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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Privates Gesundheitssystem?

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Privates Gesundheitssystem?


Chronologisch Thread 
  • From: Morgan <comte_de_tenebres AT arcor.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Privates Gesundheitssystem?
  • Date: Tue, 02 Jun 2015 12:37:14 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Wolfgang,

zunächst einmal ist das, was sich die Piraten da auf die Fahnen schreiben, nichts, was einem Arzt, der sich über Privatzahler (inkl. IGeL) refinanziert, zwangsläufig missfallen müsste. Auch die PKV ist dem Wesen nach eine Solidarversicherung und es steht nirgends geschrieben, dass die Honorare so liderlich bleiben müssen, wie sie heute teilweise sind. Man möchte lediglich GLEICHBEHANDLUNG erreichen. Ich bin mir aber sicher, dass die Piraten nichts dagegen einzuwenden haben, wenn den Ärzten endlich ein annehmbares Honorar zukommt, gleichzeitig aber die Belastung für die Beitragszahler nicht steigt. Das kann durch Abbau von Wasserköpfen und Funktionärsebenen geschehen oder durch eine Änderung der Beitragspflicht in die GKV (wie es ja nun auch angedacht ist). Am besten macht man beides.

Im Durchschnitt stammt rund ein Drittel des zu versteuernden Einkommens niedergelassener Ärzte auf privat gezahlter Leistungen. Tendenz sinkend!
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die oft per IGeL gerupften Kassenpatienten die Existenzgrundlage einer Praxis darstellen, ohne die eine Praxis überhaupt nicht überleben kann.

Das Equipment in Kliniken ist übrigens i.d.R. steuerfinanziert, da die Mittel dafür von den Krankenhausträgern (Kommunen, Kirchen etc.) kommen und nicht von den Krankenkassen. Natürlich wird auch hier mit spitzer Feder gerechnet, begründet aber keine "Priorisierung" der PKV-Versicherten bei Therapie und Termin. Andernfalls müssen wir nun auch damit beginnen, auf den steuerfinanzierten Straßen demjenigen Vorfahrt zu gewähren, der das größere Auto fährt und mehr Steuern auf Kraftstoffe bezahlt.

Die Situation der Ärzte (auch meine Tochter wird bald eine Ärztin sein), überhaupt der Leistungserbringer, ist größtenteils hausgemacht. Medikamente sind viel zu teuer, die Selbstverwaltung der Ärzte ist viel zu teuer und die Krankenkassen sind viel zu teuer.
Aber man wehrt sich nicht und bringt sein Haus nicht in Ordnung. Das kann nicht auf dem Rücken derer ausgetragen werden, die bereits bis an die Schmerzgrenze finanziell belastet sind.
Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen und die Privatpatienten über- und die Kassenpatienten unter- oder garnicht zu versorgen, ist unethisch und gemäß der ärztlichen Berufsordnung auch unrechtmäßig. Dass sich die Piraten hier engagieren, finde ich auch nach meinem Austritt gut.
Ich persönlich habe nichts gegen eine Privatversicherung parallel zur gesetzlichen Kasse, aber diese dürfte für Arzt und Optiker keine Anreize darstellen, den einen Patienten schneller/besser zu bedienen als den anderen. Sie könnte für Luxusausführung oder Hotelleistungen o.ä. eintreten..
Welche Honorare letztendlich eine solche "Einheitsversicherung" an Ärzte für eine Behandlung bezahlt, ist mit dem zitierten und von Dir beanstandeten Programmpunkt noch überhaupt nicht gesagt.

Gruß
Harry


Am 01.06.2015 22:13, schrieb Wolfgang Gerstenhöfer:
Hallo Harry,

gibt´s Dich hier auch noch? Schön. (Ich bin übrigens kein Arzt.)

Nach meinem Kenntnisstand - auch wenn ich gerade keine aktuellen Zahlen zur
Hand habe - ist es immer noch so, daß die rund 10 Prozent Privatpatienten
deutlich mehr als 10 Prozent der Behandlungskosten bezahlen (dürfen).

Außerdem frage ich mich, warum so viele Arztpraxen auf Privatpatienten
angewiesen sind, um wirtschaftlich arbeiten zu können, wenn die Honorare, die
die Privatpatienten zahlen müssen, so unbedeutend sein sollen.

Und wie sieht es mit der Amortisation des medizinischen Geräteparks in
Krankenhäusern, aber auch in den Praxen aus?

In jedem Fall ist es eine "Milchmädchenrechnung", wenn man meint, daß die
Probleme der gesetzlichen Krankenkassen dadurch gelöst würden, daß man die
Privatversicherten in die gesetzliche Krankenversicherung zwingen würde, einmal von den
verfassungsrechtlichen Bedenken ganz abgesehen.

Es hat Privatpatienten (Selbstzahler) lange gegeben, bevor es Kassenpatienten
gab, und es würde sie auch geben, wenn man die private Krankenversicherung
abschaffen könnte und würde.

Dann allerdings könnten sich wirklich nur die Reichen eine private Behandlung
leisten. Ist das wirklich gewollt?

Beste Grüße
Wolfgang


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
Morgan le Fay
Gesendet: Montag, 1. Juni 2015 12:08
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Privates Gesundheitssystem?

-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Hash: SHA1

Am 01.06.2015 um 09:41 schrieb Wolfgang Gerstenhöfer:

Vor allem sollte man dabei nicht vergessen, daß die gesetzliche
Krankenversicherung und damit die Kassenpatienten zu einem erheblichen

Teil von den Privatpatienten subventioniert werden.


Hallo Wolfgang,

auch wenn Du das noch so oft wiederholst, wird es nicht wahrer.

Mal von Ex-Pirat zu Ex-Pirat: Von ca. 11% privat Versicherten kannst
Du auch beim 2,3fachen bzw. erweiterten Satz kein Feld düngen, wenn
nicht auch eine Menge "GKV-Vieh" Mist hinterlässt, um mich mal so
bildhaft auszudrücken....., zumal die Privaten auch immer sparsamer
werden!

Es sei denn, man therapiert beim PKVler noch den "Schatten des Esels"
und bestellt ihn wöchentlich für´s Dung produzieren ein.

Die Ausstattung eines Augenarztes bspw. kostet mindestens 200-250.000
Euro....Wenn ich mir so die GOÄ-Sätze ansehe und sie mit 2,3
plutifiziere, musst Du eine ganze Menge Refraktionen bei 11%
Versicherten durchführen, bis Du die bezahlt hast. ;-)

Und sollte ich mich täuschen, muss die Frage erlaubt sein, was Euch
Ärzte denn so gnädig stimmt, überhaupt noch Verträge mit den ges.
Kassen einzugehen?!
Lasst das doch einfach bleiben und Ihr braucht das ganze Zuschuss-
Gesocks nicht zu behandeln!

Gruß
Harry
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