen Produkten aus
>> biologisch-dynamischer und konventioneller Wirtschaftsweise gibt. Daher
>> mussten eigene Prüfverfahren eingeführt werden. Jedoch können nur
>> Anthroposophen sie anwenden. Beispiele dafür sind die 1930
>> vorgestellten so genannten „bildschaffenden Methoden“, die die „innere
>> Qualität, das Charaktervoll-Arttypische“ von Lebensmitteln sichtbar
>> machen sollen, indem man das Wachstum und die Ausbildungsform von
>> Kristallen aus Säften und Pflanzenextrakten frei interpretiert.
>>
>> Die ideologisierte Richtung des Ökolandbaus ist eben untrennbar mit der
>> esoterisch vernebelten Welt- und Natursicht verbunden. Attribute wie
>> „natürlich, biologisch, organisch, gesund“ und „ganzheitlich“ – mit
>> ihrer für die Gläubigen spezifischen Bedeutung – gehören ebenso dazu
>> wie der Glaube an die Kraft der Steine und Gestirne. Steiner: „Das
>> Wasser ist nicht nur aus H und O zusammengesetzt, das Wasser weist die
>> Wege im Erdenbereich denjenigen Kräften, die zum Beispiel vom Mond
>> kommen, so daß das Wasser die Verteilung der Mondkräfte im Erdbereich
>> bewirkt“ (landwirtschaftlicher Vortragszyklus).
>>
>> „Mondkräfte“ spielen in der anthroposophischen Landwirtschaft eine
>> besondere Rolle. Obwohl schon Untersuchungen in den dreißiger Jahren
>> einen wie auch immer gearteten Einfluss des Mondes auf das
>> Pflanzenwachstum für unwesentlich befunden hatten, wird bis heute an
>> einigen Instituten dahingehend geforscht. 1995 fand die Dritte
>> Wissenschaftstagung zum ökologischen Landbau statt. Tagungsort war die
>> Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Den ersten Plenarvortrag hielt
>> Dr. Wolfgang Schaumann aus Bad Vilbel. Schaumann führte aus, dass
>> Steiner mit seinem landwirtschaftlichen Vortragszyklus zu Menschen
>> gesprochen habe, „die sich mit seinem bisherigen Werk, der
>> Anthroposophie, schon beschäftigt hatten. Diese Voraussetzung muss
>> daher eigentlich auch heute noch erfüllt werden, was aber nur selten
>> der Fall ist.“ Steiners „Kurs“, wie Schaumann die Vorträge nennt, sei
>> „eine geistig außerordentlich anspruchsvolle Kost. Es setzt eine sehr
>> starke geistige Bemühung voraus, eine Beschäftigung mit den Grundlagen
>> der Anthroposophie und gewissermaßen ein Leben mit den Inhalten.“
>> Stattdessen würden die Studenten mit „Spezialwissen vollgestopft“. Die
>> „Wurzel des Problems“ sei die „Art der Bildung“ in Deutschland. Die
>> Ausführungen endeten mit der Feststellung:
>>
>> „Sie sehen, es ist ganz ungeheuer viel zu tun und das nicht deshalb,
>> weil wir irgendwelche Sonderlinge sind, die sich seltsame Fragen
>> einfallen lassen, sondern weil die Geschichte des Abendlandes dorthin
>> strebt und weil die Welt, wo man hinblickt, gewissermaßen laut danach
>> ruft, daß es endlich mit genügender Intensität geschehe.“
>>
>> Das war der einleitende Beitrag einer wissenschaftlichen Tagung an
>> einer staatlichen Universität! Schaumann forderte nichts anderes als
>> eine Abkehr von wissenschaftlicher Bildung. Unverhüllt tritt hier der
>> Anspruch einer okkulten Lehre zutage, durchgreifenden Einfluss auf das
>> Bildungswesen in unserem Staat zu gewinnen. Was an anthroposophischen
>> Waldorf-Schulen mit Kindern begonnen wird – die Vermittlung einer
>> esoterischen Mythologie, die Runenlehre, das Rechnen mit Pentagrammen,
>> die Erziehung zu heiliger Ehrfurcht und Scheu (wie Steiner es
>> ausdrückte) –, das soll an den Hochschulen fortgesetzt werden. Dabei
>> sind Erfolge dieses Ansinnens leider nicht zu verleugnen.
>>
>>
>>
>>
>> Auszug aus "Wenn der Mond auf den Hintern scheint" von Peter Treue
>> <http://www.novo-magazin.de/58/novo5852.htm>
>>
>>
>>
>>
>> Gruß
>>
>> --
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>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-landwirtschaft
>
>
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